Weiter zum Inhalt

Der Klimawandel, seine Folgen und die Klimaschutzbemühungen in Europa können nur nachgewiesen werden, wenn Wissenschaftler an vielen Orten komplexe Messungen in absolut vergleichbarer Weise und langfristig durchführen und ihre Daten der Forschung, Politik und Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Genau dieses Ziel verfolgt die neue europäische Forschungsinfrastruktur „Integrated Carbon Observation System“ (ICOS), die heute ihren offiziellen Rechtsstatus erhalten hat.  

ICOS integriert Beobachtungsnetze für Treibhausgase in der Atmosphäre, in Feldern, Wäldern und Meeren und hat gemeinsame Messstandards, Labore und ein gemeinsames Datenportal geschaffen. ICOS überführt damit die teilweise jahrzehntelangen Einzelbemühungen von Wissenschaftlern in einen langfristig stabilen Verbund. ICOS liefert die Grundlage für eine vollständige europäische Bilanzierung, wie viel Kohlenstoff und Treibhausgase von Mensch und Natur umgesetzt und emittiert werden. Das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz koordiniert die ICOS-Beiträge aller beteiligten deutschen Institutionen und garantiert die Teilnahme Deutschlands an dieser wichtigen Forschungsinfrastruktur.

In Deutschland haben Wissenschaftler in den vergangenen vier Jahren mit großem Aufwand die Messstationen für die drei Beobachtungsnetze Atmosphäre, Landökosysteme und Meere aufgebaut. Dafür hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurden die gemeinsamen europäischen Zentrallabore am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und an der Universität Heidelberg eingerichtet. Ab Januar 2016 geht ICOS nun in den operationellen Betrieb, der zunächst auf 20 Jahre angelegt ist. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur wird den deutschen Messbetrieb mit ca. 3,4 Millionen Euro pro Jahr unterstützen. Weitere Ministerien des Bundes und der Länder unterstützen ICOS in kleinem Umfang ebenfalls.  

Über ganz Europa verteilt führen Wissenschaftler standardisierte Messungen durch – an hohen Türmen und Ökosystem-Messstationen von der Arktis bis zum Mittelmeer, an Messplattformen im Ozean sowie auf Forschungs- und Handelsschiffen im Nordatlantik und in der Ostsee. Im Beobachtungsnetz für Landökosysteme, das in Deutschland ebenfalls vom Thünen-Institut koordiniert wird, untersuchen sie insbesondere, wie sich die Bewirtschaftung und der Klimawandel auf die Treibhausgasbilanzen von Wäldern, Äckern und Grünland auswirken.  

Die europäische Kommission hat ICOS heute, 20. November 2015, offiziell den Status einer europäischen Forschungsinfrastruktur (European Research Infrastructure Consortium, ERIC) verliehen. Zur Bedeutung der ICOS-ERIC-Gründung sagte der Generaldirektor für Forschung, Wissenschaft und Innovation der Europäischen Kommission, Robert-Jan Smits: „Durch die Einrichtung europaweiter Langzeitmessungen der Kohlenstoff- und Treibhausgasumsätze wird ICOS eine entscheidende Wissensgrundlage zur Unterstützung der europäischen und globalen Anstrengungen zur Erreichung der Klimaschutzziele liefern. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass ICOS nun den ERIC-Status erreicht hat. Das perfekte Timing unmittelbar vor der Weltklimakonferenz in Paris sendet eine weitere klare Botschaft zum Bekenntnis der EU zum Klimaschutz aus.“  

Das ICOS ERIC hat acht Gründungsmitglieder: Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden und Finnland. Die Schweiz hat derzeit Beobachterstatus. Das Head Office von ICOS ERIC befindet sich in Helsinki.


Weitere Informationen

www.icos-infrastruktur.de

Kontakt und Projektkoordination

Service zum Download

PDF der Pressemitteilung

Foto: Ökosystem-Messstation (© Jeremy Smith)

Nach oben