Vom Leben auf dem Lande hat so ziemlich jeder seine eigene Vorstellung, entweder vom Hörensagen oder aus eigener Erfahrung. Doch die ländlichen Räume in Deutschland sind äußerst vielgestaltig. Das Thünen-Institut hat jetzt einen Landatlas online gestellt, der ländliche Regionen unter die Lupe nimmt (www.landatlas.de).
„Wer sich für das Leben jenseits der Ballungsräume interessiert, trifft oft auf pauschale Zuschreibungen, die wahlweise das Klischee einer ‚Landlust‘ bedienen oder einem ‚Landfrust‘ das Wort reden“, sagt Dr. Annett Steinführer vom Thünen-Institut für Ländliche Räume, die an der Entwicklung des digitalen Kartenwerks maßgeblich beteiligt war. Ihre Motivation: „Das Interesse von Politik, Medien und Wissenschaft an der tatsächlichen, vielgestaltigen Situation in ländlichen Räumen ist merklich gestiegen. Bislang fehlte aber ein Medium, das dieses Interesse anschaulich befriedigen kann und auf übersichtliche Weise mit Daten untersetzt.“
Diese Lücke füllt jetzt der interaktive Landatlas. Rund 60 Indikatoren werden dort kleinräumig aufbereitet, vor allem zur sozialen, demographischen und wirtschaftlichen Situation, zum Wohnen, zur Versorgungslage und zur Erreichbarkeit verschiedener Einrichtungen. In welchen Regionen Deutschlands ist der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss besonders hoch? Wo befinden sich die wissensintensiven Industrien? Wie steht es um die ärztliche Versorgung, die Apothekendichte oder die Erreichbarkeit von Tankstellen und Lebensmittelläden? Fragen dieser Art beantwortet der Landatlas auf einen Blick.
Grundlage der Darstellungen ist eine neue Abgrenzung ländlicher Räume. Zu diesen zählen nicht nur Dörfer, sondern auch viele Klein- und Mittelstädte. Demnach leben 57 % der Bevölkerung in Deutschland in ländlichen Räumen, welche 91 % der Fläche Deutschlands ausmachen. Der Landatlas nutzt vorwiegend Daten der amtlichen Statistik, insbesondere Indikatoren der Laufenden Raumbeobachtung und des Informationssystems INKAR des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Einige der kartographischen Darstellungen fanden Eingang in den „Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume“, der im November 2016 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde.
Der Landatlas ist Teil des Infoportals „Zukunft.Land“, das im November vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) freigeschaltet wurde (www.zukunft.land).