Lange Jahre konnten Rinder- und Schafzüchter Ergebnisse erwirtschaften, die deutlich erfreulicher waren als die Resultate von Milchviehbetrieben und anderer Fleischproduzenten. 2015 fielen nun in den meisten Produzentenländern die Preise für Rind- und Schaffleisch, womit sich die Ertragslage der Betriebe auch in diesem Sektor verschlechterte.
Dies war eines der Hauptergebnisse der agri benchmark Beef and Sheep Conference 2016, deren Gastgeber das spanische Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt und das dort angegliederte öffentliche Dienstleistungsunternehmen TRAGSATEC waren. Agrarökonomen aus mehr als 30 Ländern bilden das agri benchmark Beef and Sheep Netzwerk, das vom Thünen-Institut in Braunschweig koordiniert wird.
Die einzigartige Datengrundlage des Netzwerks machte eine genaue Analyse der aktuellen Preisbewegungen möglich. Im Vergleich zu den Vorjahren war zunächst die Abwertung aller bedeutenden Währungen gegenüber dem US-Dollar die größte Veränderung. In den meisten Ländern hat dieser Effekt den Anstieg heimischer Preise und/oder Kosten aufgewogen – allerdings nicht in Argentinien, Australien, Kanada und der Schweiz.
In China fielen dagegen 2015 die Rindfleischpreise erstmals seit 10 Jahren. Ausgedrückt in US-Dollar sanken die Rindfleischpreise auch in fast allen anderen Ländern deutlich, nachdem sie Ende 2014 ihren Höchststand erreicht hatten. Futter-, Energie- und Düngerpreise blieben in diesem Zeitraum konstant oder fielen im Vergleich zum Fleischpreis nur unerheblich, so dass sich das Preisverhältnis zwischen Rindfleischerlösen und Futterkosten deutlich verschlechterte. Im Ergebnis sank daher die Wirtschaftlichkeit der Rindfleischproduktion 2015 oder konnte nur knapp das Vorjahresniveau halten. Die Lage in der Schafproduktion ist dagegen uneinheitlich: Die Daten des Netzwerks zeigen fast überall einen Rückgang der Wirtschaftlichkeit, allerdings blieben in China und Algerien die Einkommen der Schafzüchter wegen des sehr hohen Vorjahresniveaus weiterhin hoch.
Die Agrarexperten von agri benchmark verstehen unter Nachhaltigkeit in der Tierproduktion nicht nur wirtschaftliche Aspekte. Ebenso intensiv wurden Umweltfragen und Fragen des Tierwohls auf der Konferenz diskutiert. Alfredo Bellagamba, agri benchmark Partner aus Uruguay: „Gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation World Animal Protection haben wir einen Prototyp für die Messung von Tierwohl in Mutterkuh- und Rindermastbetrieben entwickelt, der bereits auf großes Interesse bei internationalen Organisationen und Firmen stößt.“
Eher Ausnahme als Regel: Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen
Für den spanischen Markt von Schaffleisch ist eine zurückgehende einheimische Nachfrage charakteristisch. Die Zahlen zeigen auch einen Rückgang in der Produktion, allerdings in geringerem Umfang. Bei stabilen Importmengen von Schaffleisch wird der Überschuss vor allem nach Frankreich und Südeuropa, in zunehmenden Anteilen auch nach Algerien exportiert. Auch der Export lebender Tiere steigt.
Die spanische Rindfleischproduktion ist in den letzten fünf Jahren relativ stabil geblieben, der Rindfleischkonsum ging dagegen um 17 % zurück. Auch hier hat bei stabilen Importmengen der Export 2015 zugenommen. Diese Exporte fließen vor allem in andere Länder der Europäischen Union. „Lebende Rinder werden ebenso wie lebende Schafe überwiegend nach Libyen und Libanon exportiert, nordafrikanische Länder gewinnen aber als Abnehmer an Bedeutung“, berichteten Maura Lopez Ayala und Nieves Ansón Navarro vom spanischen Landwirtschaftsministerium.
In der Gesamtheit entwickelt sich der spanische Fleischmarkt auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld dynamisch. Die positive Entwicklung der Exportmärkte ermöglicht den spanischen Produzenten die Aufrechterhaltung der Produktion bei zunehmend schwierigen Absatzmöglichkeiten im heimischen Markt.
Schaf- und Rinderbetriebe sowie Unternehmen der fleischverarbeitenden Industrie sind in Spanien häufig in der Form von Genossenschaften organisiert. Extensive Formen der Tierhaltung und –aufzucht sind charakteristisch für Spanien, beispielsweise in Bergregionen oder in der „Dehesa“ im trockenen Südwesten des Landes. Dort findet sich bereits seit Jahrtausenden ein multifunktionales Wald-Weidesystem mit Korkeichenwäldern. „In der Dehesa halten wir Mutterkühe und Schafe und mit den Eicheln machen wir auch noch unsere Schweine fett. Die Eichen geben den Tieren Schatten und bewahren den Boden vor Erosion“, fasst Pedro José Moreno von der Genossenschaft COVAP die Charakteristika dieser Kulturlandschaft zusammen.
Aufgrund des knappen Angebots von Weide- und Futterflächen findet die Ausmast von Rindern und Lämmern in Spanien fast ausschließlich mit hohem Kraftfuttereinsatz und in Stallhaltung bzw. in Feedlots statt. Geringe Schlachtgewichte sind ein weiteres Charakteristikum des spanischen Marktes.
Eine Zusammenfassung der Konferenzergebnisse wird im vierten Quartal 2016 auf der agri benchmark Webseite (www.agribenchmark.org) zur Verfügung stehen. Die nächste agri benchmark Beef and Sheep Konferenz wird in Calgary, Canada, im Juni 2017 stattfinden.
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Foto: Mutterkühe in der andalusischen Dehesa (© Claus Deblitz/Thünen-Institut)
Foto: Schafproduktion unter trockenen Bedingungen in der Region Extremadura (© Carlos Garçia)