Gibt es Haie in der Ostsee?
Haie kommen wegen ihrer spezifischen Osmoregulation nur selten länger als einige Tage bis Wochen im Brackwasser der Ostsee vor. Sie sind hier grundsätzlich Irrgäste.
Knorpelfische, zu denen die Haie gehören, sind wegen ihrer Nierenfunktion und osmoregulatorischen Fähigkeiten kaum in der Lage, sich an wechselnde Salzkonzentrationen des Umgebungsmilieus anzupassen. Daher besiedeln sie Brack- und Süßwasser als Bestände oder Arten nur in Ausnahmefällen. In der Ostsee ist dies nicht der Fall und Knorpelfische (Haie, Rochen und Chimären) tauchen in der Ostsee allenfalls als Irrgäste auf.
Nur das Verbreitungsgebiet des Dornhais (Squalus acanthias) erstreckt sich (je nach Quelle) über das Kattegat hinaus bis in die westliche Ostsee. Da sich der Dornhai in der westlichen Ostsee mit ihren wechselnden Salzgehalten kaum oder nur in Ausnahmefällen fortpflanzen kann, zählt die Ostsee nicht zum Verbreitungsgebiet dieser Art im engeren Sinn.
Da Haifische in der Ostsee keine Bestände bilden, gibt es für die Ostsee keine Forschung zu ihrem Schutz und Management in diesem Seegebiet. Das Meeresmuseum Stralsund sammelt aufgefundene oder gefangene Irrgäste und beschäftigt sich mit deren Biologie und Ökologie.
Einige Studien, in denen eine große Zahl von Hai- und anderen Knorpelfischarten in der Ostsee aufgeführt sind, betrachten in irreführender Weise das Kattegat und das Skagerrak, in denen diese Arten auftreten, als zur Ostsee gehörend, obwohl beide Gebiete nach gängiger Definition nicht Bestandteil der Ökoregion Ostsee sind. Diese Seegebiete gehören faunistisch, ökologisch und deshalb auch zoogeographisch wie auch statistisch zur Nordsee. Das Kattegat wird im Süden durch die dänischen Inseln von der Ostsee abgegrenzt.