Hintergrund und Zielsetzung
Weltweit gehen Millionen von Menschen an Meeren, Seen und Flüssen angeln. Auch in Deutschland ist das Angeln ein beliebtes Hobby. Doch wie viele Angler und Anglerinnen gibt es wirklich in Deutschland? Wie oft und wo gehen sie Angeln? Was und wie viel fangen sie? Wie viel Geld geben sie für ihr Hobby aus und warum gehen sie überhaupt Angeln? Diese und noch viele andere Fragen wollen wir im Rahmen der Studie „Angeln in Deutschland“ beantworten.
Die Ziele im Einzelnen sind:
- Die Ermittlung des anglerischen Aufwands (Anzahl Angler und Angeltage) in den deutschen Binnen- und Meeresgewässern sowie der jährlichen Entnahmen und Rückwürfe aller Fischarten unter Berücksichtigung räumlicher und zeitlicher Aspekte.
- Die repräsentative Abschätzung der sozialen (z. B. Effekte auf die Gesundheit und Lebensqualität) und ökonomischen Bedeutung der Angelfischerei in Deutschland.
- Die repräsentative Erhebung und Analyse von Verhaltensmerkmalen der Anglerinnen und Angler zur Quantifizierung der Anglerheterogenität (verschiedene Anglertypen).
- Die repräsentative Erhebung von Daten zu Einstellungen und Überzeugungen zum Angeln und zu angelrelevanten Themen (z.B. der Bewirtschaftung von Fischbeständen).
Hintergrund dieser Studie ist die Verpflichtung aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zur regelmäßigen Erhebung von Daten zur angelfischereilichen Nutzung verschiedener Fischarten z.B. Kabeljau/Dorsch, Aal, Lachs und Meerforelle (auch in den Binnengewässern) im Rahmen des „EU Multi-annual Programme“ (EU-Verordnung 2016/1251).
Die im Rahmen dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse können als Grundlage für die Entwicklung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Nutzung der Fischbestände in Deutschland dienen. Gleichzeitig soll die soziale und ökonomische Bedeutung des Angelns in Deutschland ermittelt werden, um eine objektive Datengrundlage zu gewinnen, auf deren Basis die Bedürfnisse der Angler und Anglerinnen in Deutschland besser in zukünftigen Bewirtschaftungsplänen berücksichtigt werden können.
Da kein vollständiges, deutschlandweites Register von Anglerinnen und Anglern für Befragungen existiert, können Daten aus der Freizeitfischerei in Deutschland nur im Rahmen von repräsentativen Bevölkerungsbefragungen erhoben werden. Diese Befragungen sind klassische Befragungen wie sie in der Sozial- und Marktforschung üblich sind und die Teilnahme ist freiwillig. Im ersten Schritt wurde daher eine bevölkerungsrepräsentative, deutschlandweite Telefonbefragung von 150.000 Haushalten durchgeführt. Zur Zielgruppe gehörten alle Personen ab 14 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland, die über einen Festnetz- oder Mobilfunkanschluss verfügen und angeln. Dabei wurden zunächst zufällig computergenerierte Telefonnummern abtelefoniert, um mit Hilfe eines CATI Surveys (Computer Assisted Telephone Interview) Anglerinnen und Angler repräsentativ in der deutschen Allgemeinbevölkerung zu identifizieren. Insgesamt wurden dafür 1.541.182 Telefonnummern genutzt, wovon 683.135 (ca. 44%) Mobilfunk- und 858.047 (ca. 56%) Festnetznummern waren. Während des CATI Surveys wurden 5.781 Haushalte mit angelnden Personen identifiziert. Auskunftsbereite Anglerinnen und Angler wurden dann im Rahmen eines Rekrutierungsinterviews zu ihrem Angelverhalten in den letzten zwölf Monaten befragt. Zusätzlich wurden sozio-demographische Parameter und angelrelevantes Verhalten abgefragt. Rund 2.800 Anglerinnen und Angler nahmen an dem Rekrutierungsinterview teil.
Am Ende des Interviews wurden die Anglerinnen und Angler dann im zweiten Schritt zur Teilnahme an einer zwölf-monatigen Angeltagebuchstudie (Panel-Studie) eingeladen, welche aktuell noch läuft. Rund 1.900 Anglerinnen und Angler erklärten sich hierzu bereit. Für die Angeltagebuchstudie erhielten die TeilnehmerInnen ein Tagebuch, in welches sie ihre Angelaktivitäten (Datum, Ort, Angelart, Bewertung des Angelerlebnisses, Ausgaben für den Angeltag, Hauptzielfischart, Anzahl entnommener und zurückgesetzter Fische) an der deutschen Ostsee- oder Nordseeküste und den Binnengewässern begleitend über einen einjährigen Erhebungszeitraum eintragen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit diese Daten auch digital über eine web-basierte Eingabemaske zu erfassen. Einmal pro Quartal werden die TeilnehmerInnen telefonisch kontaktiert (Betreuungsanrufe), um an die Teilnahme zu erinnern bzw. die im Angeltagebuch dokumentierten Angeltrips an der deutschen Ostsee- oder Nordseeküste und den Binnengewässern standardisiert zu erfassen. Darüber hinaus werden Kurzbefragungen zu verschiedenen Themen des Angelns durchgeführt.
Mit der Durchführung der Datenerhebung (telefonische Kurzumfrage und Angeltagebuchstudie inklusive Betreuungsanrufe) wurde ein externes Markt- und Sozialforschungsinstitut (USUMA GmbH, Berlin) beauftragt, welches auf die Durchführung von komplexen, repräsentativen Sozialforschungsstudien spezialisiert ist und über langjährige Erfahrung in der Durchführung von wissenschaftlichen Telefonbefragungen, auch im Bereich der Angelfischerei verfügt. Die Datenerhebung mittels der Telefonbefragung und des Angeltagebuches wird von Oktober 2020 bis vorrausichtlich Mitte 2022 laufen. Erste spannende Zwischenergebnisse liegen aber bereits jetzt vor. Von den knapp 1.900 Teilnehmenden der Angeltagebuchstudie gingen rund 80% im Süßwasser an Flüssen, Seen und Teichen und 29% in deutschen Meeresgewässern angeln. Insgesamt wurden bisher über 36.000 Fische von den TeilnehmerInnen gefangen, wobei im Süßwasser am häufigsten Rotaugen und im Meer Heringe gefangen wurden. Ein durchschnittlicher Angeltrip dauerte bisher knapp zweieinhalb Stunden und die Angelnden legten dafür rund 25 km zurück und gaben etwa 19 Euro pro Trip für ihr Hobby aus. Als wichtigste Motivation für das Angeln wurde „Ich verbringe gerne Zeit in der Natur“ genannt.
Diese Studie verfolgt keinerlei kommerzielle Zwecke, sondern soll ausschließlich dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn dienen. Die Befragung erfolgt anonym und ist freiwillig. USUMA ist Mitglied im Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. (ADM) und hat sich zur Einhaltung der Vorschriften der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sowie der europäischen Standards (ESOMAR) verpflichtet. Der Projektleiter und alle Mitarbeitenden des Projektes, die die erhobenen Daten verarbeiten und auswerten, sind zur absoluten Verschwiegenheit und größter Vertraulichkeit verpflichtet. Alle Ergebnisse werden nur aggregiert bzw. in zusammenfassenden Untergruppen in Form statistischer Daten analysiert und später veröffentlicht, sodass niemals Rückschlüsse auf einzelne Beteiligte gezogen werden können.
Die Studie wird aus Mitteln der Europäischen Union und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert.