Die Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und biologischer Vielfalt sind ein Thema, das in der Öffentlichkeit oft und häufig kontrovers diskutiert wird. Was die Landwirtschaft tun kann, um die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft zu erhalten und zu fördern, soll ein neues Forschungsprojekt beantworten, das am 9. Januar 2017 in Berlin vorgestellt wurde. Das Projekt mit Namen F.R.A.N.Z. (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) wird von der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz und dem Deutschen Bauernverband koordiniert. Ziel ist es, praxistaugliche und wirtschaftlich tragfähige Maßnahmen zu entwickeln und zu erproben, die effizienten Naturschutz auch in intensiv bewirtschafteten Agrarräumen ermöglichen. Zusätzlich soll die Umsetzung von bestehenden Agrarumweltleistungen optimiert werden. Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz ist dabei essenziell.
Im Mittelpunkt des Projekts stehen zehn über das Bundesgebiet verteilte Demonstrationsbetriebe (sieben Ackerbau- und drei Grünlandbetriebe), die zielgerichtete Maßnahmen zur Erhaltung und zur Steigerung der Biodiversität umsetzen. Dazu zählen unter anderem Blühstreifen und -flächen, Extensivgetreide, sogenannte Feldlerchen-Fenster, Kiebitz-Inseln und Extensivgrünland. Bewusst wurde der Schwerpunkt auf intensiv wirtschaftende Betriebe und nicht auf Betriebe auf Grenzertragsstandorten gelegt.
Das Thünen-Institut für Biodiversität, die Universität Göttingen und das Michael-Otto-Institut im NABU untersuchen die Populationsentwicklung verschiedener Tierarten (Bienen, Schmetterlinge, Vögel, Amphibien, Feldhasen) und Pflanzen sowie zwei wichtige Ökosystemfunktionen: Bestäubung und bodenbiologische Aktivität. Die Thünen-Institute für Ländliche Räume und für Betriebswirtschaft begleiten das Projekt aus sozioökonomischer Sicht. Mittel- und langfristig sollen die Naturschutzmaßnahmen auch auf andere Betriebe übertragen werden. Hierzu ist es wichtig, dass sich die Maßnahmen gut in die betrieblichen Abläufe integrieren lassen und keine wirtschaftlichen Einbußen nach sich ziehen. Hemmnisse im bestehenden Förder- und Ordnungsrecht sollen identifiziert und entsprechende Änderungsvorschläge mit politischen Akteuren diskutiert werden, damit die Landwirte zukünftig mehr Naturschutzmaßnahmen umsetzen können.
Für die erste Phase bis 2019 stehen dem Projekt F.R.A.N.Z. knapp 3,7 Millionen Euro zur Verfügung. Das Projekt ist in mehreren Phasen auf insgesamt zehn Jahre angelegt. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks haben die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit besonderer Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sowie durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Die Michael Otto Stiftung für Umweltschutz unterstützt das Projekt zusätzlich durch einen finanziellen Eigenanteil.
Weitere Informationen stehen im Internet unter www.franz-projekt.de zur Verfügung.
Ansprechpartner am Thünen-Institut für Biodiversität:Jens Dauber