Sechs Tonnen wiegt der Zylinder, den der Bagger aus dem Boden zieht. Mit spezieller Technik wurde der runde Erdklotz zuvor aus dem Waldgrund herausgeschnitten, dann das Gefäß nach unten verschlossen. Unweit der Grube wird es abgesetzt und mittels Hydraulik auf den Kopf gestellt. "Um eine natürliche Sickerung zu erreichen, wird am unteren Ende eine Schicht Filterkies eingebracht, dann wieder gedreht", erklärt Jürgen Müller vom Thünen-Institut, dem Auftraggeber der Prozedur.
Die Firma Umweltgerätetechnik aus Müncheberg (Märkisch-Oderland) hat sich auf das Verfahren spezialisiert, Erdmassen in einem Stück zu extrahieren. Weltweit werde ihre Technik angewandt. Doch wozu der Aufwand? In diesem Fall geht es um die Frage, welche Bäume mit Trockenheit zurechtkommen. Der Klimawandel bedroht heimische Arten. Die Wissenschaft sucht deshalb "den Wald von morgen", wie Jürgen Müller sagt. Mit den aus dem Boden geschälten Erdzylindern werden Blumentöpfe für Bäume befüllt, sogenannte Lysimeter. So erklärt es der Mann vom Thünen-Institut, das sich direkt am Waldcampus der Eberswalder Hochschule für nachhaltige Entwicklung befindet. Dort warten acht hohle Betonzylinder auf den passgenauen Erdklotz.
Ganz bewusst wird die Masse nicht in die Löcher geschippt, sondern in einem Stück belassen. "So haben wir einen ungestörten Bodenmonolithen", sagt Müller. Der Laborversuch verlaufe unter naturnahen Bedingungen ab. Die Bodenstruktur wird nicht gestört und lässt sich als Einflussfaktor ausschließen. Erst im Frühjahr 2018 wird in jeden der acht Behälter am Institut eine Douglasienart gepflanzt, die unter einem durchsichtigen Dach wächst und gedeiht - oder eingeht. Das Dach hält Regen fern. "Dadurch wird bewusst Trockenheit simuliert", erläutert Jürgen Müller. Am Ende des Versuchs wissen die Forscher, welche Unterart des Nadelbaums am besten mit wenig Niederschlag zurechtkommt. Die Fichte, so Müller, bekommt mit zunehmender Trockenheit Probleme. Möglicherweise ist es sinnvoll, sie in der Forstwirtschaft künftig durch die ursprünglich aus Nordamerika stammende Douglasie zu ersetzen. Das klärt nun das Forschungsprojekt, das zunächst für fünf Jahre angesetzt ist und vom Bund finanziert wird. Die Kosten lägen laut Jürgen Müller mindestens bei einer Million Euro.
Ähnliche Versuche habe es bereits mit Buchen gegeben. "Die Mutter des Deutschen Waldes", wie Müller sie nennt, brauche eine bestimmte Niederschlagsmenge. Die polnische Buche, so das Ergebnis des Versuchs, käme mit der Trockenheit besser zurecht. Ob sie künftig in die Bundesrepublik "einwandern" darf, müsse die Politik klären.
Und die Löcher im Waldboden zwischen Eberswalde und Spechthausen? "Die werden mit Erde aus Vorgängerversuchen befüllt und auch das Laub wieder drübergeharkt", versichert Jürgen Müller. Die Fläche soll aussehen, wie die Forscher sie vorgefunden haben. Das hätten sie Revierförster Albrecht Opitz versprochen.