Mit einer Festveranstaltung in Braunschweig haben das Thünen-Institut, die Universität Greifswald und die Michael Succow Stiftung am 10. und 11. Juni den Auftakt von neun langfristig angelegten Projekten zum Moorbodenschutz gefeiert. Rund 200 Moorbodenexpert*innen aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Schweden nahmen an der Tagung teil. „Mit Ihrer Forschung haben Sie den Weg in ein gutes Förderkonzept geebnet“, betonte Nathalie Niederdrenk vom Bundesumweltministerium (BMUV), die die Veranstaltung gemeinsam mit Luisa Rölke vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eröffnete.
Das BMUV und das BMEL fördern die auf je zehn Jahre angelegten Pilotvorhaben sowie Modell- und Demonstrationsvorhaben und die PaludiZentrale, die im PaludiNetz zusammenarbeiten. In den Projekten werden verschiedenste Paludikultur-Optionen umgesetzt, darunter der Anbau von Torfmoosen zur Herstellung von Kultursubstraten für den Gartenbau, die Nutzung von Nasswiesen und der Anbau von Rohrkolben und Schilf zur Erzeugung von Biomasse für verschiedenste Produkte, von Bau- und Dämmstoffen bis hin zu Verpackungen und Papier. Vernetzt und begleitet werden die PaludiNetz-Projekte von der PaludiZentrale, bestehend aus Universität Greifswald, Michael Succow Stiftung (beide Partner im Greifswald Moor Centrum) und dem Thünen-Institut. Die PaludiZentrale sorgt für eine einheitliche Datenerfassung, wertet die Ergebnisse übergreifend wissenschaftlich aus und kümmert sich um den Wissenstransfer.
Bärbel Tiemeyer, Forschungsgruppenleiterin Moore im Thünen-Institut für Agrarklimaschutz und zusammen mit Franziska Tanneberger vom Greifswald Moor Centrum Projektleiterin der PaludiZentrale, zeigte die Herausforderungen und Chancen der Moortransformation auf und gab einen optimistischen Ausblick auf 2032: „Wir werden viele Fragen geklärt haben, die heute noch nicht gesichert beantwortet werden können.“ 2032 werden die Erkenntnisse aus den Projekten dazu beigetragen haben, Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig die Biodiversität zu fördern. Landwirtinnen und Landwirte haben Absatzmärkte für ihre Biomasse und werden für die ökologischen Leistungen der nassen Moornutzung auch finanziell gewürdigt.
Hans Joosten, emeritierter Professor der Universität Greifswald, hatte zuvor auf 25 Jahre Paludikultur und die Anfänge der nassen Moorbewirtschaftung zurückgeblickt. Im niederländischen Hochmoorgebiet „De Peel“ geboren und aufgewachsen, engagierte sich Joosten schon während seiner Studienzeit für den Moorschutz. Joosten verfolgte das Konzept, Moorpflanzen wie Torfmoose anzubauen statt Torf abzubauen schon in den 90er-Jahren. Gemeinsam mit der Michael Succow Stiftung entwickelte er mit seiner Arbeitsgruppe an der Universität Greifswald den Begriff und das Konzept der Paludikultur, der sich seitdem weltweit verbreitet hat und nun den Schritt von Pilotprojekten in die Praxis schaffen soll.
Im weiteren Verlauf der Festveranstaltung wurden die PaludiNetz-Projekte WetNetBB, BLuMo (Brandenburg), LivingLab Teufelsmoor, MOOSland, RoNNi (Niedersachsen), Klimafarm (Schleswig-Holstein), PaludiMV (Mecklenburg-Vorpommern) und MoorWERT (Bayern), Perspektiven für Wertschöpfungsketten aus Sicht von Landwirt*innen, großen Unternehmen und Start-Ups diskutiert und der Kenntnisstand zu verschiedenen Paludikulturen bezüglich Anbauverfahren, Biodiversität und Treibhausgasemissionen vorgestellt.