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Dossier

Luftschadstoffe und Wälder

Kai Schwärzel, Alexa Michel | 30.05.2022


WO Institut für Waldökosysteme

Luftschadstoffe haben europaweit zu „saurem Regen” und „Waldsterben” geführt. Obwohl sich dank des Genfer Luftreinhalteabkommens die Luftqualität stark verbessert hat, droht dem Wald weiterhin Gefahr – wie das Monitoring von ICP Forests zeigt.

Luftverschmutzung ist ein globales Problem, das neben der menschlichen Gesundheit auch die Funktionsfähigkeit terrestrischer und aquatischer Ökosysteme beeinträchtigen kann. In vielen Regionen der Welt nimmt der Schadstoffausstoß weiter zu, da Energieversorgung, Landwirtschaft, Industrie und Verkehr stetig anwachsen.

Die transnationale Dimension wurde in den 1960er Jahren deutlich, als die Versauerung von skandinavischen Flüssen und Seen auf eine großräumige, grenzüberschreitende Verschmutzung der Luft zurückgeführt werden konnte. Damit wurde klar, dass Luftverschmutzung weder am Straßenrand noch an Ländergrenzen halt macht.

Insbesondere die Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxid (NOX), Ammoniak (NH3), und bodennahes Ozon (O3) können Waldökosysteme beeinträchtigen. Diese Stoffe können sich absetzen, durch Niederschläge ausgewaschen und von der Vegetation aufgenommen werden. Versauerung und übermäßige Nährstoffanreicherung in Böden und Gewässern, Ungleichgewichte im Ernährungszustand der Bäume sowie deren direkte Schädigung können folgen.

In den frühen 1980er Jahren wurde vor allem in Nord-, Mittel- und Osteuropa eine zunehmende Kronenverlichtung – sichtbare Nadel- und Blattverluste von Baumkronen – beobachtet. Im gleichen Zeitraum stieg die Emission von Schadstoffen aus Verkehr, Landwirtschaft, Energieerzeugung, Industrie und Haushalten sehr stark an. Vermutet wurde damals, dass die Zunahme von Kronenverlichtungen mit der steigenden Luftverschmutzung zusammenhängt. Die Begriffe „Waldsterben” und „saurer Regen” wurden in der Öffentlichkeit breit diskutiert.

Vor diesem Hintergrund wurde 1985 das Internationale Kooperationsprogramm Wälder (International Co-operative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests – ICP Forests) im Rahmen der Genfer Luftreinhaltekonvention (Air Convention) der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) etabliert. Das Genfer Luftreinhalteabkommen von 1979 ist das erste rechtlich verbindliche transnationale Abkommen zum Thema Luftverschmutzung und umfasst die gesamte Region der UNECE. Es hat das Ziel, Luftverschmutzung zu überwachen und einen Rahmen für die internationale Zusammenarbeit zur Eingrenzung und Verminderung von Luftschadstoffen zu schaffen.
Das forstliche Umweltmonitoring im Rahmen von ICP Forests unterteilt sich in das großräumige und systematische Level-I-Monitoring, das in Deutschland im Rahmen der Waldzustandserhebung und Bodenzustandserhebung Wald durchgeführt wird, und in das intensive Level-II-Monitoring auf ausgewählten Dauerbeobachtungsflächen, um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu untersuchen.

Die beschlossenen Maßnahmen des Genfer Luftreinhalteabkommens zeigten Wirkung: Der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Industrie und Verkehr sank, Bodenversauerung und „Waldsterben” nahmen ab. Besonders die Emissionen von Schwefeldioxid gingen stark zurück.

Allerdings nehmen die Emissionen von Stickstoffoxiden und Ammoniak aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft seit einigen Jahren nur noch langsam ab. Dadurch sind viele Waldökosysteme immer noch einer Gefahr von übermäßiger Nährstoffanreicherung in den Böden, Ungleichgewichten im Ernährungszustand sowie direkten Schädigungen ausgesetzt.

Das Netzwerk ICP Forests erfasst seit mehr als 30 Jahren verschiedenste Umweltparameter an Bäumen in ganz Europa. Auf diese Weise sind Zeitreihen entstanden, mit denen sich nicht nur die Entwicklung der schädigenden Immissionsbelastungen für Wälder abschätzen lassen, sondern auch Aussagen über Ursache-Wirkungs-Beziehungen möglich sind.

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Zahlen & Fakten

Wälder weiterhin von Luftschadstoffen betroffen

Die EU hat sich verpflichtet, die Emissionen von Luftschadstoffen zu reduzieren. Um zu überprüfen, wie erfolgreich die Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Deutschlands Wäldern sind, werden Ergebnisse aus Umweltmonitoring-Netzwerken genutzt.

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