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Transformation der Landwirtschaft: Frauen in Führung

Die Landwirtschaft ist noch immer männlich geprägt. Das gilt auch für die Forschung rund um Tierhaltung und Pflanzenbau. Im Ökosektor ist die Frauenquote geringfügig höher und hat Tradition: Schon bei Pionieren des Ökolandbaus finden sich einige Frauen. Während der diesjährigen BIOFACH schilderten fünf leitende Wissenschaftlerinnen, alle gefragte Expertinnen in ihren Bereichen, ihre Erfahrungen als Frauen auf dem Weg zu ihren heutigen Führungspositionen.

Sie forschen zum Tierwohl, zur Diversität im Pflanzenbau, zur Ernährung, sind in transdisziplinären Projekten mit den Landwirten aktiv oder liefern wichtige Ergebnisse für politische Entscheidungen: Frauen in führenden Positionen der Agrarforschung sind selten, aber ihr Beitrag zur Transformation des Sektors ist wesentlich. So richtete sich der diesjährige Kongressschwerpunkt auf die transformative Kraft von Frauen.

Eine gemeinsame Erfahrung, über die die Professorinnen Hiltrud Nieberg (Thünen-Institut), Maria Finckh und Ute Knierim (beide Universität Kassel), Carola Strassner (FH Münster) und Anna Maria Häring (HNE Eberswalde) berichteten: Der Weg, den sie beschritten haben, war kein leichter. Im Ökolandbau ist die Frauenquote zwar geringfügig höher als in der konventionellen Landwirtschaft. Der Ernährungsbereich ist sogar traditionell weiblich geprägt. Dennoch mussten die Frauen ihre Fähigkeiten häufiger beweisen als Männer.

Auch gegenüber den Kolleginnen: „Nach meiner Berufung hat mir eine Frau gesagt, dass ich den Job wohl aufgrund meines Geschlechts bekommen hätte“, berichtete etwa Carola Strassner, Ökotrophologin in Münster. Ihre Erfahrung: „Es gibt kein klares schwarz oder weiß, Männer hier, Frauen dort.“ Dennoch habe sie Solidarität eher unter Frauen erlebt, ebenso ein eher kollaborativ als kompetitiv geprägtes Verhalten in der Forschung.   

„Die Frauenkarte habe ich nie gespielt, sondern schnell begriffen, dass ich mich wie die Männer verhalten muss“, sagte Maria Finckh, die Pflanzenschutz im Ökolandbau in Kassel lehrt. Während es in den USA unproblematisch gewesen sei, als Wissenschaftlerin Anerkennung zu erfahren, hätte sie nicht nur auf den Philippinen sehr bewusst ihren Titel tragen müssen, um als kompetent wahrgenommen zu werden.

Kompetenz ist auch im Umgang mit den Praktikern häufig ein großes Thema. „Ich höre immer wieder, das ist ein bisschen schmutzig hier, das ist doch nichts für Frauen“, berichtete eine Professorin aus dem Publikum. Eine Erfahrung, die Hiltrud Nieberg teilt: „Es ist immer gut, als Wissenschaftlerin eine Kuh melken und einen Traktor fahren zu können.“ Aber: Als Frau überhaupt in die Landwirtschaft zu kommen, sei schon eine Herausforderung gewesen. Für ihren Ausbildungsplatz hatte sie knapp 50 Betriebe angeschrieben, nur drei hätten überhaupt Interesse gehabt. Heute berät sie als Leiterin des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft unter anderem in der Zukunftskommission Landwirtschaft und im Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz das Bundeslandwirtschaftsministerium.

Anna Maria Häring hat sich zwar auch durchgebissen, aber schon als Kind darauf geachtet, in möglichst ausgewogenen Zusammenhängen zu agieren. Die Agrarökonomin und -biologin hat sich bewusst Forschungsfelder gesucht, in denen Frauen Karrierechancen haben – und erlebt dennoch bis heute, dass ihre junge männliche Hilfskraft mitunter bei Veranstaltungen per Handschlag begrüßt wird und sie als Professorin unbeachtet danebensteht. Selbstzweifel gehören in solchen Momenten dazu.

Einen kompletten Wandel in ihrem Fach hat Ute Knierim erlebt: Die Tiermedizin war zu ihrer Studierendenzeit rein männlich und ist inzwischen weiblich dominiert. Insbesondere den Frauen zugeschriebene Eigenschaften wie Empathie seien im Bereich Tierwohl sehr gefragt. Knierim stellte aber auch die Frage, ob die geringere finanzielle Ausstattung des Faches oder aber der hohe Numerus Clausus ebenfalls Ursache des Wandels sein könnten. Dieser Trend ist schon lange erkennbar: Mehr Mädchen als Jungen machen Abitur und ihre Noten sind in aller Regel besser. Auch in den Agrarwissenschaften sind mehr als die Hälfte der Studierenden Frauen.

Gemeinsam war allen Frauen im Raum, dass sie Schwierigkeiten ignoriert haben oder sie als Ansporn nahmen, ihre fachliche Qualität zu beweisen. Und so ermunterte Hiltrud Nieberg am Ende alle Frauen nicht zum ersten Mal, sich für ihre Belange einzusetzen, eine Karriere zu wollen und strukturelle Veränderungen einzufordern.

Die Veranstaltung wurde von Dr. Susanne Padel moderiert. Sie hat am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft am Projekt zu Frauen in der Landwirtschaft mitgearbeitet. Zuvor hat sie zu sozio-ökonomischen Themen des Ökolandbaus in Großbritannien geforscht und in der Agrarökonomie promoviert.

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