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© Anja Bunge / Thünen-Institut
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Institute of

FI Fisheries Ecology

Wassertrübung beeinflusst Beuteerfolg und Überlebensraten von Stintlarven

In vielen aquatischen Lebensräumen nimmt die Wassertrübung zu. Dies kann sich direkt und indirekt auf Fische und deren frühe Lebensstadien auswirken. Am Institut für Fischereiökologie wurde untersucht, wie sich Wassertrübung auf den Beuteerfolg und die Überlebensrate von Stintlarven auswirkt.

Erwachsener Stint
© S. Reiser

Der Lebensraum Ästuar sowie die Küstengebiete sind durch die Gezeiten, Tages- und jahreszeitliche Schwankungen von Umweltparametern, wie etwa Salzgehalt, pH-Wert, Temperatur und Wassertrübung gekennzeichnet. Die Wassertrübung, d.h. die Streuung und Absorption von Licht im Wasser, wird durch organisches Material, Plankton oder Mineralverbindungen verursacht. Wassertrübung hat einen natürlichen Ursprung. Sie kann aber auch durch menschliche Aktivitäten beeinflusst werden. Sedimenteintrag durch Niederschläge und Abfluss aus landwirtschaftlichen Flächen, Bergbau oder Rodung führten Berichten zufolge zu einer Zunahme der Wassertrübung in aquatischen Lebensräumen. Auch der Schiffsverkehr sowie der für den Unterhalt von Wasserstraßen und Schifffahrtswegen notwendige regelmäßige Eingriff in das Flussbett können zu einem Anstieg der Wassertrübung führen. Die Effekte eines Anstiegs von Wassertrübung auf die heimische Fischfauna werden in jüngerer Zeit intensiv für die Elbe und den dort beobachteten Rückgang der Stintpopulation diskutiert. Hat die Wassertrübung aber überhaupt einen Einfluss auf die frühen Lebensstadien des Stints? Schließlich leben Stinte in einem Lebensraum, der von Natur aus eine hohe Wassertrübung aufweist. Sollte die Trübung einen Effekt haben, wie wirken sich unterschiedliche Grade von Wassertrübung auf die Stintlarven aus?

Dieser Frage sind Forschende am Thünen-Institut für Fischereiökologie im Rahmen einer experimentellen Studie nachgegangen, die kürzlich in der Fachzeitschrift Aquatic Sciences veröffentlicht wurde. Dazu wurden Elterntiere des Europäischen Stint zuerst nach einem ebenfalls kürzlich etablierten Protokoll künstlich vermehrt und die Larven aufgezogen. Die Larven wurden dann in fünf unterschiedlichen Trübungsniveaus (100-500 NTU), wie sie in Flüssen wir Elbe und Weser vorkommen können, und einer Kontrolle (0 NTU) gehalten. Gefüttert wurden die Stintlarven mit Nauplien von Salinenkrebsen. An diese Nauplien waren die Stintlarven bereits gewöhnt. Es wurde festgestellt, dass die Nahrungsaufnahme und damit der Beuteerfolg bei niedrigen Trübungswerten zunahm. Eine gewisse Trübung ist also vorteilhaft für den Beuteerfolg. Bei hohen Trübungswerten nahm der Beuteerfolg der Stintlarven jedoch ab. Ein Optimum der Beuteaufnahme befand sich zwischen 100 und 200 NTU. Zudem wurde festgestellt, dass die Überlebensraten bei einer Wassertrübung von über 300 NTU abnehmen. Damit wurde gezeigt, dass sich Wassertrübung sehr wohl und in zweierlei Hinsicht auf Stintlarven auswirken kann. Die Ergebnisse helfen dabei, die Auswirkungen beobachteter Wassertrübungen bzw. die Folgen von erhöhter Wassertrübung besser einschätzen zu können. Dadurch können auch Maßnahmen ergriffen werden, um hohe Wassertrübung zu vermeiden bzw. einzuschränken. Ob die Wassertrübung ausschlaggebend oder der alleinige Grund für den Rückgang der Stintpopulation ist, konnte die Studie nicht beantworten. Dazu sind weitere Studien notwendig, die neben der Wassertrübung weitere Umweltfaktoren sowie die verschiedenen Umweltfaktoren in Kombination untersuchen.

Originalveröffentlichung

https://link.springer.com/article/10.1007/s00027-024-01103-9

Thünen Ansprechperson:

Dr. Stefan Reiser

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