Braunschweig(15. Dezember 2025). Wie lassen sich Treibhausgase aus der Landwirtschaft weiter reduzieren? Welche Rolle spielen dabei Ernährung, neue Sorten auf Feldern, veränderte Tierhaltung oder Torfersatzstoffe? Wie gelingt eine Stärkung der Kohlenstoffspeicherung in Boden, Hecken und im Wald? Forschungsfragen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den vergangenen drei Jahren im Verbund RessortForschtKlima untersucht haben. Im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) und finanziert über das Klimaschutz-Sofortprogramm wurden 2022 am Julius Kühn-Institut (JKI), am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), am Max Rubner-Institut (MRI) und am Johann Heinrich von Thünen-Institut 27 Forschungsprojekte gestartet, um neue Erkenntnisse zum Klimaschutz in Deutschland in den Bereichen Landwirtschaft, Wald und Ernährung zu gewinnen. Zum Abschluss der Projektlaufzeit stellen die Forschenden nun in einem Bericht kompakt und einheitlich Aktivitäten und Ergebnisse der RessortForschtKlima-Projekte vor.
Vielfalt der Forschung bringt neue Ansätze
Fast ein Viertel der Gesamtemissionen in Deutschland lassen sich dem Ernährungssystem zuordnen, darunter neun Prozent der Landwirtschaft. Zudem hat sich der Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forst (LULUCF) in den vergangenen Jahren von einer Kohlenstoffsenke zu einer Emissionsquelle entwickelt. Damit Deutschland das erklärte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreicht, bedarf es zusätzlicher Anstrengungen, auch in der Forschung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der vier Ressortforschungsinstitute haben sich institutsübergreifend und interdisziplinär daher folgenden Fragen gewidmet:
Wie können Anbau, Lagerung und Verarbeitung von Kulturpflanzen so verbessert und das Ernährungsverhalten so verändert werden, dass dadurch der CO2-Fußabdruck verringert wird?
Welchen Beitrag leistet der Zuchtfortschritt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks der Pflanzenproduktion? Inwieweit helfen verbesserte, also ertragreiche, stresstolerante und stickstoffeffiziente Sorten Treibhausgas-Emissionen zu mindern?
Wie lassen sich Methanemissionen von Milchkühen durch nachhaltige Fütterungssysteme bei Nutzung von Co-Produkten der Lebensmittelverarbeitung reduzieren? Welche Rolle spielen die Genetik sowie heimische Futterleguminosen?
Wie wirken sich Tier- und Pflanzengesundheit auf die Treibhausgas-Bilanz aus?
Wie lässt sich die Stickstoff-Nutzungseffizienz trotz zunehmender Wetterextreme weiter steigern? Wie sensitiv reagieren unterschiedliche Kulturen?
Wie lässt sich die Kohlenstoffspeicherleistung von landwirtschaftlichen Böden verbessern? Welchen Beitrag können tief wurzelnde Ackerkulturen, optimierte Fruchtfolgen mit mehr Zwischenfrüchten sowie die Anlage von Hecken leisten?
Wie lassen sich Kohlenstoffbindung und -speicherung in der Baumbiomasse – bei Hecken, Stadtbäumen und im Wald – ermitteln und positiv beeinflussen?
Was können die Anhebung des Wasserstands auf Moorstandorten sowie daran angepasste Landnutzungen, einschließlich neuer Wertschöpfungsketten, für den Klimaschutz leisten? Welches Potenzial hat der Einsatz von Holzfasern als klimafreundlicher Torfersatz?
Wie wichtig ist die Einbeziehung von Akteurinnen und Akteuren aus Land- und Forstwirtschaft sowie der Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Entwicklung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen? Welche Kosten entstehen durch mehr Klimaschutz und welche Anreize gibt es?
Wie können durch den Einsatz von satellitenbasierter Fernerkundung die Treibhausgas-Berichterstattung weiter verbessert und die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen dokumentiert werden?
Durch RessortForschtKlima wurden neue Erkenntnisse zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen und Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung in Böden und Wäldern sowie entlang der Wertschöpfungskette einschließlich der Ernährung gewonnen. Neben Lösungsansätzen in Form von innovativen Klimaschutzmaßnahmen liefern die Projekte Beiträge zur wissenschaftlichen Folgenabschätzung sowie zur Weiterentwicklung der Klimaberichterstattung und zu sozioökonomischen Fragen. So wurden innovative Lösungen von der Züchtung über den Anbau und die verbesserte Landnutzung bis hin zur Lagerung, Verarbeitung und zum Konsum identifiziert und entwickelt. Dazu zählen beispielsweise die Einführung von Mehrweg-Weinflaschen, Wege zur Vernässung von Moorböden, deren Restaurierung oder nasse Nutzung, ein angepasstes Waldmanagement und neue Hecken zur Steigerung der Kohlenstoffspeicherung, die Einbeziehung von Verbraucher*innen in die Transformation zu einer klimagerechten Ernährung, eine angepasste Fütterung in der Milchviehhaltung sowie die Nutzung heimischer Futtermittel. Diese Projektideen schützen nicht nur das Klima, sondern berücksichtigen auch die gesellschaftlichen Bedürfnisse.







