Institut für
BW Betriebswirtschaft
Das Testbetriebsnetz Landwirtschaft
- eine zentrale Datengrundlage für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage und für die Politikfolgenabschätzung
Das Testbetriebsnetz Landwirtschaft umfasst die Buchführungsabschlüsse von repräsentativ ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben. Derzeit nehmen etwa 8.000 Betriebe – einschließlich Gartenbau- und Dauerkulturbetriebe – freiwillig an dieser statistischen Erhebung teil. Die Anfänge des Testbetriebsnetzes gehen auf das Landwirtschaftsgesetz aus dem Jahr 1955 zurück. Damals wollte die Bundesregierung eine Datengrundlage für die Feststellung des Ertrags und Aufwands landwirtschaftlicher Betriebe schaffen. Im Zeitablauf hat das Testbetriebsnetz auch für Politikfolgenabschätzungen und -evaluierungen immer mehr an Bedeutung gewonnen, insbesondere weil es die einzige repräsentative Datengrundlage ist, die neben betriebsstrukturellen und produktionstechnischen Merkmalen landwirtschaftlicher Betriebe auch wirtschaftliche Kennzahlen wie das Einkommen umfasst.
Mit Hilfe der Daten aus dem Testbetriebsnetz Landwirtschaft lassen sich nicht alle, aber eine Vielzahl von Fragen zur Ertragslage der Betriebe und zu den Folgen von sich ändernden rechtlichen, (agrar-)politischen und technischen Rahmenbedingungen beantworten. So können wir auf der Basis des Testbetriebsnetzes z. B. aufzeigen, wie viele Betriebe von einer politischen Maßnahme betroffen sind und welche Auswirkungen starke Preisschwankungen oder extreme Wetterereignisse auf die Stabilität und Liquidität haben. Auch lassen sich unter Verwendung ökonometrischer Methoden die Bestimmungsgründe von Betriebs- und Einkommensentwicklungen untersuchen. Die Daten des Testbetriebsnetzes bilden zudem einen zentralen Bestandteil des betrieblichen Modells FARMIS, mit dem Projektionen unter Berücksichtigung betrieblicher Anpassungen vorgenommen werden. Über einzelbetriebliche Hochrechnungsfaktoren – die auf Basis der regelmäßigen Agrarstrukturerhebungen und Landwirtschaftszählungen berechnet werden – können wir unsere Ergebnisse auch auf die jeweils repräsentierte Grundgesamtheit beziehen.
Im Jahr 2012 hat das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft vom BMEL die Aufgaben der nationalen Verbindungsstelle für das Farm Accountancy Data Network (FADN)bzw. das Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB) übernommen. Die Europäische Kommission nutzt das FADN, um die Einkommen in der Landwirtschaft repräsentativ abzubilden und Auswirkungen der Gemeinsamen Agrarpolitik zu analysieren. Im Rahmen seiner Aufgaben hat das Thünen-Institut jährlich den deutschen FADN-Datenbestand auf Grundlage der Buchführungsabschlüsse im Testbetriebsnetz Landwirtschaft zu erstellen und zu validieren. Des Weiteren werden am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft eigenständige Analysen durchgeführt, beispielsweise um den Abbildungsbereich des FADN im Hinblick auf die verwendeten Einkommensindikatoren zu erweitern und besser auf Entwicklungen in Deutschland im Bereich landwirtschaftlicher Unternehmensstrukturen auszurichten. Um die Datenlage für Analysen zur Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe zu verbessern, laufen derzeit Bestrebungen der Europäischen Kommission, das FADN in ein Farm Sustainability Data Network (FSDN) weiterzuentwickeln. Wir untersuchen die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der zusätzlichen Erhebung bzw. Datenverknüpfung von umweltbezogenen und sozialen Informationen.
Die Daten des Testbetriebsnetzes Landwirtschaft stehen externen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen für Forschungsfragen unter bestimmten Bedingungen und der Beachtung der strengen Anforderungen des Datenschutzes am Thünen-Institut zur Verfügung.
Poster zum Testbetriebsnetz Landwirtschaft
Weitere Informationen sind in dem Dossier "Einkommen in der Landwirtschaft" aufgeführt.