Institut für
WF Waldwirtschaft
Projekt
Analyse des Testbetriebsnetz Forst
Vertiefende Analyse des Testbetriebsnetz Forst des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
Wie geht es der Forstwirtschaft und welche forstpolitischen Fragestellungen ergeben sich daraus? Um das beurteilen zu können, werden Daten aus dem Testbetriebsnetz Forst (TBN-Forst) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als zentrale Datenquelle auf Bundesebene analysiert. Wir wollen diesen „Datenschatz“ im TBN-Analyse-Projekt vertiefend untersuchen, und so zusätzliche Erkenntnisse zur deutschen Forstwirtschaft gewinnen.
Hintergrund und Zielsetzung
Im TBN-Forst werden die Buchführungsergebnisse von rund 350 staatlichen, kommunalen und privaten Forstbetrieben ab 200 Hektar Holzbodenfläche im Bundesgebiet erhoben. Jährlich werden pro Teilnehmerbetrieb rund 650 naturale und betriebswirtschaftliche Kennzahlen auf freiwilliger Basis gemeldet.
Die aktuellen Ergebnisse der Bundewaldinventur 2012 (BWI) zur Waldentwicklung, die Entwicklung auf den Holzmärkten und die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen veranlassen uns, im TBN-Analyse-Forschungsprojekt Kennzahlen vertiefend zu analysieren. Wir wollen ergründen, wie sich die wirtschaftliche Situation der deutschen Forstwirtschaft entwickelt und wie sie sich an veränderte Rahmenbedingungen anpasst.
Zielgruppe
Forstliche Praxis, Wissenschaft und Politikberatung
Vorgehensweise
Wir wollen gezielt aktuelle Fragestellungen der forstlichen Praxis, Wissenschaft und Politik aufgreifen und durch eine vertiefende Kennzahlenanalyse der TBN-Forst-Daten sowie einen Vergleich mit anderen Datensätzen zu deren Beantwortung beitragen.
Daten und Methoden
Grundlage der Analyse ist der vorhandene Datensatz der Jahre 2003 bis heute, mit je 350 Betrieben die pro Betrieb und Jahr ca. 650 Einzelbetriebskennzahlen melden. Somit steht ein umfangreicher Datensatz aus ökonomischen und naturalen Daten zur Verfügung.
Ergebnisse
Im Rahmen des Projekts wurde das TBN‑Forst von uns zu unterschiedlichsten Fragestellungen analysiert. U.a. konnten wir hierbei nachfolgende Erkenntnisse zur wirtschaftlichen Situation der deutschen Forstbetriebe gewinnen.
- Eine Zeitreihenanalyse zur Entstehung des Gesamtertrags ergab, dass der Anteil der Holzerträge am Gesamtertrag des Privat- und Körperschaftswaldes relativ konstant bei etwa 83 % im Zeitraum 2003 bis 2013 lag. Beim Staatswald war ein Rückgang von 77 % auf 63 % zu beobachten.
- Eine Hochrechnung des Holzeinschlages der TBN‑Forstbetriebe im Zeitraum 2003 bis 2012 ergab eine gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Bundeswaldinventur 2012. Dieses Ergebnis stützt die Aussagekraft des TBN-Forst als Beurteilungsstichprobe.
- Eine TBN-Zeitreihenanalyse zur Holzaufarbeitung und zur Anzahl eigener Waldarbeiter zeigte, dass die TBN-Eigentumsarten und Größenklassen den Eigenregieanteil an der Holzaufarbeitung und die eigenen Waldarbeiterkapazitäten reduziert haben. Im Privatwald ist der Eigenregieanteil in allen Größenklassen am geringsten. Beim Körperschaftswald setzen die Betriebe in der Größenklasse über 1.000 ha noch vermehrt auf Holzaufarbeitung in Eigenregie.
- In einer Untersuchung zur Bedeutung der Fördermittel für den Gesamtertrag der Forstbetriebe konnte festgestellt werden, dass im Zeitraum 2003 bis 2014 in Deutschland jährlich rd. 60 Mio. € Fördermittel im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Agrar und Küstenschutz (GAK) ausgezahlt wurden. Im Mittel der Jahre seit 2010 beträgt die jährliche Gesamtförderung 9,2 €/ha in Privat‑ und 12,4 €/ha in Körperschaftswaldbetrieben größer 200 ha Holzbodenfläche. Im Staatswald spielt Förderung eine untergeordnete Rolle, hierbei sind jedoch zusätzliche Zuweisungen aus den Landeshaushalten zu berücksichtigen.
- In regionalisierten Auswertungen des TBN-Forst wurden räumliche Unterschiede in der Verteilung der Reinerträge je Hektar, des Holzeinschlages je Hektar und der Verkaufspreise je Kubikmeter Rohholz untersucht. Bei den Reinerträgen je Hektar wurde die regionale Streuung aufgezeigt, die regionale Verteilung der Höhe des Holzeinschlages zeigte ein Süd‑Nord‑Gefälle sowie in Norddeutschland ein West‑Ost‑Gefälle. Die regionale Verteilung der Verkaufspreise je Kubikmeter Rohholz zeigte ein weniger stark ausgeprägtes Süd‑Nord‑Gefälle, die durchschnittlichen Verkaufspreise waren in den südlichen Bundesländern am höchsten.
- In einem länderübergreifenden Leistungsvergleich der Forstbetriebe in Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wurden zudem die Kennziffern der verschiedenen Testbetriebsnetze über Ländergrenzen hinweg vergleichbar gemacht und die Auswirkungen der teilweise unterschiedlichen Rahmenbedingungen dargestellt. Ein harmonisiertes Kennzahlensystem kann zudem als Ausgangspunkt für Vergleiche auf betrieblicher Ebene (Benchmarking) genutzt werden.
Thünen-Ansprechperson
Ehemalige Thünen-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Zeitraum
11.2015 - 10.2016
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen
- 0
Ermisch N, Franz K, Seintsch B, Englert H, Dieter M (2016) Bedeutung der Fördermittel für den Ertrag der TBN-Forstbetriebe. AFZ Der Wald 71(17):22-25
- 1
Buhrmester C, Ermisch N, Englert H (2016) Ergebnisse körperschaftlicher und privater Forstbetriebe im FWJ 2014. AFZ Der Wald 71(17):16-17
- 2
Bürgi P, Sekot W, Ermisch N, Pauli B, Möhring B, Toscani P (2016) Forstbetriebe Zentraleuropas im direkten Leistungsvergleich : ein länderübergreifender Vergleich wichtiger forstbetrieblicher Kennzahlen gibt Aufschluss über die Wettbewerbsfähigkeit der Forstbetriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. AFZ Der Wald 71(17):18-21
- 3
Bürgi P, Sekot W, Ermisch N, Pauli B, Toscani P (2016) Forstbetriebe Zentraleuropas im Wettbewerbsvergleich : Betriebswirtschaftlicher Vergleich von Kennzahlen deutscher, österreichischer und schweizerischer Forstbetriebe. Holz Zentralbl 142(31):779-780
- 4
Bürgi P, Sekot W, Ermisch N, Pauli B, Toscani P (2016) Forstbetriebe Zentraleuropas unter der Lupe : ein länderübergreifender Vergleich wichtiger forstbetrieblicher Kennzahlen gibt Aufschluss über die Wettbewerbsfähigkeit der Forstbetriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wald Holz 97(4):24-27
- 5
Bürgi P, Sekot W, Ermisch N, Pauli B, Möhring B, Toscani P (2016) Forstbetrieblicher Kennzahlenvergleich Deutschland - Österreich - Schweiz. Schweiz Z Forstwesen 167(2):73-81, DOI:10.3188/szf.2016.0073
- 6
Bürgi P, Sekot W, Ermisch N, Pauli B, Möhring B, Toscani P (2016) Les entreprises forestières d'Europe centrale examinées à la loupe : une comparaison transnationale des principaux indicateurs des entreprises forestières en Allemagne en Austriche et en Suisse fournit des renseignement sur leur compétitivité. Fôret(4):10-12
- 7
Ermisch N, Seintsch B, Englert H, Dieter M (2016) Make-or-buy-Entscheidung in der Holzaufarbeitung. AFZ Der Wald 71(17):26-29
- 8
Ermisch N, Seintsch B, Englert H, Dieter M (2016) Regionalisierte Auswertungen - TBN-Forschungsfeld mit Potenzial. AFZ Der Wald 71(17):30-34
- 9
Christoffel A, Wrede E von, Seintsch B, Ermisch N (2016) Testbetriebsnetz Forst - Teilnehmerbetriebe im Interview. AFZ Der Wald 71(17):35-36
- 10
Bauer A, Buhrmester C, Ellermann W, Englert H, Ermisch N, Gehrke A, Hübner M, Jacobs H, Jander A, Seintsch B, Trein B, Ulbricht I, Wühr F (2016) Zuständigkeiten und Organisation des TBN-Forst. AFZ Der Wald 71(17):37-40
- 11
Ermisch N, Seintsch B, Englert H (2015) Anteil des Holzertrages am Gesamtertrag der TBN-Betriebe. AFZ Der Wald 70(23):14-16
- 12
Sekot W, Toscani P, Bürgi P, Ermisch N (2015) DACH 2.0: Towards international compatibility of forest accountancy data network. In: Maric B, Avdibegovic M, Pezdevsek S (eds) IUFRO : proceedings of extended abstracts ; International IUFRO Symposium cross-sectoral policy impacts on managerial economics and accounting in forestry. Sarajevo: University of Sarajevo, pp 77-81
- 13
Ermisch N, Seintsch B, Englert H (2015) Holzeinschlag des TBN-Forst im Vergleich zur BWI. AFZ Der Wald 70(23):11-13