Projekt
Wieviel Müll liegt am Meeresboden?
Monitoring von Müll am Meeresgrund
Liegen die Getränkedosen am Strand, oder schwimmen die Plastiktüten auf der Meeresoberflächen, dann sind sie für jeden zu sehen. Aber der größte Teil des Mülls im Meer sinkt irgendwann zu Boden und entzieht sich den Blicken. Wieviel und welche Art von Müll dort liegt, untersucht das Thünen-Institut in seinen Fischereifängen.
Hintergrund und Zielsetzung
Müll im Meer ist zu einem Hauptanliegen von Politik und Öffentlichkeit geworden. Weltweit erreichen enorme Mengen von festem Müllmaterial die Ozeane. Dieser Müll kommt sowohl von Quellen auf dem Land als auch von See. Es wird angenommen, dass die Mengen von Müll am Meeresgrund mit der Zeit ansteigen, denn die Weltbevölkerung und die industrielle Produktion nehmen ebenfalls zu.
In Europa wurde Meeresmüll als wesentlicher Gefährdungsfaktor für die marine Umwelt erkannt und als einer von 11 qualitativen Deskriptoren für den „Guten Umweltzustand“ in die Marine Meeresstrategie Rahmenrichtlinie (MSRL) aufgenommen. Die MSRL sieht die Etablierung von Monitoringprogrammen vor, um den Zustand mariner Ökosysteme regelmäßig zu erheben und zu bewerten. Surveys verwenden ein international abgestimmtes Protokoll (ICES), um den gesammelten Makromüll (>2,5 cm) standardisiert zu erfassen.
Vorgehensweise
Makromüll in Fischereifängen mit dem Schleppnetz wird regelmäßig erfasst und nach Vorgaben des ICES kategorisiert.
Die Müllmenge wird in Anzahl pro Flächeneinheit (1 km²) angegeben, aus der vom Schleppnetz am Meeresboden überstrichenen Fläche errechnet wird.
Daten und Methoden
Jedes Müllteil wird an Bord gewogen, fotografiert und einer IBTS-Kategorie zugeordnet. Plastikmüll wird im Labor am FTIR- (Fourier-Transformation-Infrarot-)Spektroskop auf seine Polymerzusammensetzung untersucht.
Unsere Forschungsfragen
- Wieviel Müll liegt am Meeresboden der Nord- und Ostsee?
- Unterscheiden sich Menge und Zusammensetzung des Mülls regional?
- Verändert sich die Müllmenge über die Zeit?
- Welche Polymere kommen im Plastikmüll vor?
- Welche Gefahren ergeben sich für Fisch und Ökosystem?
Ergebnisse
Wieviel Müll liegt am Meeresboden der Nord- und Ostsee?
Details dazu finden Sier hier: www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-a-la-carte/ThuenenAlacarte13.pdf
Unterscheiden sich Menge und Zusammensetzung des Mülls regional?
Ja, Müll aus Nord- und Ostsee ist unterschiedlich zusammengesetzt.
Verändert sich die Müllmenge über die Zeit?
Das ist aktuell Gegenstand unserer Untersuchungen. Zurzeit können wir diese Frage noch nicht beantworten.
Welche Polymere kommen im Plastikmüll vor?
Polyethylen ist das häufigste Polymer in Plastikmüll - gefolgt von Polypropylen.
Welche Gefahren ergeben sich für Fisch und Ökosystem?
Prinzipiell kann Makromüll von Organismen verschluckt werden und den Magen verstopfen. Organismen wie marine Säuger oder Seevögel laufen dann Gefahr zu verhungern. Die zweite Gefahr ist das Vefangen im Müll. In verlorenem Netzmaterial können sich Fische oder Invertebraten verfangen. Müll aus Plastik (Makroplastik) kann zu Mikroplastik zerfallen und auf diese Art möglicherweise anders auf die Umwelt wirken als Makroplastik.
Links und Downloads
www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-a-la-carte/ThuenenAlacarte13.pdf
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Zeitraum
Daueraufgabe 12.1987 - 12.2023
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen
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Kammann UKR, Aust M-O, Lewin W-C, Nogueira P, Panten K, Sell AF, Stepputtis D, Strehlow HV, Weltersbach MS, Wysujack K (2024) Umweltkontamination: Müll in deutschen Meeresgebieten. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 6 p, Thünen à la carte 13, DOI:10.3220/CA1701080947000
- 1
Kammann UKR, Nogueira P, Wilhelm E, Int-Veen I, Aust M-O, Wysujack K (2023) Abandoned, lost or otherwise discarded fishing gear (ALDFG) as part of marine litter at the seafloor of the Baltic Sea - Characterization, quantification, polymer composition and possible impact. Mar Pollut Bull 194(Part A):115348, DOI:10.1016/j.marpolbul.2023.115348
- 2
Galgani F, Ruiz Orejon Sanchez Pastor L, Ronchi F, Tallec K, Fischer EK, Matiddi M, Anastasopoulou A, Andresmaa E, Angiolillo M, Bakker Paiva M, Booth AM, Buhhalko N, Cadiou B, Claro F, Consoli P, Darmon G, Deudero S, Fleet D, Fortibuoni T, Kammann UKR, et al (2023) Guidance on the monitoring of marine litter in European seas : An update to improve the harmonised monitoring of marine litter under the Marine Strategy Framework Directive. Luxembourg: Publications Office of the European Union, iii, 193 p, JRC Techn Rep 133594, DOI:10.2760/59137
- 3
Kammann UKR, Nogueira P, Wilhelm E, Int-Veen I, Aust M-O, Wysujack K (2023) Item characteristics of marine litter at the seafloor of the Baltic Sea [Datenpublikation] [online]. Bremerhaven: PANGAEA, zu finden in <https://doi.pangaea.de/10.1594/PANGAEA.958427> [zitiert am 07.08.2023], DOI:10.1594/PANGAEA.958427
- 4
Matiddi M, Silvestri C, Anastasopoulou A, Andresmaa E, Angiolillo M, Bakker Paiva M, Buhhalko N, Cadiou B, Claro F, Consoli P, Darmon G, Deudero S, Fischer EK, Fossi MC, Galgani F, Gerigny O, Guse N, Hanke G, Ioakeimidis C, Kammann UKR, et al (2023) Litter and microlitter ingested by biota and entanglement with litter. JRC Techn Rep 133594:91-133, DOI:10.2760/59137