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Folge 8: Ein Label für alle Fälle?

Was ein Nachhaltigkeitslabel leisten kann – und was nicht

24.11.2022

Immer mehr Menschen in Deutschland und der EU achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. Eine Orientierung versprechen diverse Label, die mal mehr, mal weniger zahlreich auf Produkten zu finden sind. Vielfach geben sie zudem nur Auskunft über ausgewählte Aspekten, etwa ökologische Nachhaltigkeit oder Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern. Die Idee: Ein staatliches Label soll alle Aspekte eines nachhaltig hergestellten Produktes abbilden. Kann das funktionieren?

„Wir dachten, dass die Label in der Lebensmittelwirtschaft ein Instrument sind, damit die Menschen anders einkaufen und dass sie über ihr Kaufverhalten und über Mehrpreis-Bereitschaften zu Nachhaltigkeit beitragen. Das haben wir am Anfang überschätzt.“ Achim Spiller, Professor Georg-August-Universität Göttingen

Kritiker*innen bemängeln, dass der Versuch, alle Kriterien wie Tierwohl, Klimabilanz, Stickstoffbilanz, Pflanzenschutz, Biodiversität und Sozialstandards in einem Score abzubilden, zu Mittelmaß führt, weil sich positive und negative Punkte gegenseitig aufheben. Kritisiert wird zudem, dass die Anwendung eines einzigen Standards für alle Produkte zu überbordender Bürokratie führt und etwa bei verarbeiteten Produkten aufgrund der Vielzahl der Zuliefernden nicht realisierbar wäre. Die Leitwirkung eines solchen Labels für Verbraucher*innen wird bezweifelt. Befürworter*innen unterstreichen, dass nur Staatlichkeit unabhängige und objektive Bewertungen garantieren könne und eine Vielzahl anderer Label überflüssig würden.


In dieser Podcast-Folge erläutern Hiltrud Nieberg und Christopher Zimmermann vom Thünen-Institut und Achim Spiller von der Universität Göttingen, ob ein Meta-Siegel für Lebensmittel funktionieren kann. Sie ordnen die verschiedenen Waren-Kennzeichnungen ein, sprechen über Vor- und Nachteile von Einzellabels, die Verantwortung des Staates für gezielte Verbraucher-Orientierung und der Verbraucher*innen beim Einkauf sowie Möglichkeiten, den Label-Dschungel einzudämmen.

 

Literatur und Links

Unsere Gäste

Als Leiterin des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BMEL für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beschäftigt sich die Agrarökonomin Dr. Hiltrud Nieberg seit Jahren mit der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe. Sie war an der Entwicklung des QM-Nachhaltigkeitsmoduls Milch maßgeblich beteiligt.

Der Fischereibiologe Dr. Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, hat als Vorsitzender des Technischen Beratungsgremiums (TAB) und Mitglied des Aufsichtsrates des Marine Stewardship Council (MSC) maßgeblich an der Entwicklung des weltweiten führenden Standards für nachhaltige Fischerei mitgewirkt. 

Prof. Achim Spiller ist Professor für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte an der Georg-August-Universität Göttingen. Als Experte für Konsumentenverhalten, Lieferketten und Nachhaltigkeitsmanagement plädiert er für ein staatliches Nachhaltigkeitslabel. Der Agrarökonom und Marketingspezialist ist Vorsitzender des Wissenschaftliches Beirat des BMEL für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbrauchschutz.

 

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