Institut für
FI Fischereiökologie
Weniger ist manchmal mehr! Höheres Erträge bei geringerem Aufwand!
Was zunächst nach einer klassischen phishing mail klingt ist in der Fischerei nichts Neues und auch der europäische Aal macht hier keine Ausnahme. Das kann auch dem Artenschutz zu Gute kommen, allerdings besteht hier nach wie vor Handlungsbedarf.
Die Überlebenschancen für Aale in deutschen Gewässern sind gering. Etwa in der Elbe wandern nur ca. 16% der Blankaalbiomasse ab, als dies ohne Fischerei und Wasserkraft der Fall wäre. Um das das EU-Managementziel von 40% der ursprünglichen Aalabwanderung zu erreichen, wird daher in Deutschland verstärkt auf Besatz gesetzt. Das ist in der Konsequenz zwar logisch (wegen geringer Jungfischzahlen wäre ein Erreichen anders kaum möglich), paradoxerweise werden so aber wild gefangene Aale in Gewässer mit hoher Sterblichkeit verbracht – Zielsetzung: Artenschutz. Eine Anpassung etwa der Schonmaße auf 60cm könnte Abhilfe schaffen, die Abwanderung würde sich verdoppeln, die Erträge lediglich um ca. 20% zurückgehen.
Gäbe es keine Mindestmaße für den europäischen Aal, so würden bei aktueller Fischerei und Wasserkraft gerade einmal 3% der Aalbiomasse aus dem 2010er Jahrgang abwandern, als dies ohne anthropogene Einflüsse der Fall wäre. Der Grund ist einfach: Junge Aale haben noch ein enormes Wachstumspotential, demgegenüber stehen verhältnismäßig geringe Verluste durch natürliche Sterblichkeit und Abwanderung.
Rechnerisch ist die Biomasse im Bestand etwa mit erreichen des 9ten Lebensjahres am größten (siehe Abbildung); entnimmt man die Aale vorher verschenkt man Wachstumspotential, später verringert sich der Bestand durch zunehmende Abwanderung. Bei aktuellem Mindestmaß von 45cm im Elbeeinzugsgebiets wird der Ertrag so mehr als verdoppelt, bei gleichzeitiger Erhöhung der Abwanderung auf 16% der potentiellen Blankaalbiomasse. Ausreichend ist dies jedoch noch nicht, denn das aktuelle Ziel der EU verlangt 40% der Abwanderung vor jeglichem menschlichen Einfluss, sprich bei etwa 10x höherem Jungfischaufkommen. Dies kann in der Praxis nur durch Besatz erreicht werden, jedoch impliziert dies die Verbringung von wild gefangenen Aalen in ein Gewässer mit (zu) hoher Sterblichkeit.
Bereits durch eine Erhöhung des Schonmaßes auf 60cm würden zumindest 40% der heute möglichen Abwanderung erreicht; zwar verbunden mit einem Rückgang der Erträge um 20%, rechnerisch gäbe es bei entsprechender Abwanderung aber ohnehin kein Szenario was höhere Erträge zulässt.
- Kontakt: Jan-Dag Pohlmann
- Kontakt: Prof. Reinhold Hanel