Der vorliegende Beitrag liefert empirische Belege für einen Sonderfall des eingeschränkten Technologietransfers: Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit ihrem sozialistischen Innovationssystem und einem angebotsorientierten Technologie-Push-Modell, das einen Schutz des geistigen Eigentums umfasste, der sich teilweise von denen in den meisten Marktwirtschaften verwendeten Modellen unterschied. Wir nutzen die ehemals separierten Regionen in Deutschland als natürliches Experiment und vergleichen die Produktivitätseffekte der Entstehung, Akkumulation und Verbreitung von Wissen in der DDR mit denen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zwischen 1970 und 1989. Durch die Anwendung einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion auf originäre und harmonisierte Produktivitätsdaten sowie manuell bereinigte Patentdaten zeigen wir, dass die Entstehung, Akkumulation und Verbreitung von Wissen in der DDR trotz der institutionellen Fehlanpassungen im sozialistischen Innovationssystem in ähnlicher Weise zur sektoralen Produktivität beitrugen wie in der BRD. Wir erläutern diese Ergebnisse und liefern Implikationen für heutige Organisationen im Hinblick auf Anreizsysteme zum Patentieren, die Förderung persönlicher Kreativität und Bildung sowie alternative Technologietransfermechanismen im Falle institutioneller Innovationshemmnisse. Im Hinblick auf schwer zugängliche Innovationsysteme, wie z. B. ländliche Gebiete, kommen wir zu dem Schluss, dass heimische Organisationen versuchen könnten, mit Hilfe von globalen Partnerschaften an der internationalen Wissensverbreitung teilzunehmen, um darüber das Erfindertum und die Produktivität auf regionaler Ebene zu steigern.
Der Artikel ist im Projekt Mod-Block-DDR (Projektnummer 01UJ1806DY) sowie dem DFG Netzwerk "Die Dynamik von Innovationssystemen" (Projektnummer 496310572) entstanden.
Der Artikel kann hier heruntergeladen werden: https://doi.org/10.1007/s10961-023-10055-5
Kontaktperson: Dr. Ann Hipp