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Aktuelles

Publikation zur globalen Mindeststeuer

Im Juli 2021 haben sich fast 140 Staaten auf die Einführung einer 15-prozentigen globalen Mindeststeuer auf Unternehmensgewinne geeinigt. In ihrem neu erschienenen Artikel in der Fachzeitschrift Fiscal Studies beleuchten Michael Devereux (University of Oxford), Johanna Paraknewitz (Universität Tübingen) und Martin Simmler zwei Aspekte der globalen Mindeststeuer genauer.

Deckblatt der Fachzeitschrift Fiscal Studies
© Wiley Verlag

Erstens geht es um die Frage, in welchem Ausmaß die Mindeststeuer tatsächlich global sein wird, denn die Einigung verpflichtet Staaten nicht zur Einführung der Mindeststeuer, sondern nur dazu, deren Anwendung durch andere Staaten zu akzeptieren. Dabei ist der Anreiz, die Regelung einzuführen, aus Sicht eines einzelnen Landes gering, weil es die Steuerlast auf die Gewinne der im Inland aktiven Konzerne erhöht und multinationale Unternehmen dazu veranlassen könnte, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in andere Länder zu verlagern. Diese Möglichkeit sinkt aber, je mehr Länder, in denen multinationale Unternehmen tätig sind, diese Regelung gleichzeitig einführen. Das Autorenteam analysiert daher die Konzernstrukturen von knapp 5.000 multinationalen Unternehmen, die von der Mindestbesteuerung potenziell betroffenen sein können. Die Ergebnisse zeigen, dass fast alle multinationalen Unternehmen, deren Konzernzentralen in der westlichen Welt liegen, in mehreren G7-Staaten aktiv sind. Daraus folgt, dass bereits eine kleine Gruppe von Ländern – wie z.B. Deutschland, Frankreich und Italien – ausreicht, um eine weltweite Einführung der Steuer voranzubringen. 

Zweitens untersuchen die Autoren die Folgen der Nicht-Besteuerung von Gewinnen aus Realaktivitäten durch die globalen Mindeststeuer.  Diese Gewinne werden als prozentualer Anteil an den Lohnkosten und dem Buchwert des Anlagevermögens angesetzt. Basierend auf europäischen Jahresabschlussdaten zeigt sich, dass hierdurch rund 20 bis 40% der Unternehmensgewinne nicht mehr der Mindeststeuer unterliegen. Mit anderen Worten, der Steuersatz der globalen Mindeststeuer auf alle Unternehmensgewinne beträgt nicht 15 Prozent, sondern liegt lediglich zwischen 9 und 12 Prozent. Zudem zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ländern und Branchen sowie hinsichtlich der Art der Finanzierung.

Devereux, M. P., Paraknewitz, J. & Simmler, M. (2023), Empirical evidence on the global minimum tax: what is a critical mass and how large is the substance-based income exclusion? Fiscal Studies, 44, 9– 21. https://doi.org/10.1111/1475-5890.12317

 

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