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Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
© Johanna Fick
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
Institut für

LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Projekt

Soziale und politische Konsequenzen räumlicher Ungleichheiten



Räumliche Ungleichheiten
© Thünen-Institut/Andreas Klärner
Welche sozialen und politischen Konsequenzen haben räumliche Ungleichheiten?

Soziale und politische Konsequenzen räumlicher Ungleichheiten eine ostmitteleuropäische Fallstudie (SPC Spatial)

Räumliche Ungleichheiten können ein Risiko für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine Quelle politischer Spaltungen darstellen. Wir untersuchen die sozialen und politischen Folgen räumlicher Ungleichheiten in ostmitteleuropäischen Staaten.

Hintergrund und Zielsetzung

Wachsende räumliche Ungleichheiten innerhalb von Nationalstaaten wurden von Medien und Forscher:innen als Risiko für den sozialen Zusammenhalt, als Quelle sozialer und politischer Spaltungen beschrieben. Am prominentesten ist die Debatte über die „Rache der unbedeutenden Orte“, in der argumentiert wird, dass räumliche Ungleichheiten zu einer weit verbreiteten Unzufriedenheit in der Bevölkerung benachteiligter Regionen führen, die sich von wirtschaftlichen Entwicklungen „abgehängt“ und von den nationalen Regierungen vernachlässigt fühlen. Der Aufstieg (rechts-)populistischer Parteien wird als Folge dieser „Gefühle des Abgehängtseins“ angesehen, und es wird eine „Geografie der Unzufriedenheit“ gezeichnet.

Bislang bezog sich diese Debatte vor allem auf Beispiele in Süd- und Westeuropa und den Vereinigten Staaten. Der wirtschaftliche, demografische und infrastrukturelle Niedergang „abgehängter Regionen“ wird hier auf die Postindustrialisierung, den technologischen Wandel und die Globalisierung zurückgeführt. Im Vergleich dazu sind die sozialräumlichen Bedingungen für den Aufstieg des Populismus in Ostmitteleuropa jedoch anders. Zu den Faktoren räumlicher Ungleichheitsmuster gehören hier die räumlich ungleichen Auswirkungen der postsozialistischen Transformation, von Abwanderung, des Zuflusses ausländischer Direktinvestitionen, der entstandene Niedriglohnsektor und die Armut der in der Landwirtschaft Tätigen. Wir fokussieren auf die ostmitteleuropäischen Länder, die den postkommunistischen Übergang erlebt haben; dazu gehören auch die deutschen Bundesländer auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Wir halten einen Fokus auf diese Länder für vielversprechend, um Erkenntnisse über Populismus im Kontext räumlicher Ungleichheit zu gewinnen. 

Vorgehensweise

(1) Wir werfen in einer systematischen Literatursichtung einen detaillierten Blick auf die Debatte einer „Geografie der Unzufriedenheit“. Insbesondere untersuchen wir, wie interregionale Ungleichheiten zu sozioökonomischen Ungleichheiten auf individueller Ebene beitragen, wie sie sich in der subjektiven Wahrnehmung individueller und gemeinschaftlicher Perspektiven und dem Gefühl, abgehängt zu sein, widerspiegeln und wie sich regionale Effekte in politischen Meinungen und Wahlverhalten manifestieren.

(2) Wir führen einen internationalen Vergleich regionalisierter Umfrage- und Strukturdaten für EU-Länder durch, der es uns ermöglicht, über einzelne Länderstudien hinauszugehen.

(3) Wir konzentrieren uns auf drei ostmitteleuropäische Länder, in denen die regionalen Ungleichheiten in den letzten Jahren teilweise zugenommen haben und in denen Populismus eine wichtige Rolle in den politischen Arenen spielt;

(4) Wir wenden einen Mixed-Methods-Ansatz an, um sowohl die messbaren Auswirkungen der räumlichen Ungleichheit zu ermitteln als auch die Wahrnehmungen und Perspektiven der Menschen zu verstehen, die an „zurückgelassenen“ Orten leben.

In dem Projekt kooperiert das Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen mit dem Soziologischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Geographie und Raumordnung der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

 

Daten und Methoden

Mixed-Methods-Ansatz; statistische Auswertung von Umfrage- und Strukturdaten; qualitative Expert:inneninterviews und Gruppendiskussionen

Unsere Forschungsfragen

  • Sind räumliche Ungleichheiten innerhalb von Nationalstaaten ein Risiko für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
  • Fühlen sich Menschen in benachteiligten Regionen von wirtschaftlichen Entwicklungen „abgehängt“ und von den nationalen Regierungen vernachlässigt?
  • Reagieren die Menschen mit Unzufriedenheit und Protest?

Publikationen zum Projekt

  1. 0

    Maurin J, Klärner A (2024) „Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“ [Interview] [online]. TAZ, zu finden in <https://taz.de/Soziologe-ueber-Stadt-Land-Gegensatz/!6043527/> [zitiert am 14.11.2024]

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