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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Projekt

Ferkelkastration


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

© Thünen-Institut/Solveig March

Vergleich zwischen unterschiedlichen Narkoseverfahren hinsichtlich des Verhaltens von Ferkeln bei der Kastration im ökologischen Landbau

Die betäubungslose Kastration soll für den deutschen Schweinesektor ab dem 1. Januar 2019 verboten werden. Neben den Alternativen Ebermast und Impfung gegen Ebergeruch ist die Kastration unter Betäubung nach wie vor die Methode der Wahl, allerdings bestehen Zweifel an der optimalen Eignung der zugelassenen Betäubungsmittel für ökologische Haltungsbedingungen.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Kastration von männlichen Ferkeln ohne Betäubung ist seit 2006 nur bei Tieren in einem Alter von unter acht Tagen und mit normaler anatomischer Beschaffenheit erlaubt. Ab 2019 wird die Kastration nur noch unter Narkose erlaubt sein. Für die Allgemeinanästhesie beim Schwein sind derzeit ausschließlich die Wirkstoffe Ketamin und Azaperon zugelassen, die per Injektion verabreicht werden. Diese Betäubung geht mit einer relativ langen Nachschlafphase einher. Für Ferkel in den für die ökologische Schweinehaltung üblichen Kaltställen ohne Sauenfixierung ist dies vor allem wegen der Erdrückungsgefahr problematisch.

Eine Alternative zur Injektionsnarkose ist die Inhalationsnarkose mit Isofluran, welche deutlich schneller zur Bewusstlosigkeit führt und eine sehr kurze Aufwachphase aufweist. Während der Isofluran-Einsatz in der Schweiz weitverbreitet ist, fehlt in Deutschland bisher eine Zulassung für Schweine, wodurch es nur nach einer Umwidmung verwendet werden kann.

Vorgehensweise

Das Ziel des Versuchs war die Bewertung der Injektions- und Inhalationsnarkose zur Kastration von männlichen Ferkeln. Zu diesem Zweck wurde das Verhalten der Ferkel während und nach dem Aufwachen aus der Narkose und der weitere Wachstumsverlauf bis zum Absetzen beobachtet. Insgesamt wurden 47 männliche Ferkel aus 10 Würfen mittels Injektion betäubt, und 54 männliche Ferkel aus 10 Würfen mittels Inhalation. Die Kastration erfolgt am 7. Lebenstag, entweder mit Ketamin (Ursotamin®, 100 mg ml-1) und Azaperon (Stresnil®, 40 mg ml-1) in einer Dosierung von 25 mg Ketamin und 2 mg Azaperon  kg-1 Lebendmasse, oder mit  Isofluran (Narkosegerät „Porc Anest 1000“, 90 s lang 5vol%iges Isofluran je Ferkel (Isothesia®, 1000 mg g-1)). Zur Schmerzausschaltung erhielten alle Ferkel 2 mg Tier-1 Meloxicam (Metacam®, 5 mg ml-1) vor der Kastration.

Daten und Methoden

Auf dem Versuchsbetrieb des Thünen-Instituts in Trenthorst verteilten wir 26 Würfe mit insgesamt 262 Ferkeln zufällig auf die drei Narkoseverfahren. Die männlichen Tiere dienten als Versuchsgruppe, die weiblichen und nicht kastrierbaren männlichen Tiere als Kontrolle. Bei den Versuchstieren wurde eine Schmerzbonitur während der Kastration durchgeführt. In einer anschließenden achtstündigen Direktbeobachtung nach abgeschlossener Aufwachphase erfassten wir das Verhalten und die Aufenthaltsorte sämtlicher Ferkel.

Ergebnisse

Die Narkosemethode führte im vorliegenden Versuch zu keiner langfristigen Beeinträchtigung des Wachstums von männlichen Ferkeln. Allerdings zeigten sich negative Effekte auf das Verhalten der Ferkel während und nach der Kastration, unter anderem eine höhere Anzahl von Situationen mit Erdrückungsgefahr. Daher ist die Inhalationsnarkose mit Isofluran plus Schmerzmittel Meloxikam der Injektionsnarkose mit Ketamin/Azaperon plus Meloxikam aus Gründen des Tierwohls vorzuziehen und eine baldige Zulassung von Isofluran zur Anwendung an Schweinen ist zu befürworten.

Thünen-Ansprechperson

Ralf Bussemas

Telefon
+49 4539 8880 231
Telefon
+49 531 2570 1946
ralf.bussemas@thuenen.de

Beteiligte externe Thünen-Partner

Zeitraum

1.2011 - 12.2016

Weitere Projektdaten

Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen

  1. 0

    Baldinger L, Traulsen I, Weißmann F, Krieter J, Bussemas R (2017) Vergleich der Injektions- und Inhalationsnarkose zur Kastration von ökologisch aufgezogenen Ferkeln hinsichtlich Verhalten und Wachstum. Landbauforsch Appl Agric Forestry Res 67(2):71-78, DOI:10.3220/LBF1498560866000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn058772.pdf

  2. 1

    Baldinger L, Traulsen I, Weißmann F, Bussemas R (2017) Verhalten und Wachstum von Ferkeln nach der Kastration unter Injektions- oder Inhalationsnarkose. In: Wolfrum S, Heuwinkel H, Reents HJ, Hülsbergen KJ (eds) Ökologischen Landbau weiterdenken - Verantwortung übernehmen, Vertrauen stärken : Beiträge zur 14. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, Freising-Weihenstephan, 7. bis 10. März 2017. Berlin: Köster, pp 570-573

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