Projekt
KlimaLabel
KlimaLabel: CO2-Footprints in der Lebensmittelkette
Unser derzeitiges Agrar- und Ernährungssystem ist maßgeblich für die Überschreitung etlicher planetarer Grenzen verantwortlich. Eine Umstellung auf eine nachhaltigere Ernährung ist daher dringend erforderlich. Im Projekt untersuchen wir, wie ein Produkt-Labelling methodisch umgesetzt werden sollte, um diesen Wandel zu unterstützen.
Hintergrund und Zielsetzung
Weltweit wächst das Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Agrar- und Ernährungssystems nicht nur auf das Klimasystem, sondern auf das gesamte Erdsystem und auf die menschliche Gesundheit. Eine Umstellung auf eine Ernährung, die unser Ernährungssystem innerhalb der planetaren Grenzen hält und gleichzeitig die menschliche Gesundheit gewährleistet, ist daher dringend erforderlich. Ein Konzept, wie eine solche planetare Ernährung aussehen könnte, hat die EAT-Lancet-Kommission 2019 vorgestellt.
Die Herausforderung besteht nun darin, das vorhandene Wissen um nachhaltigere Ernährungsweisen in die Tat umzusetzen und tatsächliche Veränderungen herbeizuführen. Dabei kann die Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln eines der verfügbaren Instrumente sein, das auch dazu beitragen kann, Umweltauswirkungen von Lebensmitteln auch für Verbraucher*innen sichtbar zu machen.
Mehrere Studien der letzten Jahre zeigen, dass immer mehr Verbraucher*innen auf eine klimafreundliche Ernährung achten, auch wenn dabei größtenteils ungeklärt bleibt, wie diese ‚Klimafreundlichkeit‘ im Detail definiert ist. Deutlich wurde in diesen Studien, dass es vielen Verbraucher*innen wichtig ist, durch eine entsprechende Kennzeichnung der Produkte eine bewusste Kaufentscheidung für mehr Klimafreundlichkeit treffen zu können.
Entsprechend dieser Trends im Ernährungsverhalten ist zu beobachten, dass die Ernährungswirtschaft in den letzten Jahren immer mehr auf den Klimaschutz bezogene Labelling-Aktivitäten entfaltet hat, bei denen Lebensmittel mit unterschiedlichen Klima-/Nachhaltigkeits-Labeln gekennzeichnet sind. Diese Label geben oft die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen in absoluten Werten an, oder sie benennen in relativen Zahlen die Reduktion an Emissionen gegenüber einem vergleichbaren Produkt oder einem bestimmten Zeitpunkt. Kompensationslabel bewerten häufig mittels einer Skala wie stark ein Lebensmittel das Klima belastet. Ein wichtiges Problem dieser Ansätze sind die häufig unterschiedlichen Quellen und Daten, um die Klimabilanz (in kg CO2-Äquivalenten) oder die Umweltauswirkungen der einzelnen Produkte zu berechnen. Diese Quellen sind meist (1) nicht direkt nachvollziehbar und (2) können häufig nicht vergleichend und unabhängig kontrolliert werden.
Das KlimaLabel- Projekt erarbeitet einen verbesserten Überblick über die Datenlage zur Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln, sowie eine Grundlage für eine bessere Bewertbarkeit dieser Datenbasis und der Methoden zur Ermittlung von CO2-Fußabdrücken. Schlussendlich werden Empfehlungen erarbeitet, wie die Datenlage und die methodische Umsetzung so verbessert werden können, dass daraus ein Klima-Label entwickelt werden kann, das effektiv zum Klima- und Umweltschutz beiträgt.
Zielgruppe
Projektinhalte und -ergebnisse sind sowohl für die Forschung als auch für die Praxis relevant und sollen in der zukünftigen Politikberatung genutzt werden. Darüber hinaus hat das im Projekt bearbeitete Thema eine hohe gesellschaftliche Relevanz, der durch entsprechende Wissenschaftskommunikation Rechnung getragen werden soll.
Vorgehensweise
Die in diesem Vorhaben geplanten Analysen der Footprints des deutschen Agrar- und Ernährungssystems werden sowohl anhand von Ökobilanzen (LCA) einzelner Produkte, als auch systematisch und zeitreihenfähig auf Basis von Input-Output-Analysen für den Agrarsektor und den nachgelagerten Bereich der Ernährungswirtschaft, entsprechend der Methoden der Umweltökonomischen Gesamtrechnung (UGR) berechnet.
Unsere Forschungsfragen
- Ist die aktuell zur Verfügung stehende Datenbasis zum CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln in Deutschland geeignet, um daraus ein Klima-Label zu entwickeln, das kurz- bis mittelfristig Konsument*innen die Realisierung nachhaltiger Ernährungsweisen erleichtert, beziehungsweise ihnen diesbezügliche Entscheidungen ermöglicht?
- Ist es mit der aktuell zur Verfügung stehenden Datenbasis möglich, durch eine entsprechend detaillierte Berechnung (und Deklarierung) der Herkunft der jeweiligen Emissionsanteile auf eine mittel- bis langfristige Reduktion der Emissionen in allen Stufen der Wertschöpfungskette hinzuwirken?
- Welche Art von Daten und Datenerhebungsmethodik wären notwendig, um ein effektives Labelling zu entwickeln? Wie wären diese Daten am besten zu generieren und zu verwalten?
- Hinsichtlich welcher Produkte oder Produktgruppen, Stufen in der Wertschöpfungskette, sowie Nachhaltigkeitsvariablen (CO2-Äquivalente und weitere) besteht besonderer Handlungsbedarf?
Vorläufige Ergebnisse
Angestrebtes Projektziel ist, Empfehlungen zu erarbeiten, wie belastbare Datengrundlagen und Methoden für die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks / der Umweltauswirkungen von Lebensmitteln in Deutschland entwickelt werden können. Der zu entwickelnde Ansatz soll (1) zeitreihenfähig sein, da sich die Werte durch neue Technologien und Verfahren im Zeitablauf verändern, (2) unterschiedliche Produktionsweisen abbilden können, z. B. konventionelle und ökologische Landwirtschaft, (3) Szenario-fähig sein, um künftige Entwicklungen abschätzen und bewerten zu können, sowie (4) transparent dokumentiert und öffentlich zugänglich sein.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Geldgeber
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Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
(national, öffentlich)