In der Landwirtschaft gehören Frauen seit jeher dazu, meist ohne dass ihnen besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Ein mehrjähriges Forschungsprojekt über die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben hat hier wichtige Einblicke geliefert. Durchgeführt wurde es von Wissenschaftlerinnen der Universität Göttingen und des Thünen-Instituts in Braunschweig. Für den Transfer ihrer Ergebnisse in die Öffentlichkeit wurden sie jetzt mit dem GEWISOLA-Kommunikationspreis ausgezeichnet.
Die Preisträgerinnen hätten mit ihrer Studie ein gesellschaftlich hochrelevantes und aktuelles Thema aufgegriffen, so die Begründung der Jury. Das Team habe es geschafft, durch eine beeindruckende Öffentlichkeitsarbeit die Bedeutung von Frauen in der Landwirtschaft in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Der Kommunikationspreis wird von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues (GEWISOLA) verliehen. Auf deren Jahrestagung in Göttingen nahmen Zazie von Davier, Imke Edebohls und Susanne Padel vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft sowie Anika Bolten, Christine Niens und Dagmar Wicklow von der Universität Göttingen, Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume, den Preis jetzt entgegen.
Die Autorinnen haben ihre Erkenntnisse über verschiedene Medien verbreitet. Zu nennen sind eine Fotobroschüre, ein policy brief, Artikel in Fachzeitschriften, Social-Media-Aktivitäten, zahlreiche Vorträge sowie Interviews in Funk und Fernsehen. Als Folge haben auch viele Zeitungen und Zeitschriften wie FAZ, Freundin oder Emma darüber berichtet.
Vor allem die Fotobroschüre Frauen.Leben.Landwirtschaft, aber auch der policy brief waren nach Ansicht der Jury sehr gelungene Beispiele für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis und die Gesellschaft.
Kernergebnisse der Studie
Die Studie hat gezeigt, dass die Gleichstellung der Geschlechter auf den landwirtschaftlichen Betrieben noch nicht erreicht ist. Nur 11 % der Betriebe werden von Frauen geleitet; bei der vorgesehenen Hofnachfolge liegt der Frauenanteil bei rund 18 %. Es gibt in der Landwirtschaft erhebliche Zugangsbarrieren für Frauen, unter anderem durch veraltete Geschlechterbilder und traditionelle Vererbungspraxen. Die soziale Absicherung der Frauen fürs Alter oder im Falle von Scheidung, Trennung oder Tod der Betriebsleitung sind unsicher.
Die Studie zeigte aber auch hoffnungsvolle Entwicklungen, etwa eine leichte Tendenz zu mehr weiblicher Hofnachfolge. Auch nimmt der Anteil von Frauen zu, die eigenständig landwirtschaftliche Betriebe gründen.
Weitere Infos und Ergebnisse auf der Projektseite.