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Expertise

ICES-Fangempfehlungen: Was steckt dahinter?

Alexander Kempf, Holger Haslob, Jens Ulleweit, Norbert Rohlf, Matthias Bernreuther, Christoph Stransky, Karl-Michael Werner, Uwe Krumme, Christopher Zimmermann, Sven Stötera, Stefanie Haase, Kristina Barz | 19.07.2024


SF Institut für Seefischerei
OF Institut für Ostseefischerei

Der ICES gibt in seinen alljährlichen Gutachten einen Überblick über den Zustand der genutzten Fischbestände in Nordsee, Ostsee und Nordostatlantik und spricht Fangempfehlungen aus. Wir erläutern, was die Empfehlungen für die deutschen Fischereien bedeuten.

 

Jedes Jahr veröffentlicht der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) den wissenschaftlichen Ratschlag zum Zustand der Fischbestände im Nordostatlantik (ICES Advice) und schlägt nachhaltige Fangquoten für das nächste Jahr vor. Im Folgenden erläutern wir den Zustand der für deutsche Fischereien wichtigsten Fischbestände der Ostsee, Nordsee und des Nordostatlantiks und die darauf aufbauenden wissenschaftlichen Fangquoten-Empfehlungen.

Der Status vieler Fischbestände im Nordostatlantik und angrenzender Gebiete hat sich erfreulicherweise in den letzten Jahren verbessert. Durch das Absenken der Fangquoten und den daraus resultierenden Beschränkungen der Fischerei zeigt die Biomasse von vielen Beständen einen positiven Trend. Von 2003 bis 2022 nahm die Biomasse von Beständen mit ausreichender Datengrundlage im Nordostatlantik um durchschnittlich 37 % zu. Die Spannbreite bei der Entwicklung einzelner Bestände ist jedoch groß und für einige Bestände auch negativ (z.B. Kabeljau in der südlichen Nordsee).

Viele Bestände werden in EU-Gewässern nachhaltig nach dem Prinzip des maximalen Dauerertrages (MSY) bewirtschaftet, auch wenn das MSY-Ziel nicht für alle Bestände erreicht ist. Im Jahr 2022 hatten 40 von 65 Beständen, für die entsprechende Referenzwerte vorliegen, das MSY-Kriterium erreicht. Dies entspricht 62 % der bewerteten Bestände, während es 2003 nur 30 % waren. Die durchschnittliche fischereiliche Sterblichkeit lag 2022, gemittelt über alle Bestände, 42% unterhalb der MSY Ziel-/Grenzwerte, während in 2003 die Referenzwerte im Mittel um 53% überschritten wurden. Dies zeigt an, dass der Grad der Befischung stark abgenommen hat und nur noch einzelne Bestände von stärkerer Überfischung betroffen sind (Datenquelle: STECF Report 2024).

Unter dem höchst möglichen Dauerertrag (englisch: Maximum Sustainable Yield, MSY) versteht man die optimale Fangmenge, die einem Fischbestand unter Ausschöpfung seines maximalen Wachstumspotenzials entnommen werden kann, ohne dass seine Fortpflanzungsfähigkeit in der Zukunft gefährdet ist.

Auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (WSSD) in Johannesburg 2002 wurde eine Bewirtschaftung der Fischbestände auf Basis von MSY als globales Ziel definiert. Gemeinsam mit vielen anderen Ländern haben die EU-Mitgliedstaaten dieses politische Ziel übernommen und es in der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) verankert. Ein Hauptziel der GFP ist es somit, bis 2020 alle Bestände mit Fangbeschränkungen so zu bewirtschaften, dass sie den maximalen Dauerertrag liefern können. FMSY bezeichnet dabei die optimale Fischereiintensität, die den maximalen Dauerertrag ermöglicht. Werden Bestände über FMSY befischt, so wird ihr Wachstumspotenzial nicht mehr optimal ausgeschöpft und die Fischereien verlieren langfristig Ertrag.

Eine Gefährdung des Bestandes tritt aber erst ein, wenn über einen längeren Zeitraum mehr Fische entnommen werden als nachwachsen und eine kritische Elternbestands-Biomasse unterschritten wird, unterhalb derer das Risiko einer verminderten Nachwuchsproduktion rapide steigt. Der Bestand befindet sich dann außerhalb sicherer biologischer Grenzen.

Somit ist eine Überfischung in Bezug auf den maximalen Dauerertrag (Verlust an Ertrag) von einer Überfischung in Bezug auf sichere biologische Grenzen (verminderte Nachwuchsproduktion) zu unterscheiden.

Die fischereiliche Sterblichkeit ist ein Maß für die Menge an Fisch oder anderen Meerestieren, die über einen bestimmten Zeitraum durch Fang vom fischereilich nutzbaren Anteil eines Bestandes entnommen wird.

Die Erholung der Bestände hat auch positive ökonomische Effekte. Nachdem Spritpreise seit 2022 wieder etwas zurückgehen, wird erwartet, dass in 2024 die meisten Flotten der EU-Mitgliedsstaaten profitabel sein werden. Dennoch gibt es einzelne Flotten, die vor großen Herausforderungen stehen, da sie einen sehr hohen Spritverbrauch haben (z.B. die Baumkurrenfischerei auf Plattfische in der Nordsee).

Erläuterungen zu den einzelnen Empfehlungen für 2025

Kabeljau auf dem nördlichen Schelf wird seit zwei Jahren in drei Unterbestände unterteilt (Südlicher Unterbestand, Nordwestlicher Unterbestand und Viking-Unterbestand). Workshops zur Klärung der Bestandsstruktur von Kabeljau in der Nordsee und westlich von Schottland haben ergeben, dass sich die drei Unterbestände genetisch und/oder in ihren biologischen Merkmalen (z.B. Wachstum, Laichreife) unterscheiden. Die Populationsgrößen der Unterbestände haben sich auch unterschiedlich entwickelt. Insbesondere der südliche Unterbestand hat sich schlechter entwickelt als der nordwestliche und Viking-Unterbestand. Aus diesen Gründen hält der ICES eine Bewertung auf der Grundlage der Unterbestände für sinnvoll.

Nach den vorliegenden Bestandsberechnungen wurden 2023 alle drei Unterbestände über FMSY befischt. Während sich der nordwestliche und Viking-Unterbestand Anfang 2024 innerhalb sicherer biologischer Grenzen befindet, ist der südliche Unterbestand deutlich außerhalb sicherer biologischer Grenzen und unterhalb des Biomasselimits Blim. Da insbesondere der südliche Unterbestand die südliche Grenze des Kabeljau-Verbreitungsgebietes markiert, ist es naheliegend, dass neben der Fischerei auch klimatische Veränderungen eine Rolle spielen.  

Die Berechnungen auf der Grundlage der drei Unterbeständen beruhen auf der Annahme, dass sich die Unterbestände im ersten Quartal nicht vermischen, da sie sich während der Laichzeit in ihren jeweiligen Unterbestandsgebieten (Abbildung 1) aufhalten. In den Quartalen zwei bis vier hingegen vermischen sich die Unterbestände erheblich.
Normalerweise spricht der ICES Empfehlungen auf der Grundlage des MSY-Ansatzes aus. Empfehlungen alleine auf der Grundlage des MSY-Ansatzes für jeden der drei Unterbestände ist in diesem speziellen Fall jedoch nicht möglich, da keine (genetischen) Daten zur Verfügung stehen, um die Vermischung der Unterbestände in den Quartalen zwei bis vier zu quantifizieren. Eine rein auf dem MSY-Ansatz basierende Empfehlung auf der Ebene der Unterbestände ist daher für das Management nicht umsetzbar, da ohne Kenntnis der räumlichen Verteilung und Vermischung der Unterbestände in den Quartalen zwei bis vier die Einhaltung der empfohlenen Fangmengen für alle Unterbestände nicht gewährleistet werden kann.
Um dem Problem der Unkenntnis über die räumliche Verteilung und Vermischung der Unterbestände Rechnung zu tragen, wird daher der schwächste Unterbestand (der südliche Unterbestand) laut ICES Empfehlung geschützt. Um dies zu erreichen, wurde in den Vorhersagen die fischereiliche Sterblichkeit für den nordwestlichen und den Viking-Unterbestand in gleichem Maße (um 61 %) in einem Vorsorgeansatz reduziert, wie dies nach dem MSY-Ansatz für den südlichen Unterbestand erforderlich ist. Die daraus resultierende Empfehlung ist eine maximale Fangmenge für den Bestandskomplex (19321 Tonnen für 2025, ein Minus von 14.9% gegenüber den Empfehlungen für 2024 und 38% niedriger als die Summe der TAGs für 2024). Diese Empfehlung kann wie in der Vergangenheit durch Aufteilung auf die bestehenden TAG-Gebiete umgesetzt werden. Unter der Annahme konstanter Fischereimuster, Vermischung und Bestandsparameter führt die empfohlene Höchstfangmenge dazu, dass keiner der Unterbestände überfischt wird.
Die weiteren Angaben in den Empfehlungen pro Unterbestand („…which corresponds to 12 158 tonnes from the northwestern substock, 4089 tonnes from the Viking substock, and 3074 tonnes from the southern substock) dienen vor allem der Erläuterung, wie die Zahl von 19321 Tonnen zustande kommt. Auch dürfen diese Zahlen aufgrund der Vermischung der Unterbestände laut ICES Empfehlung nicht als gebietsspezifische Empfehlungen interpretiert werden (z.B. 12158 Tonnen dürfen nicht für das blaue Gebiet in Abbildung 1 als Höchstfangmenge festgelegt werden).
Um die Aussagekraft des Assessments zu verbessern und zu verhindern, dass ein Vorsorgeansatz mögliche Fangmengen unter dem MSY-Ansatz reduziert, wären genetische Proben und Analysen in einem hohen räumlich-zeitlichen Detailgrad nötig. So könnte berechnet werden, wie sich die Bestände in den einzelnen Quartalen vermischen und wann in welchen Gebieten gefangen werden. Dies würde auch gezielte Maßnahmen zum Schutz des südlichen Unterbestandes erlauben. Jedoch benötigt dies erhebliche Ressourcen und finanzielle Mittel.

Die Erläuterung zum Kabeljau auf dem nördlichen Schelf als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Alexander Kempf

Der Bestand wird für 2024 knapp innerhalb sicherer biologischer Grenzen eingeschätzt. Der Bestand wurde in 2023 minimal über FMSY befischt. Die Produktivität des Bestandes ist in den letzten 10 Jahren geringer als in den Jahrzenten davor, was ungünstige Umwelteinflüsse vermuten lässt.

ICES empfiehlt nach dem MSY-Ansatz für 2025 eine Höchstfangmenge von 79.071 Tonnen. Dies entspricht einer Erhöhung um 7,1% im Vergleich zum letzten Jahr. Das Assessment wurde in 2024 einem Benchmark unterzogen und biologische Parameter (mittleres Gewicht, natürliche Sterblichkeit, Laichreife) sowie Referenzpunkte aktualisiert. Diese Änderungen in Kombination mit einer etwas höheren Einschätzung der Kohorte aus dem Jahr 2019 führen letztlich zu einem moderaten Anstieg in den Empfehlungen.

Alle größeren Flotten, die direkt auf Seelachs fischen, verzeichneten einen Rückgang in den Fangraten im Vergleich zu den Jahren um 2015. Zwischen 2020 und 2023 zeigt sich jedoch eine Trendumkehr und wieder ein leicht ansteigender Trend in den Fangraten. Die Interpretation der kommerziellen Daten ist aber nicht einfach, da Veränderungen in den Fangmustern auch aus ökonomischen Gesichtspunkten resultieren können. Dies erhöht die Unsicherheit der Bestandberechnungen. Da auch der wissenschaftliche Survey nicht gezielt auf Seelachs ausgerichtet ist, gilt das Assessment insgesamt als unsicher.

Die Erläuterung zum Seelachs in der Nordsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Alexander Kempf

Bedingt durch eine starke Abnahme im Fischeraufwand der Hauptfangflotten für Plattfische seit Anfang der 2000er Jahre ist der Fischereidruck auf Scholle seitdem deutlich zurückgegangen.

Massive Abwrackprogramme bei der niederländischen Flotte haben in den letzten Jahren diesen Trend weitergeführt. Seit 2007 liegt der Fischereidruck unter FMSY und in den letzten Jahren sogar weit darunter. Die ermittelte Rekrutierung liegt seit 2010 meist über dem Durchschnitt. Die Laicherbestands-Biomasse ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen und erreichte in 2014 den höchsten Wert seit Aufzeichnung der Daten in 1957. Seitdem schwankt der Bestand aufgrund natürlicher Variabilität in der Nachwuchsproduktion weit oberhalb sämtlicher Biomassenreferenzpunkte.
Die Fangempfehlung des ICES nach dem MSY-Ansatz beträgt für das Jahr 2025 für Scholle aus der Nordsee und dem Skagerrak zusammen nicht mehr als 176.988 Tonnen. Sie liegt damit oberhalb der letztjährigen Empfehlung (+ 14,2%). Der Gesamtfang in den letzten Jahren lag immer deutlich unter der empfohlenen Höchstfangmenge, da eine Ausfischung der Quoten nicht rentabel erscheint. Hohe Treibstoffkosten dürften die Situation der Plattfischfänger weiter verschlechtern.

Die Erläuterung zur Scholle in der Nordsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Holger Haslob

Die Laicherbestands-Biomasse der Seezunge in der Nordsee zeigte nach einem Hoch Anfang der 90iger Jahre bis 2007 einen generell abnehmenden Trend. Nach diesem Tiefpunkt hat sich der Bestand leicht erholt, lag aber lange Zeit unterhalb des kritischen Referenzwertes Blim. Aufgrund eines starken Jahrganges 2018 stieg die Laicherbestands-Biomasse in den letzten Jahren etwas an und Anfang 2024 liegt der Bestand wieder innerhalb sicherer biologischer Grenzen.

Die fischereiliche Sterblichkeit (F) ist seit 2005 insgesamt zurückgegangen, lag aber lange deutlich über dem Referenzwert von FMSY. Erst seit 2020 ist eine starke Absenkung erkennbar und für 2023 liegt die fischereiliche Sterblichkeit deutlich unterhalb von FMSY. Diese Entwicklung wurde auch durch ein massives Abwrackprogramm in der niederländischen Flotte begünstigt. 

Die ermittelte Nachwuchsproduktion zeigt im letzten Jahrzehnt weniger starke Jahrgänge als in den Jahrzehnten davor. Der Jahrgang 2018 ist jedoch – wie bereits erwähnt – etwas größer.  Dieser größere Jahrgang trägt momentan den Großteil der Fischerei.

ICES berechnet eine maximale Fangmenge nach MSY-Ansatz von 10.196 Tonnen für 2025. Damit liegt die empfohlene Höchstfangmenge 177% höher als die Vorjahresempfehlung. Grund für die stark gestiegene Fangempfehlung ist hauptsächlich ein robusteres Assessment nach dem Benchmark in 2024. Dadurch ist es nicht mehr nötig gerichtete Fehler auszugleichen und die Vorhersagen mit nach unten „korrigierten“ Werten für die Anzahlen pro Altersklasse am Beginn der Vorhersage durchzuführen.

Die Erläuterung zur Seezunge in der Nordsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Holger Haslob

Die Laicherbestands-Biomasse des Nordseeherings schwankt seit Ende der 1990er Jahre zwischen 1,2 und 2,4 Millionen Tonnen. Seit 1996 liegt die Laicherbestands-Biomasse innerhalb biologisch sicherer Grenzen und die fischereiliche Sterblichkeit beständig unterhalb von FMSY.

Trotz der ausreichenden Bestandsstärke ist das Aufkommen an Heringsnachwuchs seit 2003 eher unterdurchschnittlich. Einzig 2013 brachte einen stärkeren Nachwuchsjahrgang hervor. Aus Heringslarvenfängen auf den Laichplätzen ist ersichtlich, dass nach wie vor ausreichend Larven schlüpfen. Diese erreichen jedoch nur in geringeren Anzahlen das Jungheringsstadium. Die Gründe hierfür sind nicht abschließend geklärt.  Als Folge der niedrigeren Nachwuchsproduktion ist der Bestand über die letzten Jahre abgesunken, hält sich aber innerhalb sicherer biologischer Grenzen.

Für 2025 empfiehlt der ICES nach dem MSY-Ansatz eine Höchstfangmenge von 412.383 Tonnen (davon 400.909 Tonnen für die Fischerei zur Humanernährung). Dies entspricht 21,4% weniger als die festgelegte Höchstfangmenge in 2024 für die Flotte zur Humanernährung und 22,5% weniger als die letztjährige ICES Empfehlung.  
Neben der Fischerei zur Humanernährung (A-Flotte) existiert in der Nordsee auch eine Industriefischerei zur Erzeugung von Fischmehlen und -ölen (B-Flotte). Da hier vornehmlich Jungheringe als Beifang in der Sprottenfischerei auftreten, wird dieses Flottensegment mit einer eigenen Höchstmengenbegrenzung für Heringsbeifang versehen (für 2025 sind das 11.474 Tonnen laut ICES Empfehlung). Außerdem vermischen sich vor der südlichen norwegischen Küste, im Skagerrak/Kattegat und in der westlichen Ostsee Heringsbestände aus Nord- und Ostsee und werden gemeinsam gefangen. Für den Ostseehering aus der westlichen Ostsee, dem Skagerrak und dem Kattegat empfiehlt der ICES für 2025 aufgrund der schlechten Bestandssituation ein Fangverbot. Daher sind auch die entsprechenden Empfehlungen für Fanganteile an Nordseehering in den angeführten Gebieten (sog. C und D Flotte) auf null gesetzt worden.

Die Erläuterung zum Hering in der Nordsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Norbert Rohlf

Die Biomasse des Laicherbestandes der nordostatlantischen Makrele ist seit den 2000er-Jahren substantiell bis zu einem Maximum in 2014 gestiegen. Seitdem hat sie deutlich abgenommen, wird aber weiterhin deutlich innerhalb sicherer biologischer Grenzen eingeschätzt. Die fischereiliche Sterblichkeit lag längere Zeit unter FMSY, ist in den letzten 2 Jahren aber über den Referenzwert gestiegen. Seit den frühen 2000er-Jahren haben sich einige große Jahresklassen entwickelt. Als Resultat der gestiegenen Biomasse und klimatischer Veränderungen hat sich der Bestand seit Ende der 2000er-Jahre insbesondere während der weiten Fresswanderungen im Sommer stark in nordwestlicher Richtung (Island, Grönland) ausgedehnt. Dieser Prozess scheint sich aber aktuell nicht fortzuführen.

Für die Bestandsabschätzung wird ein altersbasiertes Modell angewendet. Dieses verwendet – neben den kommerziellen Daten – den alle drei Jahre stattfindenden Makreleneiersurvey, der auf die Laichansammlungen abzielt und seit mehreren Jahren auch einen nordischen Survey, der den Bestand während der Fresswanderung erfasst. Außerdem wird der internationale Bodentrawl-Survey (IBTS) im 4. Quartal und 1. Quartal zur Abschätzung der Nachwuchssituation verwendet. Norwegische Markierungsdaten, bei denen über die Wiederfangraten die Bestandsgröße abgeschätzt wird, wurden in den letzten Jahren ebenfalls in das Assessment integriert.

Die neueste wissenschaftliche Empfehlung aus 2023 gibt eine maximale Fangmenge für 2024 von 739.386 Tonnen vor und liegt damit fünf Prozent unter der Empfehlung des Vorjahres von 782.066 Tonnen. In den letzten Jahren konnten sich allerdings die Fischereinationen (z. B. EU-Staaten, Norwegen, Island, Faroer, Grönland, Russland) nicht auf eine gemeinsame Höchstfangmenge einigen, und die einseitig aufgestellten unilateralen Quoten übersteigen die wissenschaftlichen Empfehlungen in der Gesamtmenge deutlich. Makrele wird auch in internationalen Gewässern befischt, was das Management zusätzlich erschwert.
 

Die Erläuterung zur Makrele im Nordostatlantik als PDF zum Download

Ansprechpartner: Jens Ulleweit

Da russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler derzeit von der ICES-Arbeit ausgeschlossen sind, konnte in den letzten Jahren keine Bestandsberechnung innerhalb des ICES durchgeführt werden. Statt dessen ermittelt eine russisch-norwegische Arbeitsgruppe den Bestandszustand. Nach deren Berechnungen nimmt die Biomasse weiter ab, bleibt aber oberhalb des MSY-Referenzpunktes. Die Fischereiliche Sterblichkeit bleibt stabil und noch im Rahmen der Vorgaben des Managementplans.

Die Erläuterung zum Kabeljau in der Nordostarktis als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Matthias Bernreuther

Die deutsche Flotte fischt Rotbarsch hauptsächlich am Grönlandschelf und bis 2020 in der Irmingersee. Dort kommen zwei Rotbarscharten, der Tiefenrotbarsch (Sebastes mentella) und der Goldbarsch (Sebastes norvegicus, ehemals Sebastes marinus), in mehreren Beständen vor. Der Zustand dieser Bestände ist unterschiedlich. Am Ostgrönlandschelf werden außerdem die beiden Arten gemeinsam gefangen. Eine Unterscheidung zwischen Goldbarsch und Tiefenrotbarsch ist oft schwierig, so dass es zu Fehlmeldungen zwischen den gemeinsam vorkommenden Arten kommt bzw. beide Arten zusammen als „Rotbarsch“ gemeldet werden.  Dies erschwert das Assessment und Management der Bestände.
Der Goldbarsch-Bestand am Ostgrönlandschelf gehört zu dem größtenteils am Islandschelf vorkommenden Bestand. Die Laicherbestands-Biomasse befindet sich seit 2003 innerhalb sicherer biologischer Grenzen und wird seit 2006 nach dem MSY-Prinzip befischt. Die Fangempfehlung des ICES von nicht mehr als 46.911 Tonnen für 2025 liegt 14% über der empfohlenen Höchstfangmenge für 2024 und folgt dem ICESMSY-Ansatz. Mittelfristig Sorge bereitet dagegen die Nachwuchsproduktion, da diese seit 2014 gering ausfällt. Es wird erwartet, dass die Laicherbestands-Biomasse dadurch zukünftig abnehmen wird.
Der genaue Zustand des am Grönlandschelf vorkommenden Tiefenrotbarsch-Bestandes kann nicht genau eingeschätzt werden. Der Bestand hat seit 2010 stark abgenommen, und sich in darauffolgenden Jahren nicht verbessert. Da die aktuellsten Werte für den Biomasseindex des grönländischen Flachwassersurveys (Greenland Shallow Water Survey) in den letzten Jahren nahe null lag, empfiehlt der ICES für 2025 und 2026 keine Fänge von diesem Bestand mehr zu tätigen.
In der benachbarten Irmingersee kommen zwei weitere Tiefenrotbarsch-Bestände vor, die mit pelagischen Schleppnetzen gefangen werden. Diese beiden Bestände haben ebenfalls so stark abgenommen, dass der ICES für den flachen Bestand seit 2010 und für den tiefen Bestand seit 2017 empfiehlt, keine Fänge zu tätigen. In 2021 konnte der Bestandszustand des flachen Tiefenrotbarsch-Bestandes in der Irmingersee erstmalig seit 2013 wieder eingeschätzt werden. Das Ergebnis des Surveys war etwas positiver, da der resultierende Biomasseindex den höchsten Wert seit 2005 aufwies, aber im historischen Vergleich weiter auf niedrigem Niveau bleibt. Trotz der leicht positiveren Einschätzung, bleibt es bei der Empfehlung eines Nullfangs, da dieses Ergebnis in dem nächsten wissenschaftlichen Survey zunächst bestätigt werden muss. Der tiefe Bestand (> 500 m Wassertiefe) wird schon seit den 1990er Jahren mit einer fischereilichen Sterblichkeit von deutlich über FMSY befischt. Die Ergebnisse des oben erwähnten Surveys in 2021 weisen für den tiefen Bestand den niedrigsten Biomassewert seit Beginn des Surveys auf. Während z.B. Russland weiterhin auf diese Bestände fischt, erlaubt die EU aktuell keine Fischerei auf die beiden Bestände.

Die Erläuterung zum Rotbarsch bei Grönland und in der Irmingersee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Christoph Stransky, Dr. Matthias Bernreuther

Am norwegischen Schelf, in der Norwegensee und in der Barentssee sind ebenfalls die zwei Rotbarscharten von kommerzieller Bedeutung anzutreffen: der Tiefenrotbarsch (Sebastes mentella) und der Goldbarsch (Sebastes norvegicus).

Der Tiefenrotbarsch-Bestand befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem guten Zustand. Die Laicherbestands-Biomasse hat zwischen 1992 und 2005 stetig zugenommen und sich seitdem auf hohem Niveau stabilisiert. Da russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler derzeit von der ICES-Arbeit ausgeschlossen sind, konnte in diesem und den letzten Jahren keine Bestandsberechnung innerhalb des IICES durchgeführt werden.
Der am norwegischen Schelf und in der Barentssee vorkommende Goldbarschbestand (S. norvegicus) befindet sich dagegen derzeit in einem schlechten Zustand. Die Laicherbestands-Biomasse hat seit den späten 1990er Jahren kontinuierlich abgenommen und befindet sich auf dem niedrigsten Stand in der Zeitserie der Bestandsabschätzungen unterhalb kritischer Biomassereferenzwerte. Daher empfiehlt der ICES, keine Fänge für die Jahre 2025 und 2026 zu tätigen. Zusätzlich empfiehlt ICES, die Beifänge an Goldbarsch in anderen Fischereien, wie z.B. auf Kabeljau und Seelachs, möglichst gering zu halten. Dennoch wurden international in 2022 und 2023 über 10.000 Tonnen jährlich gefangen.

Die Erläuterung zum Rotbarsch in der Norwegensee/Barentssee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Christoph Stransky, Dr. Matthias Bernreuther

Ein Benchmark in 2023 nutzte neue genetische Informationen, um den Kabeljaubestandskomplex vor Grönland in drei Bestände zu gliedern.

Der westliche Küstenbestand lebt in den ausgedehnten Fjordsystemen und gliedert sich in eine nördliche und südliche Bestandskomponente. Bei den Hochseebeständen wird basierend auf genetischen Bestandszuordnungen ein westgrönländischer und ein ostgrönländisch-isländischer Hochseebestand unterschieden. Historisch war die Blüte der Kabeljaufischerei vor Grönland in den 1950ern und 1960ern mit einem sehr großen westlichen Hochseebestand verbunden, während die Erholung seit 2000 vermehrt auf ein Erstarken des östlichen Hochseebestandes und/oder verstärktem Austausch mit dem isländischen Bestand zurückzuführen ist. Insgesamt vermischen sich die Bestände in grönländischen Gewässern während der unterschiedlichen Lebensstadien. Daher ist es generell schwierig, die Fänge der Fischerei direkt einem Bestand zuzuordnen. Nur eine anschließende genetische Untersuchung kann mehr Klarheit liefern.

Nach dem Zusammenbruch der Bestände Anfang der 90iger Jahre erfolgte eine 10-jährige Periode mit sehr geringer Populationsdichte. Nach einem Moratorium bis 2005 wurde 2006 die Fischerei wieder zugelassen.

Für den ostgrönländischen Hochseebestand ist eine solide Bestandsberechnung aktuell nicht möglich, da saisonale Migrationen zwischen Ostgrönland und Island getrennte Berechnungen verhindern. Eine Vermischung mit dem isländischen Bestand führt wahrscheinlich dazu, dass der überwiegende Anteil der Fänge in Ostgrönland aktuell von der Dohrnbank stammt, die in grönländischen Hoheitsgewässern zwischen Ostgrönland und Island liegt. Aufgrund der mangelnder Informationen basiert die Empfehlung von 23.518 Tonnen Höchstfangmenge für die Jahre 2024 bis 2026 lediglich auf einer Reduzierung um 20% (Precautionary Buffer) im Vergleich zum beobachteten Fang in 2022.

Der westgrönländische Hochseebestand befindet sich im historischen Vergleich auf einem niedrigen Niveau, aber oberhalb des im Benchmark von 2023 festgelegten kritischen Biomasselimits. Der Fischereidruck ist basierend auf dem MSY-Konzept zu hoch. Die wissenschaftliche Empfehlung für das Jahr 2025 lautet nach dem ICESMSY-Konzept 3238 Tonnen.
Die beiden Komponenten des westgrönländischen Küstenbestands werden von Deutschland nicht gezielt befischt. Beide Komponenten werden in Bezug auf das MSY-Konzept überfischt, befinden sich aber innerhalb sicherer biologischer Grenzen.

Die Erläuterung für den Kabeljau vor Grönland als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Karl-Michael Werner

Für den Schwarzen Heilbutt als Tiefenbestand liegt für das große Abschätzungsgebiet von den Färöern, Island und Ost-Grönland keine einheitliche wissenschaftliche Forschungsreise vor. Entsprechend wird die Bestandsdynamik neben einem kombinierten Forschungsindex zu einem größeren Teil aus kommerziellen Fangdaten abgeschätzt, wobei die Ergebnisse von der Gewichtung der einzelnen Eingangsparameter abhängig sind.

Eine wissenschaftliche Bestandsabschätzung liegt vor. Der Bestand ist in den letzten Jahren leicht abgesunken und liegt nun außerhalb sicherer biologischer Grenzen. Außerdem wird der Bestand überfischt. Nach ICES-Empfehlungen für 2025 sollte die Jahresfangmenge 17890 Tonnen nicht übersteigen. Dies entspricht einer Reduzierung von 9% im Vergleich zur Vorjahresempfehlung bzw. von 17% im Vergleich zur festgelegten Höchstfangmenge für 2024.

Die Erläuterung zum Schwarzen Heilbutt als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Karl-Michael Werner

Die gerichtete Fischerei auf Dorsch der östlichen Ostsee ist schon seit Mitte 2019 eingestellt. In den Gewässern der EU gilt nur noch eine Beifangquote in der gemischten Plattfischfischerei. Der Hauptteil der verbleibenden Fänge erfolgt durch Russland. Obwohl der Fischereidruck inzwischen sehr gering ist, zeigt der Bestand keinerlei Anzeichen einer Erholung. Die natürliche Sterblichkeit ist inzwischen mehr als 10 mal so hoch wie die fischereiliche Sterblichkeit. Kritisch ist vor allem der Sauerstoffmangel in den tiefen Becken der östlichen Ostsee. Dadurch gehen wichtige Laich- und Futterareale verloren. Außerdem führt die Überdüngung zu einer Verlängerung des Nahrungsnetzes. In dessen Folge steht Dorsch weniger Energie zur Verfügung.

ICES empfiehlt für 2025 auf Basis des Vorsorgeansatzes erneut die Schließung der Fischerei. Die EU übersetzt dies bislang in eine Beifangquote von 595 Tonnen, die Freizeitfischerei ist geschlossen. Bewirtschaftungsziel ist inzwischen nicht mehr der Bestandsaufbau für eine nachhaltige Bewirtschaftung, sondern die Bewahrung der Reste dieses Bestandes, damit er sich bei veränderten Umweltbedingungen erholen kann.

Die Erläuterung für den Dorsch in der östlichen Ostsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Uwe Krumme

Dieser kleinere, aber ehemals sehr produktive Dorschbestand wurde seit den frühen 2000er Jahren überfischt, das heißt der Fischereidruck wurde nicht an die schwächer werdende Nachwuchsproduktion angepasst. Trotz einiger Warnungen sah sich die Politik zwischen 2007 und 2016 nicht in der Lage, den gültigen Bewirtschaftungsplan anzupassen – vor allem, weil sich Europaparlament und Ministerrat über die Zuständigkeit dafür uneinig waren.

2015 produzierte der Bestand dann nur noch 10 % der durchschnittlichen Nachwuchsmenge – er kollabierte. Die Politik ergriff zu diesem Zeitpunkt die richtigen Maßnahmen, reduzierte die kommerzielle Fangmenge drastisch und beteiligte die Freizeitfischerei, die erheblichen Anteil an der Gesamtentnahme hat, an den Erholungsmaßnahmen.

Der folgende Jahrgang 2016 erschien über einige Jahre stark, trug aber wenig zum Bestandsaufbau bei. Seit 2023 gibt die Bestandsberechnung nur noch Trends an und wird relativ dargestellt. Aufgrund unzureichender Daten kann die fischereiliche Sterblichkeit nicht berechnet werden. Die stattdessen dargestellte relative Nutzungsrate zeigt, dass der Fischereidruck inzwischen sehr gering ist und auf die Bestandsentwicklung fast keinen Einfluss mehr hat. Die Laicherbiomasse zeigt 2024 einen leichten Anstieg, liegt aber weiterhin tief im roten Bereich. Die Ursachen für die schwache Nachwuchsproduktion seit 2017 sind noch nicht schlüssig aufgeklärt, aber es gibt Hinweise, dass der Einfluss der Umweltbedingungen inzwischen größer ist als der der Fischerei. Der Westdorsch befindet sich offenbar in der „Sommerzange“: Ab Juli ist das Oberflächenwasser zu warm und gleichzeitig das tiefere Wasser zu sauerstoffarm, als dass Dorsch dort leben könnte. Erst im Spätherbst können wieder alle Wassertiefen besiedelt werden. Unter diesen Bedingungen ist eine Erholung des Bestandes in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich.

Seit 2022 ist die gerichtete Fischerei geschlossen, es wurde eine sehr knappe Beifangquote festgesetzt, um die übrigen Fischereien in der westlichen Ostsee offen halten zu können (489 Tonnen für 2023, 340 Tonnen für 2024). Die Fangquoten wurden damit seit 2016 um über 95% reduziert. Die Freizeitfischerei auf Dorsch wurde 2024 geschlossen. Für 2025 folgt der ICES dem Standard-Ansatz für datenarme Bestände und empfiehlt wie im Vorjahr eine Fangmenge von nur noch 24 Tonnen (einschl. Freizeitfischerei).

Die Fischerei berichtet, dass Dorsch in diesem Gebiet nicht mehr zu fangen ist. Viele der größeren deutschen Schleppnetzkutter, die maßgeblich von Dorschfängen lebten, wurden daher abgewrackt.

Die Erläuterung für den Dorsch in der westlichen Ostsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Uwe Krumme

Westhering ist der Brotfisch der deutschen Küstenfischerei, vor allem an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Seit ungefähr 2004 lässt der Nachwuchs immer weiter nach und es dauerte einige Zeit, bis die Fangmengen an diese Situation ausreichend angepasst wurden. Eine Hauptursache für die nachlassende Rekrutierung konnte in 15 Jahren gerichteter Forschung weitgehend aufgeklärt werden: Spätere und wärmere Winter führen dazu, dass die Heringslarven ihre wichtigste Nahrung zeitlich „verpassen“ und verhungern.

In der Folge ist der Bestand stark geschrumpft und war zeitweise nur noch halb so groß wie der Limit-Referenzwert. ICES empfiehlt daher seit vielen Jahren die Schließung der Fischerei. Für das Managementgebiet westliche Ostsee wurde diese Empfehlung annähernd befolgt: Die legalen Fangmengen wurden allein zwischen 2017 und 2021 um 94 % reduziert. Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes (Kattegat und Skagerrak), in denen sich der Hering im Sommer und Herbst zum Fressen aufhält, blieben die erlaubten Fangmengen dagegen viel zu hoch: Zwischen 2017 und 2021 wurden sie nur um 57 % reduziert. In der Folge wurde der deutschen Küstenfischerei die Grundlage entzogen. Die Fangmengen im Norden blieben aber dennoch so hoch, dass der Bestand sich nicht erholen konnte. Erst für 2022 konnten sich Deutschland, Schweden, Dänemark und Norwegen auf weitere drastische Kürzungen der Fangmenge auch im Gebiet Kattegat und Skagerrak einigen. Über 80 % des Gesamtfangs aus dem Bestand werden nun in der östlichen Nordsee erzielt (und auf die Höchstfangmenge für Nordseehering angerechnet), nur noch jeweils weniger als 10 % in Kattegat/Skagerrak und der westlichen Ostsee.

Der Bestand liegt weiterhin tief im roten Bereich, hat aber im dritten Jahr in Folge zugenommen. Die fischereiliche Sterblichkeit ist 2023 weiter gesunken und ist niedrig genug, um eine Erholung des Bestandes zu ermöglichen. Die Erholung kann viele Jahre dauern, und er liefert auch dann nur noch die Hälfte der Fangmenge, die in den 1990er Jahren nachhaltig gefischt werden konnte. ICES bleibt auch für 2025 bei seiner Empfehlung, die Fischerei im gesamten Verbreitungsgebiet zu schließen.

Die Erläuterung für den Hering in der westlichen Ostsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Christopher Zimmermann

In der Ostsee werden fünf Plattfischarten kommerziell genutzt: Scholle, Flunder, Kliesche, Glattbutt und Steinbutt. Nur Scholle ist quotiert. Plattfische waren vor allem Beifang in der Dorschfischerei; es gab nur kleine gerichtete Fischereien, z. B. auf Steinbutt. Seit der Schließung der beiden Dorschfischereien gehören Plattfische zu den wenigen nutzbaren Zielfischarten der westlichen Ostsee.

Den beiden Schollenbeständen geht es offenbar gut, sie scheinen vor allem von dem sehr viel niedrigeren Räuberdruck durch den schlechten Zustand der Dorsche zu profitieren. Die Nachwuchsproduktion ist stark, ICES kann daher schon seit vielen Jahren eine Zunahme der Fangmenge empfehlen – für 2025 sind in der Ostsee (SD22-32) Fänge von über 20.000 Tonnen möglich. Allerdings enthalten die Fänge Rückwürfe, die seit 2017 ganz überwiegend illegal sind und dennoch über 20 % der Fänge aus dem Gebiet ausmachen. Die Schollen-Höchstfangmenge wird nicht annähernd ausgefischt, was auch an einer sehr ungleichen Verteilung der nationalen Quoten liegt: Dänemark stehen drei Viertel der Fänge zu, die anderen Nationen teilen sich den Rest.

Seit 2022 werden die gefangenen Schollen dünner, ihr Korpulenzfaktor verschlechtert sich also. Welche Rolle hier Dichteeffekte und verschlechterte Umweltbedingungen wie beim Dorsch spielen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Die dadurch schwierigere Vermarktung macht den Fang von Schollen zunehmend unattraktiv.

Auch die anderen Plattfischbestände sind in der westlichen Ostsee in gutem Zustand. Die durch den Plattfischfang erzielbaren Einkünfte können jedoch die Fangverluste bei Hering und Dorsch nicht annähernd ausgleichen.

Die Erläuterung für die Plattfische in der Ostsee als PDF zum Download

Ansprechpartner: Dr. Sven Stötera

Sprotte gehört zu den Profiteuren der geänderten Umweltbedingungen der Ostsee. Die Biomasse dieses derzeit größten Fischbestandes in der Ostsee (knapp 700.000 Tonnen Laicherbiomasse) liegt seit vielen Jahren weit im grünen Bereich. Der Fischereidruck ist jedoch seit Jahren etwas zu hoch, und nun lässt die Nachwuchsproduktion nach: Die drei letzten Jahrgänge gehören zu den vier schwächsten der Zeitserie. Der Ausblick ist also eher pessimistisch. ICES empfiehlt für 2025 auf Basis des Mehrjahres-Bewirtschaftungsplans eine Reduzierung der Fänge um ein Drittel (im Vergleich zur Höchstfangmenge für 2024) auf max. 164.947 Tonnen. Diese Menge schließt die russische autonome Quote in Höhe von rund 45.000 Tonnen ein. Die Bestandsberechnung wird unsicherer, weil russische Daten nach der Suspendierung Russlands aus dem ICES nicht mehr übermittelt werden.

Die deutsche Fischerei nutzt diese Ressource mit zwei großen (ca. 50 Meter langen) und wenigen kleineren Schleppnetzfahrzeugen, vor allem für die Herstellung von Fischmehl und Fischöl.

Die Erläuterung für die Sprotte in der Ostsee als PDF zum Download

Ansprechpartnerin: Dr. Stefanie Haase

Einen umfassenden Überblick über den Zustand der meisten Meeres-Fischbestände, die für den deutschen Markt von Bedeutung sind, gibt das Portal Fischbestände online.

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