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Expertise

Auswirkungen auf Fischereiwirtschaft und Aquakultur

Ismael Núñez-Riboni


SF Institut für Seefischerei

In Zusammenarbeit mit der Cambridge University hat das Thünen-Institut für Seefischerei wichtige Kernergebnisse zur Fischereiwirtschaft und Aquakultur, die sich im IPCC-Sachstandsbericht finden, zusammengefasst.

Der Klimawandel beeinflusst die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Ozeane. Neben einer Erwärmung kommt es durch die vermehrte Aufnahme von CO2 auch zu einer Versauerung des Meeres. Das hat für Fische, Schalentiere und andere Meeresorganismen direkte Folgen. So beeinträchtigt die Versauerung das Wachstum der Korallen und stellt eine Gefahr für das Überleben bedrohter Riffe dar. Fälle von Korallenbleiche werden wahrscheinlich zunehmen. Außerdem führt sie dazu, dass die kalkhaltigen Schalen von Weichtieren wie Muscheln und Austern dünner werden. Seit Beginn der Industrialisierung ist der durchschnittliche pH-Wert der Ozeane bereits um 0,1 gefallen. Das bedeutet, dass das Meerwasser um etwa 30 Prozent saurer geworden ist. Bis zum Jahr 2100 wird ein weiteres Absinken um 0,3 bis 0,4 erwartet; so niedrig lag der pH-Wert des Meerwassers seit mindestens 50 Millionen Jahren nicht mehr. Wenn sich Wasser erwärmt, kann es weniger Sauerstoff aufnehmen. Mögliche Folgen: Die maximale Körpergröße, die große Fische erreichen können, verringert sich; die Zahl der küstennahen Gewässer mit Sauerstoffmangel nimmt zu; die Zonen im Ozean, in denen der Sauerstoffgehalt aus natürlichen Gründen besonders niedrig ist, weiten sich aus.

Für die Fischereiwirtschaft werden die Auswirkungen des Klimawandels weltweit betrachtet voraussichtlich negativ sein. Fischvorkommen werden sich regional verlagern. Entsprechende Veränderungen wirken sich schon jetzt auf die Zusammensetzung der Fischfänge aus. Bei einer weiteren weltweiten Erwärmung werden viele Arten weiter polwärts wandern. Projektionen zufolge werden Artenvielfalt und Fangpotenzial in mittleren und hohen Breiten im Durchschnitt zunehmen und in den tropischen Breiten im Durchschnitt abnehmen. Solche Veränderungen werden in tropischen Entwicklungsländern sehr wahrscheinlich die Existenzgrundlage von Menschen (etwa von traditionellen Fischern) beeinträchtigen. In den Gezeitenzonen des Nordpazifiks und des Nordatlantiks haben sich die Lebensräume vieler Arten um bis zu 50 km pro Jahrzehnt verlagert. Dies kann eine große Gefahr für marine Nahrungsnetze sein. Veränderungen der Ressourcen in Küstenregionen und die daraus folgende Ernährungsunsicherheit dort lebender Menschen können dazu führen, dass mehr illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (IUU) stattfindet.

Die Aquakultur könnte in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn nicht genügend Futterfisch gefangen werden kann. Aufgrund der Ozeanversauerung wird die Sterblichkeit von in Aquakultur gehaltenen Schalentieren zunehmen. Brack- und Süßwasserbetriebe, die ihre Tiere in Teichen und Lagunen halten, sind in niedrig gelegenen Küstengebieten der Tropen besonders gefährdet. Zu den Risiken gehören Sturmfluten, das Eindringen salzigen Meerwassers aufgrund steigender Meeresspiegel und Überschwemmungen durch stärkere Regenfälle. Der Klimawandel kann für die Aquakultur aber auch positive Aspekte haben: Dazu gehören schnelleres Wachstum der Zuchttiere, effizientere Nahrungsverwertung, längere Zuchtperioden, größere Verbreitungsgebiete von Arten oder eine Ausweitung der Zuchtgebiete infolge des Meereis-Rückgangs.

Handlungsoptionen

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, um Fischereiwirtschaft und Aquakultur bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Beispielsweise reagieren Schalentierzüchter im Nordwesten der USA auf die Meeresversauerung dadurch, dass sie die Zufuhr von Frischwasser unterbrechen, sobald der pH-Wert unter ein bestimmtes Niveau fällt. Auf kurze Sicht wird es möglich sein, sich auf einige Folgen des Klimawandels einzustellen, etwa durch bessere Verwaltung, Bewirtschaftung und Überwachung der Fischbestände. Die Minderung nicht-klimatischer Belastungen könnte dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Auf technischer Ebene könnten Maßnahmen zum Einsatz kommen, mit denen Fischer bereits vertraut sind. Selektive Fischereigeräte werden stetig weiterentwickelt, mit ihnen könnte der Fang besonders gefährdeter Arten vermieden werden. Die Erschließung neuer Fanggebiete könnte auf der Basis erwarteter Klimaveränderungen und unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Naturschutzaspekten geplant werden – statt wie bislang eher kurzfristig. Vor allem aber könnten sowohl die Fischindustrie als auch die Regierungen eine Ausweitung besonders nachhaltiger Aquakulturen beschließen, um Einbußen bei wild gefangenen Fischen und Schalentieren auszugleichen.

Diese und weitere Informationen stehen der Öffentlichkeit im Internet auf der Seite der Initiative „klimafakten.de“ zur Verfügung: www.klimafakten.de/branchenbericht/was-der-klimawandel-fuer-die-fischereiwirtschaft-bedeutet. Dort kann auch eine entsprechende 16-seitige Broschüre heruntergeladen werden.

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