Zahlen & Fakten
Anbauflächen für Beerenobst und geschützter Obstbau steigen stetig an
Walter Dirksmeyer, Hildegard Garming | 17.06.2022
Das Thünen Working Paper 100 aus dem Jahr 2018 gibt eine ausführliche Bestandsaufnahme des Gartenbaus in Deutschland. In diesem Jahr wurde auf rund 75.800 Hektar in rund 11.000 Betrieben Obst angebaut. Auf 64 % der Obstanbaufläche wurde Baumobst angebaut (48.891 ha), Erdbeeren wurden auf 23 % der Fläche (17.701 ha) produziert und Strauchbeeren auf 13 % (7.207 ha).
Die Analyse aus dem Jahr 2018 ergab: In allen Bundesländern wird Obst angebaut, wenn auch mit deutlichen regionalen Unterschiede. So war Baden-Württemberg mit mehr als 23.000 Hektar Obstbau Spitzenreiter unter den Bundesländern, gefolgt von Niedersachsen mit rund 15.000 Hektar und Nordrhein-Westfalen mit 6.100 Hektar Anbaufläche (Karte 1).
Darüber hinaus gibt es, je nach Obstart, kleinere regionale Anbauschwerpunkte, wie den Steinobstanbau in den rheinland-pfälzischen Kreisen Mainz-Bingen, Mainz und Mayen-Koblenz, der Apfelanbau im sächsischen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die Süßkirschen in Oberfranken sowie Schwarze Johannisbeeren in Unterfranken in Bayern.
Die Anbaufläche für Baumobst hat sich in den vergangenen Jahren nur wenig verändert. Mit etwa 68 % der Baumobstfläche stehen die Äpfel an erster Stelle, gefolgt von Süßkirschen, die mit rund 6.000 Hektar etwa 12 % der Baumobstfläche einnehmen. Der Sauerkirschanbau ist von einem deutlichen Rückgang betroffen. Im Jahr 2017 betrug die Anbaufläche mit 1.950 Hektar nur noch 57 % der Fläche von 2007.
Stark angestiegen ist die Strauchbeerenanbaufläche. Seit 2012 liegen jährlich detaillierte Daten in der Strauchbeerenerhebung vor. Zwischen 2012 und 2018 ist die Anbaufläche insgesamt um 41 % angestiegen. Dies ist vor allem auf den Anstieg des Heidelbeeranbaus zurückzuführen, aber auch die Gesamtgröße der Anbaufläche von Sanddorn, Aroniabeeren, Stachelbeeren, Brombeeren und Holunder ist gestiegen (Grafik 1). Etwa ein Viertel der Strauchbeerenfläche entfällt auf Betriebe mit vollständigem oder teilweisem ökologischen Anbau.
Die Betriebsstrukturen zeigen eine typische Verteilung der Betriebsgrößen zwischen den Bundesländern (Grafik 2). In Süddeutschland sind die Obstbaubetriebe im Durchschnitt deutlich kleiner als in Nord- und Ostdeutschland. Die größten durchschnittlichen Anbauflächen je Betrieb sind in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zu finden.
Allerdings hat sich die durchschnittliche Anbaufläche von Baumobst je Betrieb in den neuen Bundesländern zwischen 2012 und 2017 verringert. Bezogen auf die Obstarten ist die durchschnittliche Anbaufläche je Betrieb für Erdbeeren mit 7,9 Hektar am größten, gefolgt von den Strauchbeeren mit 6,8 Hektar und dem Baumobst mit 7 Hektar.
Dabei ist die Variation zwischen den Bundesländern enorm. Im Baumobstanbau liegt Sachsen mit durchschnittlich 58 Hektar je Betrieb vorn, im Strauchbeerenanbau Mecklenburg-Vorpommern mit rund 18 Hektar und bei den Erdbeeren Schleswig-Holstein mit rund 13 Hektar durchschnittlicher Anbaufläche je Betrieb.
Die Verteilung der Anbauflächen nach Größenklassen zeigt, dass bei allen Obstkulturen ein großer Anteil der Anbaufläche in Betrieben mit über 10 Hektar liegt. Die Entwicklung der Betriebsstrukturen im Betrachtungszeitraum verdeutlicht, dass sich der Strukturwandel im Obstbau fortsetzt: Die Anzahl der Betriebe sinkt vor allem in den niedrigen Größenklassen, während die durchschnittliche Anbaufläche je Betrieb stetig ansteigt (Tabelle 1).
Tabelle 1: Anzahl der Betriebe und Anbauflächen von Baumobst nach Bundesländern im Jahr 2007, 2010 und 2017. Datenquelle: Statistisches Bundesamt
Jahr | 2007 | 2012 | 2017 | |||
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Anbaufläche und Betriebe | ha | Anzahl Betriebe | ha | Anzahl Betriebe | ha | Anzahl Betriebe |
Deutschland | 46.893 | 8.688 | 45.593 | 7.455 | 49.934 | 7.167 |
Baden-Württemberg | 14.479 | 4.575 | 14.820 | 4.021 | 18.310 | 4.003 |
Niedersachsen | 8.906 | 720 | 9.257 | 650 | 9.173 | 566 |
Rheinland-Pfalz | 4.198 | 904 | 3.679 | 684 | 3.990 | 555 |
Sachsen | 4.102 | 72 | 3.440 | 54 | 3.382 | 58 |
Bayern | 2.688 | 1.395 | 2.435 | 1.029 | 2.824 | 957 |
Nordrhein-Westfalen | 2.238 | 271 | 2.207 | 269 | 2.727 | 272 |
Thüringen | 2.434 | 57 | 2.022 | 50 | 1.706 | 44 |
Brandenburg | 2.227 | 126 | 1.976 | 116 | 1.545 | 116 |
Mecklenburg-Vorpommern | 1.499 | 28 | 1.619 | 35 | 1.930 | 50 |
Sachsen-Anhalt | 1.687 | 91 | 1.557 | 84 | 1.103 | 63 |
Hamburg | 1.095 | 120 | 1.197 | 111 | 1.483 | 105 |
Hessen | 561 | 209 | 667 | 244 | 975 | 279 |
Schleswig-Holstein | 695 | 109 | 573 | 86 | 628 | 73 |
Service zum Download
- Thünen Working Paper 100Diese und viele weitere Detailinformationen zum Obstanbau bis hin zur Frage des Anbauspektrums auf Ebene der Landkreise sind 2018 im Thünen-Working-Paper 100 zusammengestellt worden. 82 Grafiken, 28 Tabellen und 23 Kartendarstellungen beschreiben die Entwicklung der Anbauflächen der verschiedenen Obstarten, der Betriebsstrukturen, der geografischen Verteilung, Erntemengen und Erträge sowie die Handelsströme im In- und Ausland.