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Walther Herwig III, 440. Reise

Dauer:  5. Oktober bis 23. November 2020

Fahrtgebiet:  Nordatlantik; grönländisches Schelfgebiet

Zweck der Reise:  Bestandsuntersuchungen an grönländischen Grundfischbeständen und ozeanographische und klimatologische Untersuchungen

Das Forschungsprogramm der 440. Reise umfasst fischereibiologische Untersuchungen der grönländischen Kabeljau- und Rotbarschbestände sowie anderer ökologisch wichtiger Grundfischarten als Grundlage für die Entwicklung von verbesserten Management- und Nutzungsstrategien. Ziel der biologisch-ozeanographischen Untersuchungen ist die Zooplanktonprobenahme vor Ostgrönland und ozeanographische Messungen an ausgewählten Fischereipositionen und Transekten bzw. internationalen Standardpositionen.

Gegebenenfalls wird in Zusammenarbeit mit dem „Woods Hole Oceanographic Institute“ Hilfe zur Bergung eines Gliders geleistet.

  1. Dynamik des Kabeljaubestandes
    Wie in den Vorjahren ist die diesjährige Reise auf die Ermittlung der Größe und Struktur des Kabeljaubestandes ausgerichtet. Unter Berücksichtigung der Tage für An- und Abreise und einem Ausfall durch schlechtes Wetter ist mit einer Anzahl von etwa 80 durchzuführenden Hols zu rechnen. Entsprechend früherer Untersuchungen werden 50 % dieser Hols flächenproportional auf die in Abbildung 1 definierten Teiluntersuchungsgebiete (Strata) verteilt. Die Aufteilung der restlichen Hols erfolgt proportional nach der mittleren historischen Häufigkeit der Kabeljau in den Strata.
     
  2. Biologische Proben/Mageninhalte Kabeljau
    Zur Berechnung der populationsdynamischen Parameter (Wachstum, Sterblichkeit, Reproduktion) werden die gefangenen Kabeljau vermessen und gewogen. Zusätzlich zur Geschlechts- und Reifebestimmung werden – für West- und Ostgrönland getrennt – Proben von Gehörsteinen (Otolithen) für die spätere Altersbestimmung genommen. Zur Analyse der Ernährungssituation beim Kabeljau sollen Mageninhaltsproben genommen werden.
     
  3. Dynamik der Rotbarschbestände
    Die Aufnahme von Daten über die Artenzusammensetzung, Länge, Gewicht, Otolithen, Geschlechterverteilung und Geschlechtsreife der Bankrotbarsche (Sebastes norvegicus) und der Tiefseerotbarsche (S. mentella) soll eine grobe Einschätzung der Bestandssituation ermöglichen. Während der Bestand an Bankrotbarschen in den vergangenen 15 Jahren starke Verluste um 95 % und wesentliche Größenreduzierungen seiner Individuen verzeichnete, waren seit 1993 juvenile Tiefseerotbarsche < 30 cm vor Ostgrönland sehr häufig. Ihr Überleben und Wachstum werden die Erträge der traditionellen Rotbarschfischerei in den kommenden Jahren bestimmen.
     
  4. Grundfischgemeinschaft
    Zur Erfassung der Veränderungen in der Lebensgemeinschaft der Fische werden die Daten über Anzahl, Gewicht und Länge sämtlicher gefangenen Fischarten aufgenommen. Die Untersuchungen sollen zusätzliche Informationen über die Auswirkung der physikalischen Umweltparameter und Fischereiaktivitäten in dem Seegebiet vor Grönland liefern. Auf der Basis von Modellierungen der jährlichen Bestandsveränderungen ist der Fischereiaufwand als ein wesentlicher Wirkungsfaktor der drastischen Verluste sämtlicher Grundfischarten identifiziert worden.
     
  5. Hydroakustische Untersuchungen
    In Verbindung mit den Fischereitätigkeiten sollen hydroakustische Aufnahmen der Bodenfische auf den Dampfstrecken erfolgen. Diese Werte dienen dazu, zusätzliche Informationen über den Kabeljaubestand zu erhalten, besonders in den Gebieten, in denen wegen der Bodenbeschaffenheit oder aus zeitlichen Gründen nicht getrawlt werden kann.
     
  6. Ozeanographische Untersuchungen
    Die fischereiozeanographischen Messungen ermitteln auf jeder Fischereiposition die örtlichen Temperatur- und Salzgehaltsprofile bis in die bodennahe Wasserschicht mittels des CTD/Rosetten Systems. Zusätzlich sollen entlang der Hydroakustikschnitte CTD-Messungen durchgeführt werden.
     
  7. Planktonuntersuchungen
    Planktonuntersuchungen sollen in der Zeit von 18:00-06:00 Uhr vor Ostgrönland vor allem im Gebiet „Kleine Bank“ durchgeführt werden.

Ein See-Tagebuch informiert über den Verlauf der Reise.

Reisebericht (PDF, englisch)

Wissenschaftliche Fahrtleitung:

Institut für Seefischerei
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