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FAQ

Von der Senke zur Quelle

14.03.2025


KB Stabsstelle Klima, Boden, Biodiversität
AK Institut für Agrarklimaschutz WO Institut für Waldökosysteme HF Institut für Holzforschung

Die aktuellen Projektionsdaten zu den Treibhausgasemissionen zeigen, dass der Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) langfristig erheblich mehr Kohlendioxid freisetzt als bisher angenommen.Fragen und Antworten dazu in unserem FAQ.

 

Die Projektionsdaten zu den Treibhausgasemissionen des LULUCF-Sektors ohne und mit der Implementierung von beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen. Zusätzlich sind Daten der Treibhausgasberichterstattung und Ziele des Klimaschutzgesetzes angegeben.

Im Klimaschutzgesetz wird dem Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF) eine besondere Rolle zugewiesen:
Als einziger Sektor enthält er auch Senken, nicht nur Quellen von Treibhausgasen. Daher sollen zukünftig unvermeidbare Emissionen in anderen Sektoren durch eine gesetzlich als Ziel verankerte Nettosenke des LULUCF-Sektors ausgeglichen werden.

In Deutschland wurden in der Vergangenheit die hohen Emissionen aus entwässerten organischen Böden durch Einbindung von Kohlendioxid in Waldökosystemen ausgeglichen. Derzeit kann der durch den Klimawandel stark geschädigte Wald dies aber nicht mehr leisten, so dass auch der LULUCF-Sektor in Summe große Mengen CO₂ freisetzt, was im Widerspruch zu den gesetzlichen Zielen steht.

Durch die im Sektor mögliche Senkenleistung sollen Emissionen in anderen Sektoren wie der Landwirtschaft, deren Emissionen zum Teil unvermeidbar sind, kompensiert werden. Im Klimaschutzgesetz ist für den Sektor LULUCF festgelegt, dass im Mittelwert der Jahre 2027 bis 2030 im Saldo 25 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent (CO₂-Äquivalent) pro Jahr eingebunden werden sollen. Im Mittelwert der Jahre 2037 bis 2040 liegt der Zielwert für die Netto-Einbindung bei 35 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent pro Jahr, für den Zeitraum von 2042 bis 2045 bei 40 Millionen Tonnen.

Die Projektionsdaten 2025 zeigen, dass sich der Wald zwar gerade erholt, der LULUCF-Sektor aber auch künftig eine erhebliche Treibhausgasquelle bleibt. Bei Umsetzung beschlossener Maßnahmen wird in den Jahren von 2027 bis 2030 eine Emission von etwa 40 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten erwartet. Das Ziel einer Netto-Einbindung von 25 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten wird damit dramatisch verfehlt.

Noch in den Projektionen 2024 wurde davon ausgegangen, dass sich im LULUCF-Sektor Quellen und Senken etwa ausgleichen, der Sektor also klimaneutral sein wird. Das Ziel für die Netto-Einbindung wäre den alten Projektionsdaten zufolge ebenfalls verfehlt worden, aber mit geringerem Abstand.

  • Die Dürre in den vergangenen Jahren hat großflächig Wald absterben lassen. Seit Oktober 2024 liegen die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur vor. Diese quantifizieren die Waldschäden durch Dürre und Borkenkäferbefall ab 2018, die dazu geführt haben, dass der Wald keine Senke mehr war, sondern eine große Quelle von CO₂-Emissionen. Die Projektion zeigt, dass der Wald sich zwar wieder etwas erholt, aber die Senkenleistung vor der Dürre wahrscheinlich nicht wieder erreicht.

  • Neue Daten und Modellierungsergebnisse zeigen, dass Mineralböden unter ackerbaulicher Nutzung Kohlenstoff verlieren. Dies verursacht neu berücksichtigte Emissionen von ca. 7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent.

     

Die aktuelle Entwicklung im Sektor LULUCF steht im Widerspruch zu den Klimazielen. Die Ziele für 2030 werden deutlich verfehlt. Hinzu kommt, dass für einige bereits beschlossene Klimaschutzmaßnahmen die konkrete Umsetzung fehlt. Selbst wenn die Maßnahmen nun beschleunigt umgesetzt werden, hätten sie bis 2030 nur eine geringe Wirkung. Der Grund: viele Maßnahmen im Bereich Landnutzung und Wald zeigen erst langfristig Erfolge. Im LULUCF-Sektor muss der Fokus deshalb auf langfristige Maßnahmen gerichtet werden. Ihre Umsetzung muss jedoch schneller und in größerem Maßstab erfolgen als bisher.

  • Entwässerte Moore wiederzuvernässen ist die wirksamste Maßnahme, um Emissionen zu vermeiden. Fünf Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent sollen so bis 2030 jährlich eingespart werden. Das legen die Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz und die Moorschutzstrategie fest. Die Wiedervernässung von Mooren ist eine komplexe und langfristige Aufgabe, doch das Potenzial zur Bindung von Kohlenstoff liegt deutlich höher als die bisher avisierten fünf Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent.
  • Mit dem Ausstieg aus dem Torfabbau und aus der Torfverwendung in Blumenerden und Kultursubstraten lassen sich ebenfalls erhebliche Mengen an CO₂-Emissionen vermeiden.
  • Die Wälder, die durch Dürre und den damit zusammenhängenden Borkenkäferbefall geschädigt wurden, müssen zügig wieder aufgeforstet werden. Es sollten schnell wachsende, standortangepasste und gegen den Klimawandel resiliente Baumarten verwendet werden. So kann die Senkenleistung der Wälder langfristig verbessert oder sogar wiederhergestellt werden.
  • Wo möglich, sollte zusätzlicher Wald neu angelegt werden. Auch in neu gepflanzten Hecken und anderen Agrargehölzen kann schnell eine erhebliche Menge Kohlenstoff aus Kohlendioxid eingebunden werden.
  • Die Potenziale zur Erhöhung des Holzproduktespeichers sollten ausgenutzt werden, z.B. durch die Umsetzung der Holzbauinitiative.

Historie

Von der Senke zur Quelle 2024

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