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Zwischenbericht: Agrarböden verlieren Kohlenstoff

Der Zwischenbericht der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (BZE-LW) zeigt eine klare Tendenz: Landwirtschaftliche Böden verlieren organischen Kohlenstoff. Über alle Nutzungsformen hinweg geben sie mehr Kohlenstoffdioxid an die Atmosphäre ab, als sie aufnehmen.

© Thünen-Institut/Ulf Schneidewind

Für die Bodenzustandserhebung nehmen Forschende Bodenproben auf Äckern in ganz Deutschland.

Zum Weltbodentag am 5. Dezember veröffentlichen Forschende des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz erste Ergebnisse der 2022 gestarteten Wiederholungsinventur der BZE-LW. Ihr Zwischenbericht zeigt, dass der Anteil an organischem Kohlenstoff in Deutschlands landwirtschaftlichen Böden tendenziell abnimmt. Zwar stellen die Messungen zunächst ein Zwischenergebnis dar, doch dieses deckt sich im Kern mit Auswertungen aus ganz Europa, wie etwa der EU-weiten Erhebung LUCAS.

Die vorläufigen Ergebnisse zeigen eine Abnahme an organischem Bodenkohlenstoff in allen landwirtschaftlichen Nutzungsformen. Mit 1,7 Prozent Verlust in den oberen 30 Zentimetern weisen Ackerböden im vergangenen Jahrzehnt deutlich geringere Einbußen auf als Grünland (minus sechs Prozent) und Dauerkulturen (minus acht Prozent). Das Zwischenergebnis basiert auf Erhebungen in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen.

Wenn Böden organischen Kohlenstoff verlieren, stoßen sie Kohlenstoffdioxid-Emissionen aus und verstärken den Klimawandel. Gleichzeitig vermuten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass der Klimawandel den Verlust von Bodenkohlenstoff in Böden beschleunigt. Sie gehen von einer Wechselwirkung aus. „In einem wärmeren Umfeld fühlen sich auch die Mikroorganismen im Boden wohler, arbeiten schneller und bauen mehr organische Substanz ab“, erklärt Christopher Poeplau, Autor des Zwischenberichts. Die Entwicklung könne zudem damit zusammenhängen, dass heute weniger gedüngt werde, was grundsätzlich ökologisch positiv zu bewerten ist. Auch die Vorgeschichte der beprobten Standorte könne eine Rolle spielen. 

Allein im oberen Meter deutscher Agrarböden sind etwa 2,5 Milliarden Tonnen organischen Kohlenstoffs gespeichert, ähnlich viel wie in Waldbiomasse und Waldböden zusammen. Dieser Kohlenstoff kann nicht nur das Klima beeinflussen, sondern ist auch wichtig für zahlreiche Bodenfunktionen wie Wasserspeicherung. Um den Zustand landwirtschaftlicher Böden einzuschätzen, bietet das Monitoring von organischem Kohlenstoff ein wertvolles Werkzeug. 

Die Bodenzustandserhebung führt das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) durch. Die Inventur trägt auch zur Verbesserung der nationalen Treibhausgasberichterstattung für den Sektor Land Use, Land Use Change and Forestry (LULUCF) bei. Von 2010 bis 2018 fand die erste bundesweite Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (BZE-LW) statt. Während der nun laufenden Wiederholungsinventur messen die Forschenden die Veränderungen der organischen Kohlenstoffgehalte und -vorräte im vergangenen Jahrzehnt.

In der nächsten Projektphase werden die Wiederbeprobungen abgeschlossen und auch Nachmessungen durchgeführt. Auch an den Einflussfaktoren für die organischen Kohlenstoffvorräte wird weiter geforscht. Die finalen Ergebnisse der BZE-LW werden voraussichtlich Ende 2030 zur Verfügung stehen.

Kontakt

Institut für Agrarklimaschutz
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