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Ökologischer Betrieb
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Mehr Bio-Bratwürste braucht das Land

Aktuell ist die Nachfrage nach deutschen Biomastschweinen größer als das Angebot. Gleichzeitig steht die Branche vor Herausforderungen wie hohen Produktionskosten. Informationen gibt es im Thünen Working Paper und auf der BIOFACH.

Fotos von etwa fünf Ferkeln, die Kleegras-Silage fressen
© Thünen-Institut/Daniela Werner

Öko-Ferkel fressen Kleegrassilage, ein typisches Futtermittel im Ökolandbau. Es macht die Tiere nicht nur satt, sondern dient auch als Beschäftigung.

Immer weniger Menschen in Deutschland essen Schweinefleisch. Während der Pro-Kopf-Verbrauch 2010 noch bei 50,2 Kilogramm lag, sank er bis zum Jahr 2023 auf 34,5 Kilogramm. Zudem legen Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Wert auf eine tiergerechte und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Die ökologische Tierhaltung ermöglicht es zwar, die Erwartungen der Gesellschaft und der Konsumierenden zu erfüllen. Dennoch bleibt der Anteil ökologisch gehaltener Schweine gering: 2021 machte er nur etwa ein Prozent aller Mastschweine aus. Dr. Heike Kuhnert vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft sagt deshalb: „Mehr Bio-Bratwürste braucht das Land!“ Unter ihrer Federführung entstand das Thünen Working Paper 259, das in einer SWOT-Analyse Chancen, Risiken und Handlungsoptionen für die Branche Öko-Schwein identifiziert.

Chancen

Die Branche Öko-Schwein erfüllt mit ihren hohen Standards nicht nur Tierwohlaspekte, sondern schont auch die Umwelt. So wird etwa die Belastung von Boden und Wasser durch Dünger in Regionen mit hohen Tierbeständen begrenzt. In Deutschland genießen der Ökolandbau und damit Öko-Fleischwaren ein gutes Image. Der Lebensmitteleinzelhandel profiliert sich zunehmend durch sein Sortiment an Öko-Produkten und will dieses weiter ausbauen. Auch für Restaurants, Kantinen oder Catering-Services spielen Nachhaltigkeitsaspekte, zu denen etwa ökologische Produktionsmethoden oder Umweltschutzaspekte zählen, eine immer größere Rolle. Der Hamburger Fußballverein St. Pauli etwa hat bereits 2023 sein Angebot komplett auf Bio-Stadionwürste umgestellt und damit eine Vorreiterrolle eingenommen.

Risiken

Dennoch gibt es auch Herausforderungen für die Branche. Für Landwirtinnen und Landwirte, die neu in die Branche Öko-Schwein einsteigen wollen, sind die Hürden hoch. Auch für verarbeitende Unternehmen gibt es Schwierigkeiten: Da die Mastbetriebe häufig klein und weitläufig verteilt sind, gestaltet es sich schwierig, große Mengen an Öko-Schweinefleisch zu bekommen.
Noch immer sind die Kosten für die Produktion von Öko-Schweinen hoch und die Produkte im Vergleich zu konventionellen Fleischwaren deutlich teurer. Auch wenn die gesellschaftlichen Erwartungen an Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Fleischproduktion hoch sind, sind viele Menschen nicht bereit oder in der Lage, mehr für die Öko-Produkte zu zahlen. Nicht zuletzt wird der Fleischkonsum generell immer kritischer bewertet.

Handlungsoptionen

Produzierende, verarbeitende und vermarktende Betriebe brauchen klare politische Entscheidungen über die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland. Auch die Branche selbst sollte entlang der Wertschöpfungskette Veränderungen herbeiführen. So müsste das Fleisch beispielsweise schneller und effizienter vom Mastbetrieb in den Handel gelangen. Auch die Technik sollte sich weiterentwickeln: moderne Ställe, Fütterungsmethoden und Schlachtmöglichkeiten unterstützen Bio-Landwirtinnen und -Landwirte dabei, die Öko-Schweinehaltung nachhaltiger und kostengünstiger zu gestalten.
Ein weiteres Manko: Es gibt kaum aktuelle und verlässliche Daten zu den Produktionskosten der Öko-Schweinehaltung – für alle Betriebsgrößen. Ohne dieses Wissen kann aber die Wirtschaftlichkeit weder für die Direktvermarktung noch für den überregionalen Verkauf eingeschätzt werden. Zudem fehlt es als Entscheidungsgrundlage für mögliche Investitionen.
Insgesamt könnten diese Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette nicht nur die Kosten für Produktion und Produkte senken, sondern auch die Hürden für den Umstieg auf die ökologische Schweinehaltung.

 


Biofach 2025

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Ökologischen Landbau präsentieren aktuelle Forschungsprojekte wie das zur Öko-Schweineproduktion während der BIOFACH. Die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel findet vom 11. bis 14. Februar in Nürnberg statt. Das Thünen-Team finden Sie in Halle 9, Stand 9-355. Es gibt vielfältige Infos unter anderem zu Zweinutzungshühnern, zur ökologischen Ochsenmast auf der Weide sowie zum Beitrag des Raufutters zur Proteinversorgung von Mastschweinen.
Wissenswertes wird auch zu Beruf und Karriere am Thünen-Institut vermittelt.
www.biofach.de


Kontakt im Thünen-Institut

Heike Kuhnert
Institut für Betriebswirtschaft

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