Institut für
BW Betriebswirtschaft
Risikoverhalten
Haben Sie schon mal über eine Absicherung gegen Elementarschäden wie Flut und Sturm nachgedacht? – Ganz bestimmt, wenn Sie oder Personen in Ihrem Umfeld Opfer einer Katastrophe gewesen sind! Aber ohne Ihre persönliche Erfahrung? Wir untersuchen mit Blick auf politisch relevante Themen in der Landwirtschaft, wie Betriebe mit den Risiken umgehen, denen sie begegnen. Mithilfe unserer Forschung schlagen wir Handlungsoptionen für die Politik vor, um effizientes Risikomanagement zu fördern und die öffentlichen Kosten zu senken.
Wir fragen uns zum Beispiel: Wie viel würden Landwirte zahlen, um sich gegen existenzgefährdende Klimarisiken abzusichern und wie entscheiden Sie das? Und welche Rolle spielen dabei staatliche Nothilfen? Wie empfinden Landwirte Politikunsicherheit? Und welche Bedeutung hat das Produktionsrisiko bei der Wahl geeigneter Produktionssysteme?
Für die Bewertung von politischen Eingriffen in die Landwirtschaft ist es notwendig einzubeziehen, wie Landwirte auf die Risiken und Unsicherheiten reagieren, denen sie ausgesetzt sind. Hierfür ist es hilfreich, sich mit Entscheidungsprozessen, der individuellen Risikoeinstellung sowie Verzerrungen in der Risikowahrnehmung und der Risikobewertung auseinanderzusetzen.
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist das Risikoverhalten bei witterungsbedingten Extremereignissen. Wir erforschen, was Landwirte ausgeben würden, um sich gegen substantielle Ernteausfälle (z. B. hervorgerufen durch extreme Dürre, Hagel oder Hochwasser) abzusichern und wie man diese Zahlungsbereitschaft beeinflussen kann. Dies untersuchen wir u. a., indem wir die Entscheidungsprozesse der Landwirte nachvollziehen und häufig verwendete Entscheidungsregeln identifizieren. Mit den gewonnenen Erkenntnissen bewerten wir vielfach politisch diskutierte Maßnahmen. Z. B. im Bereich der Ernteversicherungen. Darüber hinaus spielen häufig staatliche Nothilfen eine wichtige Rolle beim Umgang mit Extremereignissen. Wir untersuchen in diesem Zusammenhang, wie Fehlanreize durch staatliche Nothilfen die landwirtschaftliche Risikovorsorge beeinflussen und durch welche Maßnahmen Fehlanreize umgangen und staatliche Kosten minimiert werden können.
Wir orientieren uns dabei an aktuellen Erkenntnissen aus der Verhaltensökonomie, einem Forschungsfeld, das in den letzten Jahren z. B. durch mehrere Nobelpreise im Bereich der Wirtschaftswissenschaften zunehmend Aufmerksamkeit erfahren hat. Klassische Theorien der Ökonomie haben hier häufig nur einen sehr begrenzten Erklärungsgehalt.
Zudem bietet unsere Forschung zum Risikoverhalten Potenziale, um die Aufgaben anderer Forschungsbereiche zu unterstützen. Zum Beispiel sind Investitionen in neue Technik oder neuartige Tierhaltungssysteme Entscheidungen, die unternehmerisches Risiko beinhalten. Auch verändern politische Ziele wie die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes oder der Düngemengen das Ernteausfallrisiko. Wir bringen bei Bedarf auch in diesen Bereichen unser Know-how aus unserer Forschung zum Risikoverhalten ein.
Ausgewählte Literatur
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Müller-Cyran P, Knierim A, Offermann F, Duden C (2021) Mit Unsicherheit umgehen. DLG Mitt(2):34-35