Institut für
BW Betriebswirtschaft
Projekt
Sind staatlich geförderte Versicherungen die richtige Antwort auf Extremwetterereignisse?
Quantitative Analyse einer staatlichen Unterstützung von Versicherungen gegen systemische Wetterrisiken und ihrer Wirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit und betriebliche Klimaanpassungsstrategien
Dürren, Überschwemmungen, Hagelschauer: Extremwetterereignisse können zu erheblichen Ertragsschäden in der Landwirtschaft führen. Daher ist es wichtig, dass sich Landwirte gegen eventuell existenzgefährdende Wetterschäden absichern.
Hintergrund und Zielsetzung
Landwirtschaftlichen Betrieben steht eine Vielfalt an Instrumenten zum Risikomanagement zur Verfügung. Neben innerbetrieblichen Ansätzen wie z.B. der Sortenwahl und der Diversifizierung spielt auch die Absicherung über Versicherungen eine wichtige Rolle.
Eine wirtschaftlich tragbare Versicherung ist jedoch nicht für alle Wetterereignisse flächendeckend verfügbar. Dies gilt insbesondere für Wetterereignisse, die selten auftreten, aber im Eintrittsfall sehr viele Landwirte gleichzeitig betreffen, sogenannte systemische Risiken wie z.B. ausgeprägte Dürren oder flächendeckende Überschwemmungen.
Ein systemisches Wetterrisiko kann dazu führen, dass Versicherungsprämien für Landwirte sehr teuer sind und nur wenige oder keine Versicherungen angeboten werden. Für Versicherer ist es oft schwierig, die Eintrittswahrscheinlichkeit und die damit verbundenen Entschädigungszahlungen hinreichend genau zu kalkulieren. Das trifft zum Beispiel auf die derzeitige Dürreversicherung zu.
Vor diesem Hintergrund untersuchen und vergleichen wir in diesem Projekt unterschiedliche Ansätze für eine staatliche Unterstützung gegen systemische Wetterrisiken. Ob oder in welcher Form der Staat beispielsweise Versicherungsprämien subventioniert oder als eine Art Rückversicherer agiert, ist vor dem Hintergrund des effizienten Einsatzes der Finanzmittel zu diskutieren.
Grundsätzlich kann eine solche Unterstützung unerwünschte Nebenwirkungen haben und z.B. zu Wettbewerbsverzerrungen, negativen Umwelteffekten oder einer Verdrängung anderer betrieblicher Risikoinstrumente führen. Besonderes Augenmerk liegt daher auf der Analyse der tatsächlichen Bedeutung dieser möglichen Nebenwirkungen für verschiedene Förderansätze. Verschafft eine staatliche Förderung bestimmten Betriebsgruppen einen Wettbewerbsvorteil? Unterstützt sie die betriebliche Anpassung an den Klimawandel oder führt eine Subventionierung zum Anbau von finanziell besonders attraktiven, aber auch risikobehafteten Ackerfrüchten? Eine Beantwortung dieser Fragen trägt dazu bei, eine Unterstützung von Wetterversicherungen (besser) bewerten zu können.
Vorgehensweise
In dem Projekt analysieren wir mit statistischen Ansätzen umfassende betriebliche und regionale Produktionsdaten sowie langjährige Wetterdaten, um die tatsächliche Bedeutung und die Kosten systemischer Wetterrisiken in Deutschland abzuschätzen. Dabei wird auch der Einfluss regionaler Unterschiede bezüglich des Auftretens und der Bedeutung von systemischen Extremwetterereignissen bei der Bewertung von Wetterversicherungen berücksichtigt.
Mit Hilfe von Erhebungen auf landwirtschaftlichen Betrieben und unter Anwendung von Betriebsmodellen untersuchen wir die Auswirkungen existierender Förderprogramme in Nachbarländern (z.B. Österreich, Frankreich) auf die Produktion sowie auf betriebliche Risikomanagementstrategien. Lassen sich die theoretisch abgeleiteten Wirkungen auch in der Praxis beobachten? Wie würden sich die Risikoexposition und die betrieblichen Risikomanagementstrategien deutscher Betriebe verändern, wenn ähnliche Förderprogramme hierzulande implementiert werden? Wie sollten solche Instrumente in Deutschland ausgestaltet werden, um den Betrieben eine effiziente Absicherung mit möglichst wenigen Nebenwirkungen zu ermöglichen?
Durch den Aufbau einer gemeinsamen Plattform für stochastische Simulationen verschiedener Risikomanagementstrategien werden die Analysekapazitäten existierender betrieblicher Modelle zu Fragen des Risikomanagements und Entwicklung verbessert. Ziel ist die Quantifizierung von bisher zumeist theoretisch ausgerichteten Studien, die eine Förderung bestimmter Instrumente zum Risikomanagement mit unerwünschten Nebenwirkungen wie der Verdrängung von Klimaanpassungsstrategien oder einer zunehmenden Intensivierung der Produktion in Verbindung bringen.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Zeitraum
7.2020 - 7.2024
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen zum Projekt
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Schmitt J, Offermann F, Ribeiro AFS, Finger R (2024) Drought risk management in agriculture: A copula perspective on crop diversification. Agric Econ 55(5):823-847, DOI:10.1111/agec.12851
- 1
Schmitt J, Offermann F, Finger R (2024) Reducing yield risks of extreme weather events by combining crop diversification and insurances. Braunschweig: Thünen Institute of Farm Economics, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2024/16a, DOI:10.3220/PB1716531974000
- 2
Schmitt J, Offermann F, Finger R (2024) Risikoreduzierung durch Anbaudiversifizierung und Versicherungen bei Extremwetterereignissen. Braunschweig: Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2024/16, DOI:10.3220/PB1716531659000
- 3
Schmitt J, Offermann F, Söder M, Frühauf C, Finger R (2022) Extreme weather events cause significant crop yield losses at the farm level in German agriculture. Food Policy 112:102359, DOI:10.1016/j.foodpol.2022.102359
- 4
Offermann F, Duden C, Schmitt J (2021) Sind staatlich subventionierte Versicherungen die Antwort auf Extremwetterereignisse? Erfahrungen aus dem Bereich der Landwirtschaft. Ifo Schnelldienst 74(11):11-14