Institut für
BW Betriebswirtschaft
Projekt
Unternehmensnachfolge und Existenzgründung in der Landwirtschaft
Unternehmensnachfolge und Existenzgründung in der Landwirtschaft: Chancen, Defizite und Lösungsansätze
Die Anzahl landwirtschaftlicher Unternehmen in Deutschland ist seit vielen Jahren rückläufig. Welche Rolle ungesicherte Hofnachfolgen im Strukturwandel, auch als „Höfesterben“ bekannt, spielen, welche Faktoren bei der Hofübernahme durch Frauen von Bedeutung sein können und welche Relevanz außerfamiliären Hofübergaben und Existenzgründungen zugeschrieben wird, wird in diesem Projekt untersucht.
Hintergrund und Zielsetzung
Die Hofübergabe an die nächste Generation sichert den Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe, ist aber in vielen Fällen nicht gesichert. Folglich werden betroffene Landwirt:innen mit der Frage nach der Zukunft ihres Hofes oder einer etwaigen Betriebsaufgabe konfrontiert. Andererseits ist es für Interessierte ohne familiäres Hoferbe oft schwer, eine Produktionsgrundlage für eine landwirtschaftliche Existenzgründung oder einen Quereinstieg zu finden. Der Zugang zu Boden und Kapital stellt beim Neu- und Quereinstieg in die Landwirtschaft neben zunehmenden Anforderungen durch gesellschaftliche Ansprüche und sich änderndem Fachrecht eine der größten Herausforderungen dar. Landwirt:innen, potenzielle Hofübernehmer:innen, bzw. Neueinsteiger:innen stehen individuellen Übergabe- oder Einstiegssituationen gegenüber, dessen Hintergründe nicht weitreichend erforscht sind.
Aus diesem Grund hat dieses Forschungsvorhaben zum Ziel, den landwirtschaftlichen Generationenwechsel in Deutschland in seinen verschiedenen Facetten und Zusammenhängen zu adressieren und Chancen, Defizite und Lösungsansätze aufzuzeigen. Dazu werden schwerpunktmäßig folgende drei Untersuchungsbereiche erforscht: die Problematik der fehlenden Unternehmensnachfolge und infolge dessen die Auswirkungen von Hofaufgaben auf landwirtschaftliche Betriebe und ländliche Räume, mögliche Einflussfaktoren auf die Hofübernahme durch Frauen und die Relevanz außerfamiliärer Hofnachfolgen mitsamt der dazugehörigen Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren, die über Scheitern oder Gelingen dieser Hofnachfolgeform entscheiden.
Vorgehensweise
Die Bearbeitung der drei Untersuchungsbereiche erfolgt nacheinander in der oben genannten Reihenfolge. In einem ersten Schritt wurden relevante Literaturbeiträge analysiert und passende Datensätze, insbesondere der Landwirtschaftszählungen, in Bezug auf die Hofnachfolgesituation in Deutschland in den Blick genommen. Danach wurden Exper:innengespräche mit Verbänden und Beratungsinstitutionen durchgeführt, um die Situation auf den Betrieben abzubilden und die Auswirkungen fehlender Hofnachfolgen und Hofaufgaben für die Regionen, bzw. die Branche zu erfassen. Die Datengrundlage für den zweiten Forschungsbereich bilden vorhandene Daten der Thünen-Studie zur Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben ab. Anhand dieser Daten sollen mögliche Einflussfaktoren auf die Hofnachfolge von Frauen untersucht werden, indem Hofübernehmerinnen mit Nicht-Hofübernehmerinnen statistisch verglichen werden. Abschließend sollen die Herausforderungen inklusive möglicher Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren außerfamiliärer Hofnachfolgen qualitativ anhand von Gesprächen mit Expert:innen und betroffenen Hofübernehmer:innen und Hofabgeber:innen untersucht werden.
Der Fokus dieses Forschungsprojektes liegt auf der landwirtschaftlichen Unternehmensnachfolge und Existenzgründung in Deutschland. Als Referenz sollen auch andere Branchen, beispielsweise das Handwerk, und andere Länder (ausgewählte EU Mitgliedstaaten, Großbritannien und USA) vergleichend hinzugezogen werden.
Daten und Methoden
Aufgrund einer geringen Informations- und Datenlage zur Beantwortung der Forschungsfragen und -ziele stellt die Informations- und Datengewinnung einen wichtigen Arbeitsschritt für die durchzuführenden Untersuchungen dar und soll überwiegend in Form von qualitativen, mündlichen Befragungen durchgeführt werden. Vorhandene wissenschaftliche Theorien der Verhaltensökonomie, Investitionstheorie, Institutionenökonomie sowie des landwirtschaftlichen Haushaltes bilden den theoretischen Rahmen dieser Forschung.
Unsere Forschungsfragen
- Welche Konsequenzen bringen Hofaufgaben (insb. infolge fehlender Hofnachfolge) mit sich und welche Auswirkungen ergeben sich für Höfe und ländliche Räume?
- Welche Faktoren können bei der Hofübernahme durch Frauen von Bedeutung sein? Welche persönlichen und betrieblichen Aspekte zeichnen sie aus und worin unterscheiden sich Hofnachfolgerinnen von Nicht-Hofnachfolgerinnen?
- Vor welchen Herausforderungen inklusive möglicher Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren stehen außerfamiliäre Hofübernehmer:innen und Hofabgeber:innen während des außerfamiliären Hofnachfolgeprozesses?
Vorläufige Ergebnisse
Der erste Forschungsbereich hat gezeigt, dass die fehlende Hofnachfolge ist nur einer von mehreren Gründen für Hofaufgaben ist, die häufig mit anderen Ursachen verflochten sind. Neben den bekannten Folgen wie das Größenwachstum von Höfen, wurden weitere Einflüsse auf Höfe und ländliche Räume identifiziert. Insbesondere die Entfremdung von Landwirtschaft und Gesellschaft und der Rückgang von Ehrenamtlichen in Dörfern, aber auch die möglichen psychischen Belastungen für aufgebende Betriebsleiter, stellen die Kernergebnisse dieser Arbeit da.
Weitere Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Zeitraum
10.2020 - 9.2025
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft
Pulikationen zum Projekt
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Kühl KM (2024) Farm abandonment consequences: Insights from German farm advisors impacting farms and rural areas. Int J Food Syst Dynam 15(2):408-424, DOI:10.18461/ijfsd.v15i4.L6