Institut für
BW Betriebswirtschaft
Preisindizes für Rind und Schaf aus Produzentensicht
Aktuell
13.12.2019
Das agri benchmarkBeef and Sheep Networkhat globale Preisindizes für Rinder- und Schaffleisch auf Erzeugerebene berechnet. Die Preise basieren auf den im Netzwerk jährlich aktualisierten Preisen aus nationalen Statistiken. Eine kurze Erläuterung der Ergebnisse wird im Folgenden vorgestellt. Ein ausführlicheres Papier wird separat erstellt und auf der Website des agri benchmark veröffentlicht.
Der aktuelle Fleischpreisindex der FAO ist ein Maß der internationalen Exportpreise für Fleisch, gewichtet mit den durchschnittlichen Exportanteilen der Jahre 2002-2004. Daher stellen sie eher Referenzpreise für Exporteure als Referenzpreise für Erzeuger dar. Die agri benchmark Datenbank ist ideal positioniert, um einen globalen Erzeugerpreisindex zu ergänzen, der die Preise widerspiegelt, die die Erzeuger für Rinder, Schafe und Lämmer erhalten. Dafür wird auf die Zeitreihen der länderübergreifenden agri benchmark Preise zurückgegriffen.
Der agri benchmark Preisindex soll den FAO-Preisindex nicht ersetzen. Er kann aber dazu dienen,
- die Struktur der Rindfleischpreise in Erzeugungsländern widerzugeben, die nicht zu den wichtigsten Exporteuren gehören aber dennoch eine wichtige Rolle bei der globalen Preisbildung speilen (z. B. China),
- durch die Verwendung der Produktionsmengen zur Gewichtung der Preise auch die mittelgroßen und kleinen Erzeugerländer zu reflektieren,
- länderspezifische Preistreiber wie politische Interventionen und Angebots-/Nachfrageänderungen in wichtigen Produktions- und Verbraucherländern widerspiegeln.
1 Preisindex für Rindfleisch
- Die durchschnittlichen agri benchmark Rindermastpreise werden mithilfe des Anteils jedes Landes an der Weltrindfleischproduktion für den Zeitraum 2002-2004 gewichtet. Für jedes der Netzwerkländer wurde die Tierkategorie ausgewählt, die den größten Teil der Rindfleischproduktion jedes Landes ausmacht (Abbildung 1)
- Wie in Abbildung 1 dargestellt, liegt der agri benchmark Preisindex für Rindermast seit 2007 auf einem leicht höheren Niveau als der FAO-Preisindex für Rindfleisch. Dies ist auf die Berücksichtigung der Rindfleischproduktion in China (rund 14 Prozent im Beobachtungszeitraum) zurückzuführen, der die gewichteten Rindfleischpreise erheblich beeinflusste. Daher führte das hohe Preisniveau in China (zwei- bis dreimal höher als in Australien, Brasilien und den USA) zu einem höheren Preisindex.
Abbildung 1 Preisindex für Rindfleisch
2 Schafpreisindex
Der FAO-Preisindex für Schaffleisch berücksichtigt nur den Preis der neuseeländischen Exportlämmer von 17,5 kg Schlachtkörpergewicht. Die Beschränkung auf die Lammpreise ist auf die Bedeutung von Lamm als übergeordnetem Artikel für den weltweiten Handel mit Schaffleisch zurückzuführen. Angesichts der Datenverfügbarkeit der Lamm- und Schafpreise hat die agri benchmark jedoch zwei Schaffleischpreisindizes erstellt: a) Lammpreisindex und b) Lamm- und Schafpreisindex.
a) Lammpreisindex
- Die durchschnittlichen agri benchmark Lammpreise werden mit den Produktionsanteilen der Netzländer unter Verwendung des Durchschnitts der Jahre 2002-2004 gewichtet (Abbildung 2).
- Die neuseeländische Schafproduktion ist in den letzten zehn Jahren um etwa 20 Prozent zurückgegangen, da die Unternehmen von Schafen und Rindfleisch zu Milchprodukten übergegangen sind, was zu einer Verringerung der Lammexporte um etwa 16 Prozent führte, allerdings bei einem höheren Preisniveau. Darüber hinaus wurden die Lammexportvolumina aus Neuseeland durch die rauen Witterungsbedingungen im Jahr 2010 beeinträchtigt und sanken im Jahr 2011 auf ein historisch sehr niedriges Niveau. Diese ungünstigen Produktionsbedingungen dürften die neuseeländischen Exportpreise stärker beeinflusst haben als die globalen Erzeugerpreise - was das höhere Niveau des FAO-Index seit 2011 im Vergleich zum agri benchmark-Index erklärt.
- Unter den Netzwerkländern sank der Produktionsanteil Neuseelands von 28 Prozent im Jahr 2008 auf 23 Prozent im Jahr 2018, so dass der australische Produktionsanteil einen Anteil von 32 Prozent erreichte. Daher wurde der agri benchmark-Lammpreisindex stärker von den australischen Lammpreisen beeinflusst, die aufgrund der schweren Dürre sowie der steigenden Exportnachfrage voraussichtlich weiter steigen werden.
- Der agri benchmark-Lammpreisindex ist weniger volatil als der FAO-Schaffleischpreisindex. Dies ist nicht überraschend, da er auf einer Gewichtung der Lamm- und Schafpreise aus sieben Ländern basiert, während der FAO-Index nur eine Lammkategorie in Neuseeland repräsentiert. Außerdem wären die Preise in Neuseeland (und auch in Australien) tendenziell volatiler als die der anderen fünf verwendeten Länder, da sie von einem "dünnen" Exportmarkt abhängig sind (nur 9 % der weltweiten Schaffleischproduktion werden international gehandelt).
Abbildung 2 Lammpreisindex
b) Lamm- und Schafpreisindex
- Dieser Index berücksichtigt die Preise von Lämmern und Schafen in jedem der Netzwerkländer, gewichtet nach Produktionsanteilen für den Zeitraum 2002-2004.
- Abbildung 3, die linke Grafik, zeigt einen großen Unterschied zwischen dem agri benchmark-Lämmer- und Schafpreisindex und dem FAO-Schaffleischpreisindex. Dies ist vor allem auf den hohen Produktionsanteil Chinas (44 und 67 Prozent) in Verbindung mit den hohen Inlandspreisen zurückzuführen.
- Der agri benchmark-Index in der linken Grafik spiegelt deutlich den inländischen Preisanstieg in China wider, wo die Preise pro kgSG von USD 2,21 im Jahr 2006 auf USD 6,15 im Jahr 2011 stiegen und dann 2014 mit USD 10,65 ihr historisches Hoch erreichten.
- Um einen besseren Einblick zu erhalten, wie sich die Schaffleischpreise aus den anderen Netzwerkländern im Index widerspiegeln, zeigt Abbildung 3 (rechte Grafik) den Index nach Ausschluss der chinesischen Preise.
- Wie in der rechten Grafik dargestellt, liegt der agri benchmark-Index seit 2005 immer noch auf einem höheren Niveau als der FAO-Index. Dies ist auf den algerischen und iranischen Schafmarkt zurückzuführen, wo die Preise drei- bis viermal höher sind als in Australien und Neuseeland mit beträchtlichem Produktionsanteil (beides zusammen etwa ein Viertel der Gesamtproduktion der am Netz beteiligten Länder).