Seit Mai 2021 fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Verbundvorhaben „InnoRind – zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland unter Berücksichtigung von Tierwohl, Umweltwirkungen und gesellschaftlicher Akzeptanz“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Aufzucht von Kälbern und Jungrindern und die Haltung von Mast- und Milchrindern. Ziel ist es, zunächst den Status quo der deutschen Rinderhaltung zu ermitteln, um darauf aufbauend Verbesserungspotenziale zu erkennen und die Umsetzung der Verbesserungen zu planen.
Das deutschlandweite Innovationsnetzwerk wird von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) koordiniert. Beteiligt sind zehn Projektpartner, u. a. die beiden Thünen-Institute für Ökologischen Landbau und für Betriebswirtschaft. Zusätzlich sind zehn Versuchsbetriebe eingebunden, die weitgehend die Hauptregionen der Rinderhaltung in Deutschland repräsentieren.
Schwerpunktthemen sind unter anderem die kuhgebundene Kälberaufzucht, bei der die Kälber nicht von den Kühen getrennt werden. Auch neue Möglichkeiten der Vermarktung männlicher Reinzuchtkälber stehen auf der Agenda. In spezialisierten Milchviehbetrieben sind die Aufzuchtmöglichkeiten begrenzt, und bei sinkender Nachfrage nach Rindfleisch bevorzugen Mastbetriebe Kälber von Rassen, deren Zucht stärker auf Fleischleistungsmerkmale ausgerichtet ist. Dies hat geringere Erlöse für Reinzuchtkälber aus Milchrassen zur Folge.
In einem Folgeschritt sollen die im Netzwerk erarbeiteten Ansätze auf den Versuchsbetrieben erprobt werden, um anschließend direkt von landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt werden zu können.
Das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau testet hier einerseits selbst innovative Konzepte der Kälberaufzucht auf dem institutseigenen Versuchsbetrieb in Wulmenau und erarbeitet andererseits praxistaugliche, präventive Managementkonzepte zur Verbesserung des Tierwohls in der praktischen Rinderhaltung. Das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft führt in dem Projekt für alle Versuchsanstellungen die ökonomische Analyse durch. Hierbei wird zunächst der Status quo (Referenz) erhoben und dieser dann mit den verschiedenen Versuchsvarianten verglichen.