Grünland, ein wichtiges landwirtschaftliches Landnutzungssystem, unterliegt in Europa erheblichen Veränderungen wie der Intensivierung, Nutzungsaufgabe und Umwandlung in andere Landnutzungsformen, was die Biodiversität beeinträchtigt. Trotz großer Anstrengungen war die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union nicht in der Lage, den Rückgang des Grünlands aufzuhalten und die Bewirtschaftungsintensität angemessen anzupassen. Das liegt daran, dass die Heterogenität der Grünlandsysteme bei der Umsetzung der Maßnahmen bisher nicht berücksichtigt wird. Die Berücksichtigung der Heterogenität ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu erhöhen. In dieser Studie haben wir den Archetypen-Ansatz genutzt, um wiederkehrende Muster in der Heterogenität von Betriebskonfigurationen am Beispiel Deutschlands zu identifizieren. Diese können dazu beitragen, politische Instrumente an spezifische regionale Bedingungen anzupassen. Mit Hilfe einer Cluster-Analyse unter Verwendung selbstorganisierender Karten (self-organising maps) konnten wir neun Archetypen identifizieren, die typische Kombinationen von 16 Indikatoren landwirtschaftlicher Buchführungsdaten aus dem Farm Accountancy Data Network (FADN) wiedergeben. Zur Weiterentwicklung des Archetypen-Ansatzes diskutieren wir die Dynamik der Archetypen (ihr Entstehen, Verschwinden und Fortbestehen) zwischen 1992 und 2019 auf der Ebene der Bundesländer und interpretieren diese Dynamik im Hinblick auf die GAP. Zum Beispiel werden die Archetypen in den westlichen Bundesländern von kleinen Ackerbau- und Milchviehbetrieben dominiert, während die Archetypen in den östlichen Bundesländern vielfältiger sind und auch größere subventionierte Betriebe und mittlere Ackerbaubetriebe umfassen. Darüber hinaus zeigt die Dynamik der Archetypen in den südlichen Bundesländern einen Rückgang kleiner Milchviehbetriebe und eine Zunahme kleiner Ackerbaubetriebe, was zum Verlust wertvoller Lebensräume führt. Politische Instrumente, die auf solche regionalen Bedingungen zugeschnitten sind, können diesen Verlust angemessen aufhalten. Diese von Grünlandsystemen in Deutschland abgeleiteten Erkenntnisse können die Debatte darüber bereichern, wie politische Instrumente besser auf regionale Bedingungen zugeschnitten werden können, um biodiverse, funktionale Landnutzungssysteme in Europa und weltweit zu erhalten.
© Thünen-Institut/BD
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