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Unterschiedliche Baumsaaten werden in Händen gehalten, darunter Zapfen und Bucheckern
© Bernd Degen
Unterschiedliche Baumsaaten werden in Händen gehalten, darunter Zapfen und Bucheckern
Institut für

FG Forstgenetik

FraxGen – Aktiv gegen das Eschentriebsterben

In forstwirtschaftlichen Kreisen gelangte die ökologisch wertvolle Baumart Gemeine Esche in den letzten Jahren, vor allem in Europa, zu einer traurigen Berühmtheit. Ihr Bestand, und damit ihre wichtige forstlichen und ökologische Rolle, wird vom das Eschentriebsterben auslösenden, pilzlichen Erreger Hymenoscyphus fraxineus stark bedroht. Dieser Schlauchpilz konnte in Deutschland erstmals 2002 in Mecklenburg Vorpommern nachgewiesen werden. Er kann im Eschenstreu überdauern und besiedelt von dort aus jährlich neu die Blätter der Esche. Bei einem pathologischen Infektionsverlauf dringt er tiefer in den Trieb ein und schneidet ihn von der Versorgung mit Wasser und Nährstoffen ab. Als Folge dessen sterben ganze Triebe und Kronenteile ab und schwächen die Pflanze im Laufe der Jahre, bis sie schließlich ganz abstirbt. Letzte Schätzungen gehen beispielsweise davon aus, dass rund 40 % der Eschen in Baden-Württemberg so stark geschädigt sind, dass sie zukünftig forstwirtschaftlich genutzt werden müssen oder stehend absterben werden. Auch das öffentliche Interesse wird größer und so wurde das Thünen – Institut in Waldsieversdorf im Sommer vom Bayrischen Rundfunk besucht, um mehr über das Eschentriebsterben zu erfahren: https://www.br.de/mediathek/video/baumforschung-hilfe-gegen-das-eschensterben-av:5f66236ff7128c001b77b0ad

Um dem Eschentriebsterben entgegenzuwirken, wurde das Forschungsvorhaben FraxForFuture ins Leben gerufen, welches im Juli dieses Jahres an den Start ging. An diesem mit 9,16 Millionen Euro durch den Waldklimafond geförderten Projekt sind deutschlandweit insgesamt 27 Teilprojekten, aufgeteilt in vier Verbundsprojekte, beteiligt. Die beiden größeren Ziele sind: Es soll einerseits ein besseres Verständnis für diese Krankheit entstehen. Außerdem soll am Ende Strategie geschaffen werden, um die Esche in ihrer wichtigen ökonomischen und ökologischen Rolle zu erhalten.

Auch das Thünen-Institut für Forstgenetik arbeitet mit an vorderster Front. Es leitet und koordiniert das Verbunds-Projekt FraxGen, welches sich mit der genetischen Seite des Eschentriebsterbens befasst. In diesem Verbund sind sechs weitere Institutionen mit vertreten:

  • Bayrisches Amt für Waldgenetik
  • Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden – Württemberg
  • Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
  • Sachsenforst
  • Georg – August – Universität Göttingen
  • Humboldt – Universität zu Berlin

Slideshow zum Projekt, bitte klicken Sie sich durch die Bilder:

Der Genetik kommt bei der Forschung zum Eschentriebsterben eine besondere Rolle zu. Genetische Unterschiede werden als Erklärung vermutet, dass einzelne Eschen innerhalb von Gebieten mit starkem Befall vergleichsweise vital bleiben.

Eben diese Eschen sind von besonderem Interesse. Sie werden in ganz Deutschland gesucht und durch vegetative Vermehrung (in vivo/in vitro) erhalten. Sowohl an ihnen als auch an ihren Nachkommen sollen spezielle Resistenztests, genetische Charakterisierungen und Untersuchungen zu Biomarkern bzw. Sekundärstoffwechsel vorgenommen werden. Mit all diesen Maßnahmen möchte man herausfinden, an welchen Genorten sich die vermutlich resistenten von ihren anfälligen Artgenossen unterscheiden.

Die so selektierten und untersuchten Genotypen werden dann zur längeren Beobachtung in Klonarchive gepflanzt. Hier wird auch nach Projektende der Gesundheitszustand der Pflanzen weiter beobachtet und die Flächen später eventuell in Samenplantagen umgewidmet. So kann von ihnen in Zukunft Saatgut gewonnen werden, dass zumindest gegen diesen Erreger resistenter ist.

 

Franziska Past, 16.11.2020

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