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Institut für

HF Holzforschung

Projekt

Entwicklung trittfester Pferdeboxen


Federführendes Institut HF Institut für Holzforschung

Stallgasse mit Pferdeboxen
© Firma Röwer & Rüb GmbH
Stallgasse mit Pferdeboxen

Durchtrittbeständigkeit von Ausfachungsbohlen für Pferdeboxen

Mit dem Ziel die Grundlagen für die Konstruktion tiergerechter Pferdeboxen zu schaffen, wurden eine Methode zur Bestimmung der Trittenergie auskeilender Pferde sowie ein Verfahren zur Berechnung vonDurchtrittbeständigkeit und Einklemmsicherheit von Stallbohlen entwickelt. Weiter wurde die Eignung verschiedene heimische Holzarten sowie die Werkstoffe Furnierschichtholz und Scrimber zur Herstellung vonStallbohlen untersucht. Die erzielten Ergebnisse sollen helfen, das Entwicklungspotential insbesondere der deutschen Pferdewirtschaft zu steigern.

Hintergrund und Zielsetzung

Pferde werden in Deutschland überwiegend in Einzelboxen gehalten. Die Umstände der Haltung haben den Anforderungen des Tierschutzgesetzes (TierSchG) zu entsprechen. Tiere müssen ihrer Art und ihren Bedürfnissenentsprechend verhaltensgerecht untergebracht und nicht in ihrer Möglichkeit zur artgemäßen Bewegung so eingeschränkt sein, dass ihnen Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugeführt werden. Wie diese Anforderungen zu verstehen sind, ist in den „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ präzisiert.Hiernach müssen Boxenabtrennungen u. a. so ausgeführt werden, dass keinesfalls ein Einklemmen der Hufe möglich ist; Trennwände müssen durchtrittfest sein. Diese Forderung ist grundsätzlich opportun und in der Sache als richtig zu bewerten, jedoch zu unkonkret, als dass sie in der Praxis direkt umgesetzt werden könnte.

Grund für fehlende Gestaltungsempfehlungen sind fehlende Informationen über die Energie, die beim Auskeilen von Pferden wirken, sowie fehlende Methoden, mit denendie Durchtrittbeständigkeit und Einklemmsicherheit von Stallbohlen berechnet und praktisch überprüft werden kann. Dies ist jedoch zwingend notwendig, damit klein- und mittelständige Stalleinrichtergeeinte Materialien wählen und den Anforderungen entsprechend dimensionieren können.

In der Praxis reagieren die Stallbauer auf diese Unsicherheiten, indem sie Bambusbohlen mit hohen Phenolharzanteilen oder traditionell bewährte Tropenhölzer aus Übersee verwenden. Dies ist jedoch keine nachhaltige Lösung, da die öffentliche Meinung zur Verwendung von Tropenholz kontrovers ist und der kurzfristige Bezug von Bambusbohlen in verlässlicher Qualität eine Herausforderung darstellt. Eine Erprobung aussichtsreicher, regionalverfügbarer Alternativmaterialien in situ verbietet sich aufgrund des Verletzungsrisikos der Tiere.

Ziel des Vorhabens war es daher, die beim Auskeilen von Pferden wirksam werdenden Energie zu bestimmen, eine Methode zur Berechnung von Durchtrittbeständigkeit und Einklemmsicherheit von Stallbohlen zu entwickeln und heimische Hölzer sowie verschiedene Werkstoffe auf ihre Tauglichkeit für den Stallbau zu untersuchen.

Zielgruppe

Gesetzgeber, Verbände, Gutachter, Stallbauer/ -einrichter, Pferdehalter

Vorgehensweise

In einem ersten Schritt wurde die beim Auskeilen von Pferden wirksam werde Energie bestimmt. So wurde die Grundlage für die Entwicklung einer Methode zur Berechnung der Durchtrittbeständigkeit und Einklemmsicherheit geschaffen. Für die Validierung der Berechnungsergebnisse wurde ein Pendelschlagwerk gestaltet und entsprechenddimensionierte Stallbohlen getestet. Neben Stallbohlen aus etablierten Materialien wurden auch solche aus heimischen Hölzern sowie aussichtsreich erscheinenden Holzwerkstoffen (Furnierschichtholz und Scrimber) untersucht.

Unsere Forschungsfragen

  • Welche Kräfte werden beim Auskeilen von Pferden wirksam und müssen folglich bei der Dimensionierung von Ausfachungsbohlen berücksichtigt werden?
  • Wie ist eine Prüfvorrichtung und Prüfmethode zu gestalten, um Ausfachungsbohlen auf ihre Durchtrittbeständigkeit hin zu überprüfen?
  • Mit welchen Dimensionen sind Ausfachungsbohlen aus derzeit verwendeten Materialien als durchtrittbeständig zu bewerten?
  • Welche heimischen Holzarten sind mit welchen Dimensionen als Ausfachungsbohlen geeignet?
  • Sind Furnierlagenholz sowie Scrimber besonders schlagzäh und eignen sich daher für die Verwendung als Ausfachungsbohlenmaterial?

Ergebnisse

Im Rahmen der Trittversuche im Gestüt Samarra in Rotenburg an der Fulda wurde ein statistisch abgesicherter Wert von 70,4 Joule als typische Trittenergie bestimmt. Unter Berücksichtigung eines Sicherheitszuschlages (Faktor 1,5) ist für die Bemessung somit ein Wert von 106 Joule zu veranschlagen. Dies entspricht etwa der Aufprallenergie eines Gewichtes von 11 kg aus einem Meter Höhe. Mit Hilfe der entwickelten Berechnungsmethode wurde festgestellt, dass ein Pferd in einer herkömmlich gestalteten Box aus Eiche, Bongossi oder Bambus sicher untergebracht ist. Etwas überraschend war, dass auch die heimische Buche die erforderlichen Festigkeitseigenschaften erfüllt. Stallbohlen aus beispielsweise den Holzarten Bilinga und Denya hingegen halten einer Trittbelastung erst bei einem etwas größeren Querschnitt stand. Sehr genau beachtet werden muss allerdings, welchen Umgebungsbedingungen die Hölzer im Gebrauch ausgesetzt sind -insbesondere die Buche reagiert recht sensibel auf Feuchtigkeit. Auf Basis der erzielten Projektergebnisse lassen sich die Abmessungen von Stallbohlen so festlegen, dass sie für den Bau sicherer Pferdeboxen geeignet sind. Weiterhin ist es nun möglich, neuartige Holzwerkstoffbohlen für den Stallbau zu entwickeln und die Abmessungen von Stallbohlen ressourcenschonend zu optimieren.

Beteiligte externe Thünen-Partner

  • Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)
    (Frankfurt/M., Deutschland)
  • Röwer & Rüb GmbH
    (Thedinghausen, Deutschland)
  • KS Schlüter Im- & Export GmbH
    (Riede, Deutschland)

Geldgeber

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

9.2015 - 8.2018

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