Institut für
HF Holzforschung
Projekt
The European Charcoal Transition
The European Charcoal Transition
Das Projekt "The European Charcoal Transition" verfolgt das Ziel, die Entwicklungen des internationalen Holzkohlehandels zu untersuchen, zu beschreiben und zu dokumentieren um daraus Handlungsempfehlungen für die Politik und den Umweltschutz abzuleiten
Hintergrund und Zielsetzung
Seit 2017 werden am Thünen-Institut für Holzforschung routiniert Untersuchungen an Holzkohle und Briketts durchgeführt. Mit Hilfe der anatomischen Untersuchungen kann überprüft werden, ob die Deklarationen auf den Verpackungen der Warenmuster korrekt sind. Zudem können die Herkunftsangaben über die Verbreitungsgebiete der bestimmten Taxa hinterfragt werden (v. a. tropisch vs. nichttropisch). Die Untersuchungen, die häufig in kooperativen Studien mit Umweltschutzorganisationen wie dem WWF durchgeführt werden, leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung für die Produzenten und Händler der Produkte und dienen gleichermaßen dem Verbraucherschutz.Darüber hinaus generieren sie wichtige Daten für das Verständnis der Warenströme des internationalen Holzkohlehandels.
Im Kontext der Studien konnte beobachtet werden, dass sich immer mehr Holzkohle-Substitute aus umweltfreundlicheren Roh- und Reststoffen, wie „Non-Timber-Forest-Products“ (NTFPs), auf dem Markt etablieren. In Kooperation mit dem Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT werden derzeit anatomische Studien zur Charakterisierung der Struktur wichtiger NTFPs, wie z. B. Kokosnussschalen, Oliven- oder Mangokernen, durchgeführt, um diese zu beschreiben und in der Praxisanwendung bei Marktanalysen sicher
identifizieren zu können.
Die jüngste Untersuchung (2022) beschäftigt sich mit modernster µCT-Technologie im Anwendungsfeld der Holzartenidentifizierung. Ziel dieser Arbeit ist es, das Potenzial der µCT-Technologie im Bereich der Holzidentifizierung zu bewerten und ihren Einsatz für die behördliche Kontrolle von Holzkohle und anderen Holzprodukten im internationalen Holzhandel zu beurteilen. Die Ergebnisse der Studie sind sehr ermutigend und lassen den Schluss zu, dass die Anwendung der µCT-Technologie im Bereich der Holzidentifizierung als sehr vielversprechend für die Zukunft eingestuft werden kann.
Zielgruppe
Wissenschaft, Umweltschutz, Politik und Handel
Vorläufige Ergebnisse
Studie I: The European Charcoal Trade
In zwei Studien des WWFs und des Thünen-Instituts in den Jahren 2017 und 2018, die in Deutschland und der Schweiz durchgeführt wurden, konnte festgestellt werden, dass auf einem Großteil der Verpackungen gehandelter Holzkohleprodukte keinerlei Angaben zu den verarbeiteten Arten oder deren Herkünften angegeben waren. Da Grillkohle nach wie vor nicht unter die Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR) fällt, kann sie weiterhin unkontrolliert in der EU gehandelt werden. Eine Deklarationspflicht besteht einzig in der Schweiz. Die Ergebnisse der Studien zeigten allerdings deutlich, dass ein Großteil der untersuchten Holzkohleproben nicht aus „heimischen Wäldern“ stammte. Bei rund 85 % der in Deutschland verkauften Holzkohle 2017/18 handelte es sich um Importware aus dem Ausland, häufig aus tropischen und subtropischen Regionen, aber auch aus osteuropäischen Wäldern wie z.B. der Ukraine (Zahnen et al. 2020). Die Ergebnisse der Studien veranlassten das Thünen-Institut und den WWF, in der Saison 2019/2020 eine großangelegte Untersuchung vorzunehmen, um die aktuelle Situation auf dem europäischen Markt darzustellen und insbesondere zu prüfen, wie hoch die Anteile von Hölzern aus subtropischen und tropischen Herkünften in den einzelnen Ländern liegen und wie hoch die Anteile an zertifiziert nachhaltigen und nicht zertifizierten Produkten sind (Haag et al. 2020). Für diese Marktanalyse wurden Stichproben von 150 Säcken mit Holzkohle und Holzkohlebriketts untersucht. Diese wurde zwischen Oktober 2019 und April 2020 in elf europäischen Ländern (Deutschland, Polen, Schweiz, Spanien, Italien, Norwegen, Dänemark, Niederlande, Ukraine, Tschechische Republik und Belgien) im Einzelhandel, in Baumärkten, an Tankstellen etc., eingekauft. Aus jeder Packung wurden 30 stichprobenartig ausgewählte Holzfragmente untersucht, um die Zusammensetzung der darin enthaltenen Holzarten zu bestimmen. Insgesamt wurden somit über 4.500 Kohlefragmente mikroskopisch analysiert.
Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend. Etwa 46 Prozent der in Europa gehandelten Produkte enthielten Holzkohle aus tropischen Regionen. Etwa 44 Prozent der untersuchten Produkte stammt aus Risikogebieten. Zu den kritischen EU-Produktionsländern gehören u.a. die Ukraine, Nigeria oder Paraguay, die für illegalen Holzeinschlag, Waldzerstörung oder Korruption bekannt sind. Rechnet man den Anteil der risikobehafteten Holzkohleprodukte aus Hochrisikoländern in Rundholzäquivalente (Kubikmeter) um und geht von ineffizienten Produktionstechniken aus, so ergibt sich eine Menge von 1,6 bis über 6 Millionen Kubikmetern potenziell illegalen Holzes, die jedes Jahr auf den EU-Markt gelangen.
Eine sorgfältige Prüfung der Deklarationen auf den Verpackungen, der begleitenden Bescheinigungen (Deklarationen in Zertifikaten) und der Angaben zum Ursprung zeigte ebenfalls ein Besorgnis erregendes Ergebnis: Nur 25 % der untersuchten Produkte enthielten Angaben/Deklaratioonen auf den Säcken (z.B. über die verarbeitete Holzarten), und weit über die Hälfte dieser Angaben waren falsch und/oder unvollständig.
Bei einer angegliederten Untersuchung in Deutschland wurden sieben Sortimente untersucht, die speziell die Deklaration „Buchenholzkohle“ trugen: Alle sieben Produkte enthielten andere Holzarten als Buchenholz und zwei Produkte enthielten überhaupt kein Buchenholz.
Studie II:
Die Studie befasst sich mit Untersuchungen mittels modernster µCT Technologie im Anwendungsfeld der Holzartenidentifizierung. In der vorliegenden Fallstudie wurden Warenmuster unterschiedlicher Holzkohleprodukte untersucht. Der Grund für die Wahl von Holzkohle liegt sowohl in wirtschaftlichen als auch in technischen Aspekten. Parallel zur konventionellen Holzanatomie werden derzeit weltweit verschiedene vielversprechende Identifikationsmethoden entwickelt, um die Identifikation von verarbeitetem Holz zu vereinfachen. Aufgrund des Verkohlungsprozesses (Zerstörung der DNA und Veränderungen der Chemischen Signatur) sind solche Ansätze jedoch nicht bei Holzkohle anwendbar. Angesichts der rasanten Entwicklung der µCT-Technologie wurde beschlossen, zu untersuchen, inwieweit holzanatomische Untersuchungen durch moderne µCT-Technologie unterstützt und verbessert werden können. Etwa 17 % des jährlich geernteten Holzes werden weltweit zu Holzkohle verarbeitet (FAO 2017), und der Holzkohlehandel ist eines der am wenigsten kontrollierten/überwachten Segmente des europäischen Holzmarktes. Obwohl Holzkohle einen bedeutenden Marktanteil an holzbasierten Produkten hat, unterliegt sie noch keiner Handelsregulierung, z. B. der Europäischen Holzhandelsverordnung (EUTR), (EU) Nr. 995/2010. Für die vorliegende Studie wurden verschiedene Holzarten und die anatomische Struktur untersucht und in verschiedenen Vergrößerungen dargestellt, um die Leistungsfähigkeit der modernen µCT-Standards zu visualisieren. Ziel dieser Arbeit ist es, das Potenzial der µCT-Technik im Bereich der Holzidentifizierung zu bewerten und ihren Einsatz für die behördliche Kontrolle von Holzkohle und anderen Holzprodukten im internationalen Holzhandel zu beurteilen. Die Ergebnisse der Studie sind sehr ermutigend und lassen den Schluss zu, dass die Anwendung der µCT-Technik im Bereich der Holzidentifizierung als sehr vielversprechend für die Zukunft eingestuft werden kann.
Links und Downloads
www.researchgate.net/publication/344283401_The_European_charcoal_trade
www.researchgate.net/publication/345940006_Grillkohle_2020_Eine_EU-Marktanalyse
www.researchgate.net/publication/346569778_2020_Analysis_of_the_EU_Charcoal_Market
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Beteiligte externe Thünen-Partner
-
World Wide Fund For Nature Deutschland
(Deutschland, Deutschland)
Zeitraum
9.2019 - 9.2025
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft