Institut für
MA Marktanalyse
Argentinien thematisiert Lebensmittelabfälle
Im Zuge seiner Mitarbeit im „Meeting of Agricultural Chief Scientists of G20 States“ nahm das Thünen-Institut am diesjährigen Treffen in Argentinien teil, stellte seine internationalen Kooperationen im Bereich „Vermeidung von Lebensmittelabfällen“ vor und besuchte zwei Food Banks.
Seit 2012 ist das Thünen-Institut, gemeinsam mit dem BMEL Deutschland, im „Meeting of Agricultural Chief Scientists of G20 States“ (MACS-G20) vertreten. Diese Gruppe der führenden Agrarwissenschaftler der G20-Staaten trifft sich einmal jährlich, um wichtige globale Agrarthemen zu identifizieren und gemeinsame Aktivitäten zu besprechen. Beim MACS-Meeting 2015 in Izmir (Türkei) beschlossen die Delegierten eine Kooperation mit Ziel der Vermeidung von Lebensmittelverlusten und –abfällen. Damit sollen Forschungs- und Politikberatungskapazitäten in den G20-Staaten gebündelt werden, um eine spürbare Reduktion von Lebensmittelverlusten und -abfällen zu erreichen. Deutschland übernahm innerhalb der Kooperation die Federführung und hat 2017 Dr. Felicitas Schneider als Koordinatorin für die entstehenden Aktivitäten angestellt.
Während der diesjährigen argentinischen G20-Präsidentschaft wurde MACS-G20 vom 28. bis 30. Mai 2018 in Jujuy, einer nördlichen Provinzhauptstadt Argentiniens, abgehalten. Zwei Themenschwerpunkte der gemeinsamen Diskussionen waren „Sustainable soil management“ und „Genome Editing“. Darüber hinaus informierten die Thünen-Mitarbeiter Stefan Lange und Felicitas Schneider ihre internationalen Kollegen über den Fortgang der von ihnen seit 2015 organisierten MACS-Aktivitäten zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -abfällen:
- So tauschen sich in einer Kooperation mit TempAg Thünen-Wissenschaftler mit Kollegen aus Schweden, Finnland, Norwegen und den Niederlanden über bestehende Forschungslücken bei der Erfassung und Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -abfällen aus.
- Zum selben Thema startete das Thünen-Institut mit dem russischen Eurasian Center for Food Security (ECFS) an der Lomonosov Moscow State University im Mai 2018 eine Projektkooperation, die bei der diesjährigen Eurasian Food Security Conference im Oktober 2018 in Moskau erstmals öffentlich vorgestellt wird.
- Ab Oktober 2018 wird das Institut für Marktanalyse auch die russische Gewinnerin eines „Bundeskanzler-Stipendiums für Führungskräfte von morgen“ der Alexander von Humboldt-Stiftung bei ihrer Arbeit gegen Lebensmittelverluste und -abfälle mit fachlicher Expertise unterstützen.
- Für Herbst 2018 plant das Thünen-Institut mit dem argentinischen Agrarministerium und dem National Institute of Agricultural Technology (INTA) einen Workshop zu Lebensmittelabfällen in Lateinamerika und der Karibik.
- Zudem führten Felicitas Schneider und Stefan Lange Vorgespräche zu ähnlichen Workshops 2019 in Japan und 2020 in Saudi-Arabien.
Im Rahmen einer Exkursion durch die spektakuläre Landschaft Nordargentiniens konnten Einblicke in die agrarischen Herausforderungen der Region gewonnen werden. Geringe jährliche Niederschläge in Höhen bis über 4.000 m über dem Meeresspiegel, Böden mit geringem Anteil an organischer Substanz, eingeschränkter Anschluss an überregionale Absatzmärkte, hoher Anteil an Handarbeit und kleinstrukturierte, familiengeführte Landwirtschaftsbetriebe stellen besondere Anforderungen an die lokale Landbevölkerung.
Im Anschluss an MACS-G20 2018 trafen unsere Mitarbeiter mit Aktivisten von zwei sogenannten Food Banks in Santiago del Estero und San Miguel de Tucumán zusammen. Diese karitativen Organisationen sammeln überschüssige, einwandfreie Lebensmittel, bevor sie weggeworfen werden, und verteilen diese an sozial bedürftige Personen. Die Arbeit der engagierten Mitarbeiter der Food Banks am jeweiligen Großgrünmarkt in beiden Städten und die erreichte Verbesserung der Lebenssituation der vorwiegend jugendlichen Bedürftigen hat großen Eindruck hinterlassen. Diese Erfahrungen können nun in den Austausch mit internationalen Kooperationspartnern eingebracht werden.
Ansprechpartner:
Stefan Lange , Thünen-Forschungskoordinator
Felicitas Schneider , Thünen-Institut für Marktanalyse