Institut für
OF Ostseefischerei
Über uns
Unser primäres Arbeitsgebiet ist ein ganz besonderes Meer: die Ostsee, das größte Brackwassergebiet der Erde. Durch den geringen Salzgehalt ist ihre marine Fauna artenarm, Wechselwirkungen zwischen den Hauptarten sind einfach. Auch die Fischerei ist zwar vielfältig, aber einfach strukturiert. Die kleine Küstenfischerei prägt die meist strukturschwachen Küstenregionen der Anrainerstaaten. Dank dieser Charakteristika wird die Ostsee zum idealen Testgebiet für neue Ansätze zur Datenerhebung und zum Fischereimanagement.
Direkter Empfänger: die deutsche und europäische Politik. Viele Ansätze lassen sich aber durch die Beteiligung von Wirtschaft, Verbrauchern und Umweltverbänden viel schneller realisieren. Indem wir auch diesen Gruppen wissenschaftliche Erkenntnisse näherbringen, wollen wir die Diskussion sachlich qualifizieren. An der Entwicklung standardisierter Bewertungsverfahren, zum Beispiel im Rahmen der Nachhaltigkeitszertifizierung, sind wir intensiv beteiligt.
Wir konzentrieren uns auf folgende Bereiche:
- Grundlagen: Wir erforschen die Ursachen für die stark schwankende Reproduktion des für die deutsche Fischerei wichtigsten Heringsbestandes. Er laicht vor allem in den inneren Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns. Unsere Datenreihe zur Nachwuchsproduktion überschaut mehr als 35 Jahre, sie ist eine der weltweit wertvollsten in der Rekrutierungsforschung. Kern unserer Arbeit zur zweiten wichtigen Fischart, dem Dorsch, sind das Wachstum und die Trennung der beiden Bestände in der Ostsee. Wir markieren die Gehörsteinchen (Otolithen) dieser Tiere und analysieren ihre Chemie. Ziel all dieser Aktivitäten: möglichst präzise Bestandsberechnungen und -prognosen.
- Daten: Wir versuchen, die direkten menschlichen Einflüsse auf kommerziell genutzte Fischbestände ebenso zu erfassen wie die Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresumwelt. Wir ermitteln dazu auch Rückwürfe – und die Motivation für dieses Verhalten –, die Sterblichkeit der Rückwürfe, und wie viel Freizeitfischer fangen, die über ihre Fangmengen nicht berichten müssen.
- Fischereimanagement: Wir entwickeln und testen Ansätze dafür, wie erwünschtes Verhalten der Fischer durch konsequent richtige Anreize bestärkt wird. 2015 werden die Regeln der reformierten Gemeinsamen Fischereipolitik der EU zuerst in der Ostsee eingeführt. Sie gehen in diese Richtung, sind aber noch nicht implementierbar. Vor allem bei der Ausgestaltung und Kontrolle des Anlandegebots benötigen Politik und Kontrollbehörden wissenschaftlichen Rat.
- Fischerei- und Surveytechnik: Wir entwickeln umweltfreundliche, energiesparende Fanggeräte, daneben auch automatisierte Methoden der Datenerfassung. Sie helfen uns, die im Rahmen des Ökosystemansatzes kontinuierlich steigenden Anforderungen an Datenmengen und -präzision zu erfüllen. Einige der Methoden lassen sich auch für Kontrollzwecke einsetzen oder erlauben dem Fischer, regelkonformes Verhalten nachzuweisen.