Projekt
WEHAM-Szenarien
Nachhaltigkeitsbewertung alternativer Waldbehandlungs- und Holzverwendungsszenarien unter besonderer Berücksichtigung von Klima- und Biodiversitätsschutz
Wie soll die Waldfläche in Deutschland verwendet werden? Wieviel Fläche soll unter Schutz gestellt und welche Holzmenge soll bereitgestellt werden? Wie bereiten wir Wälder auf den Klimawandel vor? Wir benötigen Entscheidungshilfen um Konflikte der künftigen Waldnutzung zu lösen.
Hintergrund und Zielsetzung
Bund und Länder entwickelten zusammen mit Verbänden auf Grundlage der Bundeswaldinventur (BWI) 2012 das Basisszenario der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (WEHAM). Das WEHAM-Basisszenario soll die zukünftig erwartete Waldbewirtschaftung widerspiegeln und bildet die derzeitigen und erwarteten ökonomischen und legislativen Rahmenbedingungen der Waldbewirtschaftung ab. Dabei greift es die aktuellen Eigentümerziele der Waldbewirtschaftung, aktuelle und erwartete Marktbedingungen sowie die bestehenden gesetzlichen Vorgaben – zum Beispiel auch Schutzgebietsauflagen – auf.
Stakeholder aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wirtschaft hatten bereits im Vorfeld der BWI 2012 eine Beteiligung an der Entwicklung von weiteren WEHAM-Szenarien eingefordert, um Alternativen der Waldbehandlung und Holzverwendung aufzuzeigen und zu bewerten.
Vor diesem Hintergrund war das Ziel des Verbundforschungsprojekts „WEHAM-Szenarien“ die Entwicklung von Waldbehandlungs- und Holzverwendungsszenarien in einem Stakeholderbeteiligungsprozess. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Nachhaltigkeitsbewertung verglichen, um insbesondere Fragen zum Schutz des Klimas und der Biodiversität beantworten zu können.
Zielgruppe
Politik, Verwaltung, Verbände, Wirtschaft
Vorgehensweise
Das Forschungsprojekt verfolgte die Entwicklung von Waldbehandlungs- und Holzverwendungsszenarien in einem Beteiligungsprozess mit Stakeholdern und die vergleichende Nachhaltigkeitsbewertung der Szenarienergebnisse mit besonderem Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeitsthemen Klima- und Biodiversitätsschutz.
Daten und Methoden
Unter Beteiligung von Stakeholdern wurden Ansprüche unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen an Waldbehandlung und Holzverwendung identifiziert und diese zu Szenarien verdichtet. Dazu gehörten beispielsweise auch regionalisierte Daten zum Rohholzbedarf stofflicher und energetischer Verwender.
Die Nachhaltigkeit bewerteten wir auf der Basis von Indikatoren. So konnten wir die Szenarien hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und sozialer Auswirkungen der Waldbehandlung und Holzverwendung vergleichen. Um zu bewerten, wie unterschiedliche Szenarien der Waldbehandlung auf die Biodiversität wirken, entwickelten und erprobten wir ein WEHAM-angepasstes Verfahren.
Unsere Forschungsfragen
Welche Ansprüche haben Interessensvertreter an die zukünftige Waldnutzung und Holzverwendung?
Welche Auswirkungen hat die Umsetzung dieser Ansprüche auf die Waldstruktur und das zukünftige Rohholzaufkommen?
Was wären die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Folgen der Veränderung der Waldstruktur und des Rohholzaufkommens?
Ergebnisse
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden unter Stakeholderbeteiligung zwei Waldbehandlungsszenarien und drei Holzverwendungsszenarien entwickelt. Die entwickelten Szenarien spiegeln den Nutzungskonflikt zwischen Holznutzung und Naturschutz im Wald aus Perspektive unterschiedlicher Interessengruppen wider.
Im WALD-Holzpräferenzszenario wird der Holzvorrat abgesenkt und das Rohholzaufkommen gesteigert. Ziel des WALD-Naturschutzpräferenzszenarios ist der Erhalt und die Förderung der Biodiversität im Wald.
Im HOLZ-Referenzszenario wird eine Steigerung des stofflichen und ein Rückgang des energetischen Holzverbrauchs und im HOLZ-Förderszenario eine starke Steigerung des stofflichen sowie eine moderate Steigerung des energetischen Holzverbrauchs modelliert. Im HOLZ-Restriktionsszenario werden die Auswirkungen einer marktbedingten, leichten Steigerung des stofflichen Holzverbrauchs und einem starken Rückgang des energetischen Holzverbrauchs bewertet.
Die Modellierungsergebnisse der Waldbehandlungsszenarien zeigen, dass im WALD-Holzpräferenzszenario sowohl mittelfristig, durch den Vorratsabbau, als auch langfristig, durch die Einbringung ertragsstarker Douglasie, ein höheres potenzielles Rohholzaufkommen erzielbar wäre. Im WALD-Naturschutzpräferenzszenario ist mittelfristig ein höheres Nadelholzaufkommen durch den vorzeitigen Waldumbau in Laubholz, langfristig jedoch ein deutlicher Rückgang des Holzaufkommens zu erwarten.
Hinsichtlich der stofflichen Holznachfrage zeichnet sich ein stabiles Wachstum der Inlandsnachfrage in allen drei Holzverwendungsszenarien ab, während die energetische Holznachfrage nur noch im HOLZ-Förderszenario leicht ansteigt. In den anderen beiden Holzverwendungsszenarien führen nachlassende Impulse der Förderung zu einer tendenziell nachlassenden Nachfrage nach Energieholz.
Links und Downloads
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
- Dunger, Karsten WO Institut für Waldökosysteme
- Klatt, SusannWO Institut für Waldökosysteme
- Klatt, SusannWO Institut für Waldökosysteme
- Oehmichen, Katja WO Institut für Waldökosysteme
- Rosenkranz, LydiaWF Institut für Waldwirtschaft
- Rüter, Sebastian HF Institut für Holzforschung
- Schier, FranziskaWF Institut für Waldwirtschaft
- Schweinle, Jörg WF Institut für Waldwirtschaft
- Weimar, Holger WF Institut für Waldwirtschaft
Beteiligte externe Thünen-Partner
-
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)
(Eberswalde, Deutschland) -
Universität Hamburg
(Hamburg, Deutschland)
Geldgeber
-
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
(national, öffentlich) -
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
(national, öffentlich)
Zeitraum
10.2014 - 6.2017
Weitere Projektdaten
Projektfördernummer: 28W-C-4-043-01
Förderprogramm: Waldklimafonds (Programmbestandteil des Sondervermögens Energie- und Klimafonds)
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen
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Seintsch B, Döring P, Dunger K, Gerber K, Glasenapp S, Klatt S, Linde A, Mantau U, Meier-Landsberg E, Oehmichen K, Reise J, Rüter S, Saal U, Schweinle J, Schier F, Selzer AM, Rosenkranz L, Wenz E, Weimar H, Winter S (2017) Das WEHAM-Szenarien-Verbundforschungsprojekt. AFZ Der Wald 72(13):10-13
- 1
Oehmichen K, Röhling S, Dunger K, Gerber K, Klatt S (2017) Ergebnisse und Bewertung der alternativen WEHAM-Szenarien. AFZ Der Wald 72(13):14-17
- 2
Schier F, Weimar H (2017) Modellierung des Holzmarktes im WEHAM-Projekt. AFZ Der Wald 72(13):21-23
- 3
Meier-Landsberg E, Schweinle J (2017) Nachhaltigkeitsbewertung der WEHAM-Szenarien. AFZ Der Wald 72(13):27-29
- 4
Rosenkranz L, Seintsch B (2017) Ökonomische Analysen der Szenarien. AFZ Der Wald 72(13):24-26
- 5
Rüter S, Stümer W, Dunger K (2017) Treibhausgasbilanzen der WEHAM-Szenarien. AFZ Der Wald 72(13):30-31
- 6
Rosenkranz L, Selzer AM, Seintsch B, Dunger K, Döring P, Gerber K, Glasenapp S, Klatt S, Kukulka F, Meier-Landsberg E, Linde A, Mantau U, Oehmichen K, Reise J, Röhling S, Saal U, Schier F, Schweinle J, Weimar H, Winter S (2017) Verbundforschungsbericht WEHAM-Szenarien : Stakeholderbeteiligung bei der Entwicklung und Bewertung von Waldbehandlungs- und Holzverwendungsszenarien. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 129 p, Thünen Working Paper 73, DOI:10.3220/WP1499246183000
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Rosenkranz L, Diederichs SK, Döring P, Dunger K, Gerber K, Glasenapp S, Klatt S, Kukulka F, Mantau U, Meier E, Oehmichen K, Reise J, Rock J, Rüter S, Saal U, Schweinle J, Schier F, Weimar H, Winter S, Seintsch B (2015) Waldbehandlung und Holzverwendung in der Zukunft. AFZ Der Wald 70(23):45-47