Expertise
Gruppendiskussion
Marie von Meyer-Höfer und Peter Elsasser | 29.06.2022
Die Gruppendiskussion ist eine qualitative Erhebungsmethode. Unter der Anleitung eines Moderators diskutieren mehrere Personen, die sich in der Regel nicht kennen, ein bestimmtes Thema.
Anhand eines vorab entwickelten Leitfadens stellt der Moderator verschiedene offene Fragen zum Forschungsthema an die ganze Gruppe mit dem Ziel, die Bandbreite der unterschiedlichen Ansichten, Wahrnehmungen und Meinungen zu ermitteln, aber auch spezifische Verhaltensweisen oder zugrunde liegende Bewusstseinsstrukturen aufzudecken. Im Gespräch miteinander äußern die Teilnehmenden ihre jeweiligen Haltungen, begründen diese nach Möglichkeit und präzisieren ihre Positionen während des Diskussionsverlaufs.
Die Gruppendiskussion eignet sich besonders gut dazu, in kurzer Zeit und mit einem relativ geringen Aufwand ein breites Spektrum von Sichtweisen, Einstellungen und Reaktionen zu ermitteln. Der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die gemeinsamen Diskussion zum jeweiligen Thema nicht nur viele Ergebnisse hervorbringt, sondern auch unerwartete Aspekte in einem dynamischen Prozess offenlegt.
Beweggründe der Verbraucher werden aufgedeckt
Dies wird an folgendem Beispiel deutlich: In einer Gruppendiskussion mit Verbrauchern über die Wahrnehmung der gegenwärtigen Milchviehhaltung diskutierten die Beteiligten unter anderem über das Futter der Kühe. Während einige Teilnehmer davon ausgingen, natürliches Futter wie Gras und Heu werde eingesetzt, warfen andere ein, dass tatsächlich häufig Kraftfutter gefüttert werde. Daraufhin äußerten sich einige Teilnehmer kritisch und schilderten Unbehagen. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass nicht nur der Aspekt einer als natürlich und tiergerecht angenommenen Fütterung für die Verbraucher relevant ist, sondern auch die Annahme, im Kraftfutter seien viele künstliche Zusatzstoffe enthalten. „Auch dass man als Verbraucher gar nicht genau weiß, aus was Kraftfutter letztendlich besteht, macht einen skeptisch“, stellten die Diskussionsteilnehmer fest.
Insbesondere Beweggründe, die durch standardisierte Befragungen oder Literaturrecherchen nicht erfasst werden, können durch die Gruppendiskussion detailliert aufgedeckt werden. Daher wird sie häufig in Verbindung mit (meist quantitativen) empirischen Erhebungen eingesetzt.
Die Gruppendiskussion wird in der Regel audiogestützt, teilweise auch videogestützt aufgezeichnet und anschließend transkribiert, um Textdateien zu erhalten. Diese Texte werden dann zur Auswertung beispielsweise einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen.