Seetagebuch
Walther Herwig III, 396. Reise
Von Heino Fock und dem internationalen Team
Dauer der Reise: 4. bis 15. Juli 2016
Fahrtgebiet: Nordsee, Doggerbank
Zweck der Reise: Internationaler Doggerbank-Survey
Fahrtleiter: Dr. Heino Fock, Thünen-Institut für Seefischerei
++04.07.2016++ Richtung Doggerbank
Mit dem Auslaufen der Walther Herwig III am 4. Juli 2016 startet das erste international koordinierte Monitoring im Natura-2000-Schutzgebiet auf der Doggerbank.
Natura 2000 ist ein europäisches Netzwerk von Naturschutzgebieten an Land und im Meer, eingebunden in die EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie. Auf der Doggerbank, einem relativ flachen Meeresgebiet in der zentralen Nordsee, sind drei aneinander grenzende nationale Schutzgebiete durch die Niederlande, Großbritannien und Deutschland ausgewiesen worden.
Eine der wesentlichen Herausforderungen im Doggerbank-Managementprozess war die Notwendigkeit, dieses Meeresgebiet in seiner Gesamtheit zu bewerten. Die Niederlande, Großbritannien und Deutschland haben daher eine gemeinsame trilaterale Steuergruppe für die Doggerbank etabliert. Sie soll das Management koordinieren und zu kohärenten und harmonisierten Managementmaßnahmen gelangen.
Die jetzige Forschungsreise der Walther Herwig III hat zum Ziel, im Rahmen des Natura-2000-Monitorings den Erhaltungszustand der Fischgemeinschaften auf der Doggerbank zu bewerten. Wissenschaftler vom Rijkswaterstaat (RWS, NL), Joint Nature Conservation Council (JNCC, UK), Center for Environment Fisheries and Aquaculture Science (CEFAS, UK), und vom Thünen-Institut für Seefischerei nehmen an der 12-tägigen Reise teil.
Grüße von Bord
Heino Fock, Fahrtleiter
Grüße von der Walter Herwig III! Wir sind Tammy Noble-James und Sue Ware, Meereswissenschaftlerinnen vom Centre for Fisheries and Aquaculture Science (Cefas) und dem Joint Nature Conservation Committee (JNCC) aus dem Vereinigten Königreich. Wir haben uns sehr über die Einladung zur Teilnahme an dieser trilateralen Untersuchung des Doggerbank-Natura-2000-Standortes gefreut und auch über die Gelegenheit, einen Beitrag zu diesem großartigen Beispiel multinationaler integrierter Meeresforschung zu leisten. JNCC und Cefas haben kürzlich ein Partnerschaftsprojekt zu bentischen Habitaten und der Fauna der Doggerbank durchgeführt. Wir werden die gesammelten Daten dieser Forschungsfahrt nutzen, um das Ökosystem besser zu verstehen.
Unser achtköpfiges Team aus Meereswissenschaftlern und Studierenden profitiert von einem breiten Spektrum an Fähigkeiten und Disziplinen: Ökologen, Fischereiwissenschaftler, ein Ozeanograph und ein Geograph aus Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich haben in den vergangenen Tagen den südwestlichen Teil der Doggerbank untersucht, Fische und bentische Fauna gesammelt. Diese Daten ergänzen eine bereits bestehende Zeitreihe und erlauben uns, Langzeittrends für die Zukunft in der Biodiversität zu erkennen und zu beobachten. Je besser wir diese einzigartigen Lebensgemeinschaften verstehen, desto besser werden wir sie in Zukunft schützen können.
Ein typischer Tag an Bord ist geprägt von Sortieren, Messen und Zählen. Wir sind alle gespannt, wenn die Klappe aufgeht und der erste Fang des Tages reinkommt. Viele der Fischarten sind üblich für die Stationen, trotzdem gibt es in jeder Probe auch außergewöhnliche Fauna. Zusätzlich zu den Standardfängen von Kliesche (Limanda limanda), Grauem Knurrhahn (Eurtigla gurnadus), Makrele (Scomber scombrus) und Scholle (Pleuronectes platessa) gehen manchmal auch Blondrochen (Raja brachyura), Grauer Glatthai und Dornhai ins Netz. Wir streben fünf bis sechs Fänge pro Tag an, die uns für etwa 12 Stunden beschäftigen. Danach sitzen wir meistens zusammen im Fernsehzimmer – in den vergangenen Tagen zur trilateralen Unterstützung der Fußballmannschaften bei der EM 2016.
Der Doggerbank-Survey dient dazu, den Erhaltungszustand des Sandbodenhabitats im Naturschutzgebiet zu bewerten. Neben der Fischfauna ist daher auch die Bodenfauna untersucht worden. Hierfür hat Joel Cuperus vom niederländischen RWS (Rijkswaterstaat) anhand von Stichproben ein Arteninventar der Reise aufgezeichnet. Das RWS berät das niederländische Ministerium für Verkehr und Wasserbau (Verkeer en Waterstaat) in Fragen rund um Küste und Meer.
Doch zurück zur fischereibiologischen Forschung. Am 14.7. haben wir 35 Hols planmäßig innerhalb der englischen, niederländischen, deutschen und dänischen Zone der Doggerbank bearbeitet. Besonders bemerkenswert im zweiten Durchgang waren Schollen mit Größen über 40 cm und zahlreiche Katzenhaie. Am letzten Tag kam ebenfalls der Videoschlitten zum Einsatz, wenn auch wegen Zeitmangels nur auf einem verkürzten Abschnitt in der deutschen Zone.
Nun heißt es aufräumen und die Rückreise vorbereiten. Die Kolleginnen aus UK bestätigen rasch ihre Flüge, während die anderen schon beginnen, die Ausrüstung wieder in die Transportkisten zu verpacken und den Videoschlitten abzubauen. Eine sehr erfolgreiche Doggerbank-Monitoringreise geht zu Ende.
Die Ergebnisse aus den einzelnen Fachbereichen Ozeanographie, Fischereibiologie und Bodenfauna werden in den nächsten Wochen aufbereitet, um für den gemeinsamen Auswerte-Workshop im Januar 2017 bereitzustehen.
Wir möchten allen Fahrtteilnehmern und besonders der Besatzung und der Schiffsführung der Walther Herwig III für ihre stete Unterstützung danken.
Heino Fock, Fahrtleiter