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Expertise

Konventionelle Milchviehhaltung

Claus Deblitz, Solveig March, Ralf Bussemas, Hauke Tergast, Zazie von Davier, Kerstin Barth, Petra Thobe, Lisa Baldinger | 01.06.2022


BW Institut für Betriebswirtschaft
MA Institut für Marktanalyse

Die Milchproduktion ist der wichtigste tierische Produktionszweig in der deutschen Landwirtschaft. Im Jahr 2020 haben 4 Millionen Milchkühe über 33 Millionen Tonnen Milch gegeben.

Fast jeder vierte Betrieb hält Milchkühe. Die Spannweite reicht von weniger als zehn bis mehr als 1.000 Kühe pro Betrieb. Fast ein Drittel der Milchviehbetriebe haben in der Landwirtschaftszählung 2020 angegeben, dass sie einen Anbindestall besitzen. Die meisten Milchkühe (88 Prozent) werden allerdings in Laufställen gehalten. Der Anteil der Milchkühe mit Weidegang liegt bei 31 Prozent in Deutschland.

Typischer Produktionsablauf in der konventionellen Milchviehhaltung

1. Tag: Um überhaupt Milch geben zu können, müssen die Kühe zunächst ein Kalb bekommen. Zum Abkalben werden die Kühe in der Regel in einer gesonderten Abkalbebucht gehalten.

Bis zur 8. Woche dürfen Kälber allein gehalten werden. Kälber werden überwiegend in Kälberboxen oder Kälberiglus mit Auslauf gehalten. Kuhkälber verbleiben häufig als eigene Nachzucht im Betrieb. Die männlichen Kälber werden meistens nach zwei Wochen verkauft und gehen in die Mast.

Ab einem Alter von 15 Monaten wird das Jungvieh besamt, häufig künstlich. Das Abkalben erfolgt im Schnitt 285 Tage später. Ziel vieler Landwirte ist es, ein Erstkalbealter von 24 Monaten zu erreichen.

Nach dem Abkalben wird die Kuh, die nun zum ersten Mal Milch gibt, in die Milchviehherde eingegliedert und täglich zwei- bis dreimal gemolken. Circa 60 Tage nach dem Abkalben wird die Kuh erneut besamt.

6 bis 8 Wochen vor dem erneuten Abkalben wird die tragende Kuh „trockengestellt“, d. h. sie wird nicht mehr gemolken, und in einer Gruppe, separat von den laktierenden Kühen, gehalten. Im Sommer stellen viele Betriebe die sogenannten Trockensteher auf die Weide.

Fast die Hälfte aller Milchkühe Deutschlands wird in Bayern und Niedersachsen gehalten. Weil Milchkühe als Wiederkäuer Gras verwerten können, ist es besonders vorteilhaft, Milch auf Grünland zu produzieren. Die Milchviehhaltung konzentriert sich daher überwiegend auf Standorte mit einem hohen Grünlandanteil.

Der Strukturwandel hält in Deutschland an: In fast allen Bundesländern ist die durchschnittliche Bestandsgröße in den letzten zehn Jahren gestiegen. Besonders große Herden stehen in den „neuen“ Bundesländern. Während dort – historisch bedingt – die durchschnittliche Bestandsgröße bei 199 Kühen liegt, werden in den „alten“ Bundesländern durchschnittlich 61 Milchkühe pro Betrieb gehalten. Im bundesweiten Vergleich gibt es in Bayern mit durchschnittlich 43 Kühen pro Betrieb die kleinsten Milchviehbetriebe.

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