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Expertise

Kohlenstoffinventur 2017 – eine Zwischenschau

Thomas Riedel | 10.12.2019


WO Institut für Waldökosysteme

Zwischen den Bundeswaldinventuren 2012 und 2022 hat die Kohlenstoffinventur 2017 den Zustand des deutschen Waldes mit einem eingeschränkten Merkmalsspektrum erfasst. Sie liefert Daten zu dem im Wald gespeicherten Kohlenstoff und zeigt, wie sich die Wälder seit der letzten Bundeswaldinventur 2012 verändert haben.

Zusammen mit der Bundeswaldinventur ist die Kohlenstoffinventur eine aktuelle Datenquelle im Bereich Wälder für die internationale Treibhausgasberichterstattung auf Grundlage der Klimarahmenkonvention und dem Kyoto-Protokoll. Aus ihren Daten werden Informationen zur Biomasse- und Kohlenstoffspeicherung im Wald abgeleitet sowie die Veränderungen der Landnutzung von und zu Wald erfasst.

In Verbindung mit dem Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodell WEHAM können wir beurteilen, wie sich unterschiedliche Szenarien auf die CO2-Speicherleistung der Wälder auswirken. In Kombination mit Klimamodellen können wir einschätzen, inwieweit unsere Wälder dem Klimawandel gewachsen sind und wo Risiken bestehen.

 

Die Methoden: Wie der Wald vermessen wird

Die Kohlenstoffinventur 2017 ist eine Unterstichprobe der Bundeswaldinventur. Um zu ermitteln, ob und wie sich die Waldfläche verändert hat, wurden Luftbilder an 195.630 Probepunkten ausgewertet.

Im Wald haben ca. 30 Inventurtrupps an 12.838 Probepunkten rund 143.000 Bäume nach standardisierten Verfahren vermessen und weitere Merkmale erfasst. Die Menge des gebundenen Kohlenstoffs errechnet sich aus dem ermittelten Holzvolumen, der baumartenspezifischen Holzdichte und dem durchschnittlichen Kohlenstoffgehalt.

Die Kohlenstoffinventur im Wald wurde vom Thünen-Institut für Waldökosysteme im Auftrag des BMEL durchgeführt und ausgewertet. Dabei haben die Bundesländer die Luftbildauswertung unterstützt.

 

Besonderheiten gegenüber der Bundeswaldinventur

Der gesetzlich vorgegebene Inventurturnus von 10 Jahren ist zu lang, um den Informationsbedarf bedienen zu können. Deshalb bietet das Bundeswaldgesetz im §41a (3) die Option, in den Jahren zwischen zwei Bundeswaldinventuren Daten zur Kohlenstoffvorrat im Wald zu erheben, wenn das zur Erfüllung von Berichtspflichten zum Schutz des Klimas erforderlich ist. Solche Zwischeninventuren wurden in den Jahren 2008 („Inventurstudie“) und 2017 („Kohlenstoffinventur“) auf einer Unterstichprobe der Bundeswaldinventur durchgeführt. Mit den Daten können neben dem Kohlenstoffvorrat auch viele andere klassische Inventurgrößen wie Waldfläche, Holzvorrat und Holzzuwachs berechnet werden.

Gegenüber der Bundeswaldinventur haben diese Zwischeninventuren folgende Besonderheiten:

  • Die Stichprobendichte ist nur ein Viertel der BWI-Basisstichprobe (8 mal 8 Kilometer statt 4 mal 4 Kilometer). Damit sind Aussagen für Bundesländer und andere detaillierte Fragestellungen nicht möglich. Allerdings können die Länder die Stichprobe auf eigene Kosten verdichten und so die Datengrundlage für Landesauswertungen verbessern. Davon haben bei der Kohlenstoffinventur 2017 fünf Länder Gebrauch gemacht.
  • Es werden nur die zur Ermittlung des Kohlenstoffvorrates im Wald erforderlichen Daten erfasst. Deshalb sind einige bei der Bundeswaldinventur übliche Auswertungen nicht möglich. Das betrifft zum Beispiel die Wildschäden, die Bestockungsstruktur und die Naturnähe.
  • Die Daten werden vom Bund in eigener Zuständigkeit erhoben.

Die meisten Trends aus früheren Inventurperioden haben sich in der Periode 2012 bis 2017 fortgesetzt: Die Waldfläche ist etwa konstant geblieben, es gibt mehr Laubbäume, mehr alte und dicke Bäume, mehr Totholz und einen größeren Holzvorrat. Die Holznutzung bleibt deutlich hinter dem Zuwachs zurück. Die Wälder sind somit weiterhin eine Kohlenstoffsenke. Ob dies so bleibt, wird wesentlich bestimmt von der Entwicklung der Altersstruktur der Wälder, der künftigen Holznachfrage und den Waldschäden durch Extremwitterung.

 

Wichtige Ergebnisse in Stichpunkten:

  • Rund ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist bewaldet: 11,4 Mio. Hektar.
  • Die häufigsten Baumarten sind Fichte (25%), Kiefer (23%), Buche (16%), Eiche (19%).
  • Der Holzvorrat ist von 2012 bis 2017 um 6 % auf 3,9 Mrd. m³ gestiegen.
  • 117,4 Mio. m³ Holz sind pro Jahr nachgewachsen. Drei Viertel sind durch Holzeinschlag oder natürliche Ursachen wieder ausgeschieden, ein Viertel hat den lebenden Bestand vermehrt.
  • Der Flächenanteil der Laubbäume hat sich um 2 % erhöht.
  • Es gibt 14 % mehr Totholz (22,4 m³ pro Hektar)
  • 1.230 Mio. Tonnen Kohlenstoff sind in lebenden Bäumen gebunden (5 % mehr als vor fünf Jahren).
  • Der Wald entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 62 Mio. Tonnen Kohlendioxid. Damit kompensiert der ca. 7 % der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland.

Weiterführende Links

Nähere Informationen finden Sie auf https://bwi.info (Ergebnisse der Kohlenstoffinventur 2017 sowie der Bundeswaldinventur) und auf der Projektseite der Kohlenstoffinventur.

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