Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH)
1948 – 1968
Namhafte Forst- und Holzwissenschaftler aus verschiedenen Teilen des Reichsgebiets sammelten sich nach Kriegsende in Hamburg, wo seit 1939 in Reinbek das Reichsinstitut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft existiert hatte. Damit war die Grundlage für die Zentralanstalt für Forst- und Holzwirtschaft gegeben, die im Mai 1950 vom Bund übernommen und ein Jahr später in Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) umbenannt wurde.
Aufgabe der BFH war es, wissenschaftliche Grundlagen und Erkenntnisse zu erarbeiten, die von der Bundesregierung für ihre politischen Entscheidungen benötigt werden. Da die Bundesrepublik in den 1950er Jahren nur etwa die Hälfte ihres Holzverbrauchs aus einheimischen Wäldern decken konnte, war im ökonomischen Bereich die Erfassung und Beobachtung der Märkte für Rohholz und Holzverarbeitungsprodukte vordringlich, um Prognosen für die Entwicklung dieser Märkte aufzustellen und Maßnahmen zur Verbesserung der Marktsituation vorzuschlagen.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt lag damals bereits auf ökologischen und ökonomischen Problemstellungen, die mit der Entwicklung der Forstwirtschaft in Entwicklungsländern, besonders der Tropen und Subtropen, zusammenhängen. Hierfür dienten sowohl forstpolitische Studien über die Voraussetzungen einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder als auch naturwissenschaftlich-technische Untersuchungen in den Bereichen Waldökologie und Waldinventur. Bei diesen Aktivitäten bestand eine enge Zusammenarbeit mit der zuständigen UN-Organisation, der FAO.
Im Bereich der Holztechnologie war es Ziel der Forschungsarbeiten, die eingesetzten Rohstoffe möglichst gut auszunutzen und eine hohe Wertschöpfung zu erreichen. Durch die weitere Verbesserung von Holzprodukten und Verarbeitungsprozessen wurde angestrebt, den Holzmarkt auszuweiten, die Bevölkerung mit hochwertigen Produkten zu versorgen und die weitgehend kleinstrukturierte Forst- und Holzwirtschaft mit Innovationen zu unterstützen.
Um diese fachlich weit gefächerten Aufgaben zu erfüllen, wurde die BFH 1954 in die Institute für Forstpolitik und Weltforstwirtschaft, Waldbau und Walderkundung, Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung, Biologie und Pathologie des Holzes sowie für Holzschutz, Holzchemie und Zellstoffchemie, Holzphysik und mechanische Technologie des Holzes gegliedert. Ihr Sitz war Reinbek bei Hamburg.
1969 – 1989
Die wachsenden Aufgaben der BFH führten zu immer beengteren Verhältnissen im Reinbeker Dienstsitz. Mit dem Neubau in Hamburg-Bergedorf standen 1976 wesentlich erweiterte Ressourcen zur Verfügung, zugleich konnte der Personalbestand aufgestockt werden. Damit war es möglich, neue und für das Ministerium akute Forschungsthemen zu behandeln. Dazu gehörten in den 1970er Jahren nach den großen Windwurfereignissen in Norddeutschland Untersuchungen zur Lagerung, Aufarbeitung und zur Qualitätserhaltung von Sturmholz.
Ferner wurde der BFH aufgetragen, Methoden für eine zentral organisierte forstliche Großrauminventur zu entwickeln. 1986-1989 wurde diese Bundeswaldinventur zum ersten Mal durchgeführt. Die von der BFH ausgewerteten Ergebnisse dienten unter anderem dazu, Prognosen zum potenziellen Rohholzaufkommen der nächsten 40 Jahre und zur Waldentwicklung zu erstellen.
Nachdem die Waldschäden in den 1970er Jahren dramatisch zugenommen hatten, entstand in der BFH ein neuer, institutsübergreifender Forschungsschwerpunkt zur Erfassung der Waldschäden sowie zur Aufklärung ihrer Ursachen und der Auswirkungen von Umwelteinflüssen (Immissionen, Klima) auf die Wälder und die Holzqualität. Die Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik erfolgte über die Interministerielle Arbeitsgruppe „IMA Waldschäden/Luftverunreinigungen“. Für die in den 1980er Jahren aufgenommenen nationalen Waldschadenserhebungen (WSE) übernahm die BFH die Auswertung hinsichtlich der zeitlichen Entwicklung und regionalen Verbreitung.
1989 – 1992 Deutsche Einheit
Auf Empfehlung des Wissenschaftsrates wurden 1992 in den neuen Bundesländern zwei neue Institute der BFH im Land Brandenburg gegründet. Das Institut für Waldökologie und Waldinventuren war in Eberswalde angesiedelt, einem traditionsreichen forstlichen Forschungsstandort, an dem 1892 der Internationale Verband Forstlicher Forschungsanstalten (IUFRO) gegründet wurde. Das Institut für Forstpflanzenzüchtung in Waldsieversdorf – später organisatorisch vereinigt mit dem Institut für Forstgenetik in Großhansdorf bei Hamburg – setzte die Tradition einer Forschungseinrichtung fort, die dort seit 1946 bestand und aus der Abteilung Forstpflanzenzüchtung des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Müncheberg hervorgegangen war.
1992 - 2007
Als nationales Kompetenzzentrum übernahm die BFH die Koordination und fachliche Betreuung der zweiten Bundeswaldinventur, der Bodenzustandserhebung im Wald sowie der Waldzustandserhebung, bei der jeweils Daten von Probestellen aus ganz Deutschland ausgewertet werden. Seit 1991 koordiniert sie auch weite Teile der europaweiten Waldzustanderhebung und erstellt die jährlichen Waldzustandsberichte für Europa.
Als neue umweltbezogene Forschungsaufgabe wurde an der BFH Mitte der 1990er Jahre der Schwerpunkt Ökobilanzierung von Holz und Holzprodukten eingerichtet, einschließlich der Holzproduktion im Wald. Hiermit konnten die Vorzüge des nachwachsenden Rohstoffes Holz nachgewiesen werden, der als Bau- und Werkstoff, aber auch als Energieträger vielseitig verwendbar ist und der vollständig in einem natürlichen Kreislauf genutzt werden kann.