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Die Messung von Tagesgängen der Kohlenstoffdioxid-Flüsse mit manuellen Hauben startet vor Sonnenaufgang (Großes Moor bei Gifhorn, 04:45 Uhr).
© Thünen-Institut/AK
Die Messung von Tagesgängen der Kohlenstoffdioxid-Flüsse mit manuellen Hauben startet vor Sonnenaufgang (Großes Moor bei Gifhorn, 04:45 Uhr).
Institut für

AK Agrarklimaschutz

Aktuelles

Bodenworkshop des PaludiNetz in Hammeniederung und Teufelsmoor

Das Moorbodenprofil gemeinsam unter die Lupe genommen – Methoden der Bodenansprache projektübergreifend anwenden und etablieren

© Thünen-Institut/Annelie Säurich

Forschende des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz haben mit Fachleuten der PaludiNetz-Projekte einen Workshop zur Ansprache und Beschreibung von Moorböden im Rahmen des Verbundvorhabens PaludiZentrale durchgeführt – inklusive eines praktischen Versuchs zur Vergleichbarkeit von Messungen zur Bodenbefahrbarkeit.

Reste von Wurzeln, Moosen und Holz haben sich über Jahrtausende im Moor abgelagert und geben Einblick in dessen Entwicklungsgeschichte. Am Zustand der Moorböden lässt sich auch gut erkennen, wie stark ein Standort durch anthropogene Eingriffe wie Entwässerung und Nutzung verändert wurde. Für die erfolgreiche Umsetzung von Vernässungsmaßnahmen und die Etablierung von Paludikulturen, wie sie in den Projekten des PaludiNetz angestrebt werden, sind Informationen über den Zustand eines Moorbodens von entscheidender Bedeutung. Übergreifende Aussagen sind jedoch nur möglich, wenn Moorböden nach vergleichbaren Kriterien und Methoden untersucht und beschrieben werden. Um projektübergreifende Methoden zu etablieren, führte das Verbundvorhaben PaludiZentrale vom 25.-27.09.2024 in Osterholz-Scharmbeck einen Bodenworkshop durch, an dem Fachleute aus den BMEL-FNR geförderten Modell- und Demonstrationsvorhaben LivingLab Teufelsmoor, MOOSland, RoNNi (alle Niedersachsen) und WetNetBB (Brandenburg), sowie den BMUV-ZUG geförderten Pilotvorhaben Klimafarm (Schleswig-Holstein), MoorWERT (Bayern) und BLuMo (Brandenburg) teilnahmen.

Von der Theorie in die Profilgrube – Einführung in die Moorbodenansprache

Zunächst erläuterte Sebastian Heller in einem theoretischen Teil im Kreishaus von Osterholz-Scharmbeck die Torfsubstrate und bodenbildenden Prozesse. Anhand seiner umfassenden Bodenprobensammlung führte er durch die Merkmale verschiedener Torfe und Mudden, erklärte die Ansprache von Bodenhorizonten und die sich daraus ergebenden Bodentypen. Neben den natürlichen Moorböden lag ein besonderer Fokus auf der sekundären Pedogenese infolge von anthropogener Nutzung sowie der entsprechenden Ausbildung von Horizonten. Zusätzlich gab es einen Einblick in die Änderungen und Neuerungen im Bereich Moorbodenansprache in der kürzlich erschienen neuen bodenkundlichen Kartieranleitung KA6.

Die praktische Umsetzung der Ansprache von Moorböden erfolgte am darauffolgenden Tag direkt im Feld vor Ort, angeleitet von Sebastian Heller an einem Niedermoorstandort in der Hammeniederung und von Bärbel Tiemeyer an einem Hochmoorstandort im Teufelsmoor. Die Teilnehmenden untersuchten die Zusammensetzung der Torfe und Mudden, bestimmten den Grad der Torfzersetzung nach von Post und prüften das Vorhandensein von Sandkörnern oder Karbonat. An abgestochenen Riegeln, die sie aus der Profilwand präparierten, beschrieben sie das Bodengefüge im oberen Bereich, da sich hier besonders deutlich der anthropogene Eingriff zeigt. Tiefere Schichten bis 4 m beprobten die Teilnehmenden mittels Stechbohrer und Klappsonde. Neben den Untersuchungen gab es auch Zeit für Austausch und Fragen. Insbesondere wurde von den Teilnehmenden nach der Bedeutung der Bodeneigenschaften für die Wiedervernässung gefragt und ein Austausch und sogar ein Workshop zur Ermittlung von bodenphysikalischen Eigenschaften, wie der gesättigten Wasserleitfähigkeit, angeregt.

Boden löchern für die Wissenschaft – Versuch zum User-effect auf Messungen von Befahrbarkeitsparametern

Am dritten Tag des Workshops fand ein federführend von Annelie Säurich konzipierter Feldversuch zur Messung von Scherfestigkeit und Eindringwiderstand statt. Diese Parameter erlauben Rückschlüsse auf die Befahrbarkeit des Moores, was von großer Bedeutung für den Einsatz von Pflege- und Erntemaschinen ist. Durch Unterschiede zwischen den messenden Personen könnten trotz der Verwendung von gleichen Geräten systematische Messfehler entstehen. Um diesen nachzugehen bohrten und hämmerten sich die sieben Bearbeitenden aus den Projekten durch kleine abgesteckte Bodenquadrate, um Penetrologger und Scherflügel zu testen. Zurück in Braunschweig werden die Forschenden der PaludiZentrale die umfangreichen Messdaten auswerten, um festzustellen, wie gut die Ergebnisse aus den verschiedenen Projekten vergleichbar sind und wie sie für übergreifende Ableitungen und Synthesen im PaludiNetz genutzt werden können.

Der Workshop war sowohl für Veranstaltende als auch Teilnehmende ein voller Erfolg und legte einen weiteren Grundstein für die erfolgreiche Zusammenarbeit der nächsten Jahre im PaludiNetz. Ein besonderer Dank gilt den beiden Landwirten vor Ort, die ihre Böden für den Workshop zur Verfügung gestellt haben. Die PaludiZentrale wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Sondervermögen Klima und Transformationsfonds. Projektträgerin ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).


Kontakt: Annelie Säurich und Merten Minke


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