Institut für
AK Agrarklimaschutz
Projekt
Klimaeffekt von Kompensationsmaßnahmen
Optimierung von ökologischen Entwicklungsmaßnahmen hinsichtlich der Treibhausgasbindung/-freisetzung und Überprüfung von Möglichkeiten zur Implementierung in Bewertungssystematiken der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung
Kompensationsmaßnahmen nach der Eingriffsregelung des Naturschutzgesetzes zielen auf den Ausgleich im Sinne des Natur- und Artenschutzes. Eine Bewertung aus Sicht des Klimaschutzes fehlt bisher.
Hintergrund und Zielsetzung
Ziele dieses Projektes sind:
- Die Entwicklung von Bewertungsmethoden für die Klimawirksamkeit von Maßnahmen in der Eingriffsregelung
- Der Test von Bewertungsmethoden an Praxisbeispielen in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Schleswig-Holstein
- Die Identifikation von Maßnahmen und Standorten mit besonderen Synergien zwischen Klimaschutz und ökologischer Aufwertung
Vorgehensweise
Mit Hilfe einer integrierenden Auswertung, basierend auf der UNFCCC-Emissionsbereichterstattung und laufenden Forschungsarbeiten des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz, werden die treibhausgasrelevanten Effekte der Naturschutzausgleichsmaßnahme quantifiziert und bewertet.
Ergebnisse
Vor dem Hintergrund der Neubeanspruchung von Flächen für Bauvorhaben in einer Größenordnung von derzeit rund 80 ha pro Tag (angestrebt sind maximal 30 ha pro Tag bis zum Jahr 2020) und dem daraus resultierenden Kompensationsbedarf ergibt sich ein erhebliches Potenzial, das Schutzgut Klima im Sinne der Treibhausgaswirkung stärker im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zu berücksichtigen. Bisher gibt es jedoch keine Möglichkeit, die Treibhausgaswirkung sowohl von durch Bauvorhaben beeinträchtigten Biotopen als auch von resultierenden Kompensationsflächen zu bemaßen und somit in die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung einzubeziehen. Ziel des durchgeführten K&K-Projektes war es daher, Ansätze zu erarbeiten, um die Treibhausgasbindung und –freisetzung durch Landnutzungsänderungen handhabbar zu machen.
Für die Berechnung der Treibhausgasbilanzen der einzelnen Flächen waren umfangreiche Recherche- und Entwicklungsarbeiten notwendig, da es bisher kein Berechnungssystem gab, das die auf Biotoptypenebene abgebildeten Landnutzungsänderungen mit standardisierten Datensätzen für die Klimawirksamkeit verknüpft. Letztendlich wurden die Treibhausgasbilanzen der Projektflächen mit ihren unterschiedlichen Ausgangs- und Zielbiotoptypen ermittelt. Dabei zeigten sich zum Teil deutliche Unterschiede der Klimawirksamkeit einzelner Maßnahmen. Die größten flächenspezifischen Bindungspotenziale wurden für Gehölzentwicklungen auf vormaligen landwirtschaftlichen Nutzflächen berechnet, wobei insbesondere die Entwicklung von Kleingehölzstrukturen zu beachtlichen Treibhausgasbindungen führt. Signifikante positive Effekte wurden auch für die Entwicklung von Extensivgrünland, sowohl auf vormaligem Intensivgrünland als auch auf vormaligen Ackerflächen bilanziert. Erwartungsgemäß sind dabei die Unterschiede zwischen Acker und Extensivgrünland größer als zwischen Intensiv- und Extensivgrünland. Die Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Produktionsflächen tragen vor allem über die im Vergleich zu Gehölzentwicklungsmaßnahmen größeren betroffenen Flächen zur Treibhausgasminderung bei. Insgesamt wurden 93 Einzelflächen und -maßnahmen auf 26,8 Hektar detailliert untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie lassen sich daher nur mit großen Unsicherheiten auf andere Gebiete übertragen.
Trotzdem wurde eine grobe Relevanzabschätzung für die Synergien zwischen Kompensationsmaßnahmen und Klimaschutz versucht. Wenn bundesweit jährlich ca. 30.000 Hektar Kompensationsflächen angelegt werden und diese im Mittel eine Klimaschutzwirkung haben, die dem Mittelwert der untersuchten Flächen entspricht (110 Mg CO2-Äqu.. ha-1 über einen Zeitraum von 20 Jahren), ergibt sich daraus unter Berücksichtigung von weiteren Kompensationsmaßnahmen derselben Größenordnung in den Folgejahren eine jährliche Klimaschutzwirkung von 3.300 Gg CO2. Dies entspricht etwa 13% der deutschen Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlichen Böden (N2O) und LULUCF1 (CO2 in Böden und Biomasse) oder 0,3 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen (UBA 2014a). Durch die geringe Flächengröße der Kompensationsmaßnahmen haben Einzelmaßnahmen nur begrenzten Einfluss auf die deutsche Treibhausgasbilanz. In Summe können sich jedoch durch-aus nennenswerte Effekte ergeben.
Gesamte Projektbericht: Optimierung von ökologischen Entwicklungsmaßnahmen hinsichtlich der Treibhausgasbindung/-freisetzung und Überprüfung von Möglichkeiten zur Implementierung in Bewertungssystematiken der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung – Abschlussbericht; DBU-AZ 28479, August 2015
Thünen-Ansprechperson
Beteiligte externe Thünen-Partner
- UVENTUS GmbH
(Gladbeck, Deutschland)
Geldgeber
-
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
(national, öffentlich)
Zeitraum
10.2013 - 1.2015
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen