Institut für
FI Fischereiökologie
Projekt
DCF-Aal: Wie man sich bettet, so liegt man - Schadstoffe, Parasiten und ihr Einfluss auf den Aal
Untersuchungen zum habitat-spezifischen Einfluss von Schadfaktoren auf die Biologie & Laicherqualität des Europäischen Aals in deutschen Binnengewässern.
Mit Blick auf den dramatischen Einbruch des Glasaalaufkommens seit Anfang der 1980er Jahre und der damit einhergehenden kritischen Bestandssituation des Europäischen Aals herrscht noch immer zu weiten Teilen Unklarheit über die Ursachen dieser besorgniserregenden Bestandsentwicklung. Neben der fischereilichen Nutzung des Aals werden in der Wissenschaft auch andere vom Menschen verursachte Einflussfaktoren diskutiert.
Hintergrund und Zielsetzung
Zu den diskutierten Bedrohungen für den Bestand des Europäischen Aals gehören neben der Veränderung der natürlichen Lebensräume auch eingeschleppte Parasiten, bakterielle und virologische Krankheiten, sowie Gewässerverschmutzung durch Umweltgifte. Die hiervon abhängigen Lebensbedingungen für die Aale in den einzelnen Flussgebieten Deutschlands können sich in ihrer Qualität deutlich unterscheiden.
Aus diesem Grund ist das Thünen-Institut für Fischereiökologie federführend in Kooperation mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen an Untersuchungen zum Einfluss bestimmter Schadstoffe und Parasiten auf die Biologie und Bestandssituation des Aals in deutschen wie internationalen Binnen- und Küstengewässern beteiligt. Ziel dieser Untersuchungen ist ein besseres Verständnis der Wirkungsweise und möglichen Folgen der genannten Einflussfaktoren für die Aale während ihrer kontinentalen Lebensphase in unseren Gewässern.
Die Ergebnisse sollen eine Bewertung von geeigneten Habitaten für den Aal auch im Sinne von Besatzempfehlungen erleichtern und gegebenenfalls zu einem besseren Bestandsmanagement in Deutschland beitragen.
Vorgehensweise
Nach Vorgaben des Europäischen Datensammelprogramms DCF erheben wir klassische fischereibiologische Parameter - etwa Länge, Gewicht, Alter und Reife- von Gelb- und Blankaalen aller deutschen, von Aalen natürlich besiedelten Flussgebiete. Die hierbei entstehenden Daten verarbeiten wir und geben sie anschließend an internationale Expertengruppen weiter, welche mit Hilfe dieser Daten Erkenntnisse zur überregionalen Bestandssituation des Europäischen Aals erarbeiten.
Zusätzlich zu den von der EU vorgegebenen Standardparametern erforschen wir in Zusammenarbeit mit mehreren deutschen Partnerinstitutionen den Einfluss unterschiedlicher Schadfaktoren wie Parasiten und Umweltgiften sowie in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Habitatpräferenz und Standorttreue, um zu einem besseren Verständnis der Zusammenhänge zwischen Habitat- und Laichfischqualität beizutragen. Hierzu stehen unserem Institut und unseren Partnern eine Vielzahl von modernen wissenschaftlichen Methoden zur Verfügung.
Vorläufige Ergebnisse
Die bisher erschienenen Studienergebnisse geben Aufschluss über die Einflussfaktoren von Schadstoffen und Parasiten auf den Gesundheitszustand und die Entwicklung der Aale in den jeweiligen Gewässersystemen. So konnten beim Befall von Aalen mit dem eingeschleppten Schwimmblasenparasiten Anguillicola crassus im Rahmen eines langjährigen Monitorings in norddeutschen Binnengewässern anhaltend hohe Befallsraten von 65 bis 83% festgestellt werden. Diese Studie konnte allerdings auch in Elbe und Ems einen signifikant abnehmenden Trend bei der Befallsintensität (adulte Parasiten pro infizierter Schwimmblase) nachweisen. Eine Verbesserung der Situation in den nächsten Jahren scheint deshalb möglich.
Eine weitere Studie konnte mit Hilfe von mikrochemischen Untersuchungen in den Gehörsteinen (Otolithen) von Aalen unterschiedliche Strategien in der Habitatwahl feststellen. Hier zeigte sich, dass Fische, die sich ausschließlich in Küstengewässern aufhielten, signifikant weniger vom Schwimmblasenwurm A.c. befallen waren und zusätzlich generell durch einen höheren Fettgehalt in besserer Kondition waren als Fische, die ausschließlich in Süßwasserhabitaten lebten. Mit den Konsequenzen unterschiedlicher Habitate auf Aale beschäftigten wir uns auch in einer Reihe von Studien, in denen wir uns die Belastung mit organischen Schadstoffen in Aalen angesehen haben. In einer Studie die sich unter anderem mit Stoffwechselprodukten von polyzyklischen Kohlenwasserstoffen (PAK Metabolite) beschäftigte, zeigten sich etwa Zusammenhänge zwischen der Gallenfärbung und Entwicklungsstadium untersuchter Aale.
Zu ähnlichen Erkenntnissen führten eine Reihe anderer Studien zur Belastung von Gelb- und Blankaalen mit unterschiedlichen Schadstoffen, wie Metallen (zB. Hg, CD, PB), halogenierten persistenten organischen Schadstoffen (PCBs, Dioxine, Flammschutzmittel) und Insektiziden (zB. Fipronil). in diesen Studien wurde deutlich, dass Präsenz und Komzentration akkumulierter Schadstoffe stark vom Habitat der beprobten Fische abhing und diese Schadstofe teilweise in signifikanten Konzentrationen auch in den Gonaden (Eiern / Ovarien) weiblicher Bklankaale angereichert wurden. Da dies möglicherweise zu einer Reduktion der Reproduktionsfähigkeit von Fischen bestimmter Gebiete führen kann, sollten diese Erkenntnisse im Management, wie etwa Besatzempfehlungen oder Einschränkungen von Besatz, Verwendung finden.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
- Hanel, ReinholdFI Institut für Fischereiökologie
- Kammann, Ulrike FI Institut für Fischereiökologie
- Marohn, LasseFI Institut für Fischereiökologie
- Poell, AlexandraFI Institut für Fischereiökologie
- Poell, AlexandraFI Institut für Fischereiökologie
- Pohlmann, Jan-DagFI Institut für Fischereiökologie
- Wysujack, Klaus FI Institut für Fischereiökologie
Zeitraum
3.2009 - 12.2027
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft
Geldgeber
Gefördert durch den Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF).
Publikationen
- 0
Freese M (2020) The role of chemical pollution in the continental life of the European Eel (Anguilla anguilla L.). Kiel: Univ Kiel, 218 p, Kiel, Univ, Diss
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